Träume "Nur" Spiegel der Seele?

Philosophische und kritische Überlegungen zum Thema Traum und Traumdeutung

Moderator: Mirakulix

Träume "Nur" Spiegel der Seele?

Beitragvon minush » 03.07.2009, 08:07

Hi zusammen,

momentan intressiert mich ein spezielle Frage..
Sind Träume "nur " ein Spiegel der Seele oder doch viel mehr?

Durch meine berufliche Tätigkeit habe ich viel mit den Seelen und dem Gemütszuständen von Menschen zu tun...
Dabei fällt mir auf, daß trotz intensiver Hilfe von Fachleuten (ich zum Teil involviert) ein Teil der Menschen dazu neigen sich weiter selbst zu verletzen und andere. Ich es nicht mehr auf Konditionierung zurück führe sondern langsam wirklich zur Freudschen Theorie mich neige das der Mensch einen Todestrieb in sich trägt...
Menschen denen es ganz offensichtlich sogar schon Jahre gesundheitlich besser geht mit ihrem leben spielen und bewußt wieder zum Suchtmittel greifen...
Träume zeigen auf wie es um die Seele des Menschen steht und zeigen auch wie erkrankt seine Seele ist..
Hier im Forum haben wir so ab und an..so schlimme Träume so daß wir die Träumer auch dazu auffordern professionelle Hilfe aufzusuchen...

Diese schlimmen Träume sind sie nur ein Spiegel der Seele oder haben sie bereits eine heilende Funktion?...
Zeigen sie den "Todestrieb" nur an oder arbeiten sie dagegen?

Ihrgendwo habe ich mal gehört, das Genforscher davon ausgehen, daß nicht jeder Mensch aus seinen Erfahrungen heraus lernen kann.. Einigen Menschen ein gewisses Gen fehlt für Erfahrungslernen...Ist dem so? Ist dies der Todestrieb? Was ist eure Erfahrung?

vielen Dank im voraus für eure Antworten...

lieben Gruss

minush




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Beitragvon minush » 04.07.2009, 13:04

Hi windrose,

viellen dank für deine Gedanken..
Muss sie noch in mir wirken lassen...

nur soviel..
Philosphien, Therapieformen, Theorien..sind alles Konstrukte..
und meist schlecht als recht...Krückstöcke..

Ich bin ein Erfahrungsmensch. Ich sammle Erfahrungen ziehe meine eigene Lehre daraus und entdecke dann meistens, daß ein andere bereits ein ähnliches Konstrukt.. darüber entwickelt hat.. und freue mich dann sackrisch ..nicht allein mit meiner Erfahrung zu sein...
"In der Zwischenzeit halte ich mich meist für ein wenig verrückt"

Also nicht wie ein Thoretiker.- .unser Lehrsystem (Schulsystem) es uns gerne vermittelt..

Da denkt sich einer etwas aus (eine Theorie).. die anderen müssen es glauben und probieren es aus und sehen.. potz, blitz es stimmt.....
oder auch nicht und denken dann Sie ticken falsch..und ändern ihr Verhalten, so daß die Theorie stimmt...

Vielleicht wurde das selbstständige Denken diesen menschen , den Todessüchtigen abgewöhnt?

muss noch weiter darüber nachgrübeln...

lieben Gruß minush
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Beitragvon Caterina » 05.07.2009, 18:43

Hallo Minush,

zur Todessucht will ich nicht weiter eingehen, sondern greife Deine andere Frage auf: Sind Träume "nur ein Spiegel" oder haben sie heilende Funktion?

Was meinst Du - als alter Hase? ;)

Die "Funktion" der Träume ist aus meiner Sicht mehrdimensional und von daher auch nicht linear zu beantworten. Es kommt auch darauf an aus meiner Sicht, wie mit den Träumen gearbeitet wird....und inwieweit der Rahmen gegeben ist, sich tief in die Traumarbeit einzulassen. Ich meine, dass Träume beides sein können: Heilung und Spiegel....denn: Kann ein Spiegel nicht auch Heilung sein? Kann ich nicht im ge-spiegelten auch er-kennen und er-fahren? Es gibt Traum-techniken, die in der Heilarbeit angewandt werden, doch ich glaube, für den "Hausgebrauch" ist Vorsicht geboten, wenn wir Traumarbeit als heilendes Instrument verstehen wollen.

Zur Theorie, zum Konstrukt und Erfahrung noch eine Anmerkung:
Neigt der Mensch nicht auch dazu, seine Erfahrungen zu interpretieren? Das was Du mit "lernen" etikettierst? Das, was man in der Kindheit "er-lernt" begleitet uns und diesen Kern, wie Windrose es beschrieb zu treffen bringt Bewegung - ja aber in was? Und wenn ich Erfahrungs-schätze interpretiere, um sie persönlich zu verstehen - was lege ich denn dann zu Grunde? "

Soweit my 2 Cents,
(gelöschter User)
Caterina
 

Beitragvon minush » 05.07.2009, 22:57

Hi caterina und windrose,

danke für eure postings

ich habe das Thema angefangen und trotz dem ich ein alter Hase bin..plagen mich so ab und an Selbstzweifel... (denke aber das ist recht gesund)
vorallem wenn mich die Realität mich vor Höhenflüge und Selbstüberschätzung zurückholt...

Erfahrungsschätze und Interpretiton... da kann ein Schlüssel liegen..
Vielleicht interpretieren diese menschen die Todessehnsucht haben ihre Erfahrungen nur anders....
Weis nicht ob ich so auch wildroses Ansatz richtig interpretier habe...
:?

Der Gedanke hat aber was.....

Ebenso die Interpretation der Träume....so haben diese dann keine heilende Wirklung sondern das Gegenteil...

Was haben die Leute davon,, die Träume negativ.. zu interpretieren, Ihre Erfahrungen ihrem Nachteil zu interpretieren.?
aufmerksamkeit?

Muss darüber nachdenken....

vielen dank euch beiden..

lieben Gruß minush
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Beitragvon minush » 06.07.2009, 08:43

Hi zusammen,

die nacht hat mir gut getan und auch dieses Bainstorming...

kann es sein das leiden mehr Aufmerksamkeit verschafft ?
Anteilnahme und Macht und der andere Weg deswegen für die Menschen nicht erstrebenswert ist?
Das ein Grund ist warum dann auch Träume nicht verstanden werden, oder negativ interpretiert werden....

Somit das loslassen, den anderen nicht mehr Aufmerksamkeit zu schenken der Schlüssel wäre...
Nur ist der Weg nicht....lebensgefährlich ... und das Spiel wird ab und an zu hoch gepockert ... und wo hört loslassen auf und fängt Gleichgültigkeit an...
Ich weis für einige Süchtlinge ist dies der einzige Weg.. sie müssen am Tiefpunkt ankommen.. Nur die Angehörigen die in der Achterbahn mit sitzen.....

Wieso kann der Schlüssel für alle Beteiligten nicht vorher klick machen..
Wieso macht er bei einigen nie klick...
Strebt denn nicht alles nach Entwicklung?.... Warum hat bei diesen menschen es sich irgendwann umgedreht....

werde es wohl nie ergründen...
lg minush
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Beitragvon Caterina » 06.07.2009, 21:42

Hallo Minush,

ich frag mal - rein nach meiner Intuition - wen willst Du retten und warum? Was willst Du in Dir retten - und wovor und warum?

Wenn Du es nicht tust - was passiert dann?

"Süchtige" müssen nicht nur am Tiefpunkt ankommen, sie müssen AUCH den Willen dazu haben, ihr Leben zu verändern, selbst zu agieren und den Mut aufzubringen, durch den Schmerz ins Leben zu gehen - nicht zu flüchten. Kannst Du es aushalten, dass sich ein Süchtiger dagegen - und somit auch gegen Deine Brücke und Stütze (wie mit dem Alkohol) entscheidet? Das er nicht seinem Schmerz begegnen will, das er nicht den Mut hat, diesen Weg zu gehen? Das er leiden will, weil der Preis zu hoch erscheint, in ein "Nebel- und Fluchtfreies" Leben zu gehen?

Du willst gut sein, 100 % Deinen Job machen - was heisst das konkret? Und was, wenn es DIr nicht gelingt? Flucht, Frust?

Sind Ideen, die mir so kommen.

Lg
(gelöschter User)
Caterina
 

Beitragvon minush » 06.07.2009, 22:52

Hi caterina,

ja die Frage bekomme ich oft gestellt...

Wen will ich retten? was will ich retten und wofür?
spontan fällt mir dazu ein...

Es geht mir nicht ums retten nur ums verstehen und begreifen...Das jeder seines eigenen Glückes Schmied ist und ich das Schicksal nicht besiegen kann und auch nicht anderen seine Eigenverantwortung nehmen kann ist mir klar... und wurde mir vom Leben genug beigebracht..und wenn ichs vergesse erinnert es mich ganz sicher wieder daran...

Es geht mir um begreifen..Forscherdrang Neugierde....und ich hinterfrage halt gern..und gebe mich ungern mit einem "das ist halt so" zufrieden...

Das ist meine Natur... alles zu hinterfragen und den Sinn dahinter zu suchen...So ab und an stellt sich dann heraus..das ich ein Stücken.. von Sein erwische...und etwas mehr begreife...
Darum geht es .... Das leben zu begreifen..
Wozu? um mich selbst besser zu verstehen.."Glücklicher zu sein"

ich verfalle beim Tod eines Klienten nicht in Depression oder martere mich vor Selbstvorwürfen....

Ich traue um einen Menschen den ich eine zeitlang begleiten durfte und versuche zu ergründen ob ich die Begleitung hätte anders gestalten können .. als Reflektion...

Warum tue ich das und sage nicht einfach.. naja was solls.. ?
Nun ca. 1/4 meines jetzigen Lebens verbringe ich in meiner Arbeit und ich möchte diese Arbeit so tun, daß ich damit zufrieden bin...und ich mich wohl fühle..so weit es möglich ist...
Eben keine Depressionen bekomme, psychosmatische Erkrankungen und um am Ende lieber heute als morgen in Rente zu gehen...

Ich möchte das leben einfach begreifen und dies dann in meinem Job anwenden.... und die Fragen hier sind einfach Reflektion für mich und ich hoffe durch Andere Menschen neue Aspekte zu gewinnen.. und mich nicht nur in meinen eigenen Gedanken im kreis zu drehen...
Ähnlich wie bei einer Traumdeutung... eine andere Sichtweise könnte meine blinden Flecken aufdecken...

lieben Gruß
minush
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Beitragvon minush » 07.07.2009, 07:41

Hi zusmmen,

noch ein paar Gednaken beim nächtlichen grübeln gehabt..
Als menschen sind wir vielleicht die einzigen Wesen die auf unserem Planeten zu Erkenntissen fähig sind...
Ich bin einfach neugierig und möchte soviel ich verstehen kann von diesem Wesen ergründen.. von dieser Welt...
vielleicht sollte ich mich nicht auf die menschen beschränken..
In der Nacht überlegte ich ob es andere Wesen auf unserem Planeten gibt die sich selbst bewußt schaden zufügen...
Mir sind die Wale eingefallen, die in ganzen Herden sich ans Ufer spülen lassen.
Die Gottesanbetermännchen, und die Lemminge..
Nun bei den Gottesanbetern ist de Sexualtrieb der Kick anscheinend so groß, daß es das Männchen nicht lassen kann.. Wäre interessant ob jedes Männchen so heiß drauf ist....
Bei den Lemmingen is es der stress aber auch dort springt wohl in einer Population nicht jedes in den Abgrund...
sind wir am Ende gar nicht so Erkenntiss fähig wie wie scheinen sondern nur durch Triebe bestimmt und Gene?
und somit die ganze Traumdeuterei..Nur eine Spielerei...
Maximal ein Spiegel....
überschätzen wir Menschen uns zu sehr als Herr der Schöpfung?

Ich mag es nicht glauben.. ( ich bin ein hoffnungsloser Optimist) Für mich ist das leben Entwicklung.. nicht Fortschritt. Zur Entwicklung gehören Ruhephasen, Rückzug und vorallem lernen, aufblühen, gedeihen....
Müsste danach nicht das leben an sich streben? Müsste dieser Funke nicht in jedem Leben sein und entfachbar sein...
Genauso wie wenn ich eine pflanze hege und pflege, ihr Wasser gebe und dünge...Müssten wir menschen mit unserer Fähigkeit zur erkenntis nicht gerade deswegen dazu fähig sein zu gedeihen und aufzublühen...anstatt die Natur und uns selbst zu zerstören?

lg minush




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Beitragvon Caterina » 07.07.2009, 08:57

Hi Minush,

nur kurz ein Feedback zu Deinen Zeilen:

Du willst verstehen, be-greifen, schreibst Du...und warum? Warum willst Du ALLes verstehen? Wo ist Dein Vertrauen? Vertrauen auf den Prozeß des Lebens?

Wenn ich be-greifen und verstehen will, bin ich im Kopf - wo ist das Gefühl? Das Geschehen lassen...den anderen in seinem Los zu lassen?

Forschung, Erkenntnis ist das EINE - Er-leuchtung, Bewusst-SEIN das andere ;)

Es gibt weit aus mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, die wir NICHT verstehen und die es trotzdem gibt - und wie gehen wir/Du damit um?

Nochmal: Warum ist es Dir so sehr wichtig zu begreifen, warum ein Mensch sich nicht verändert...etc? nur wegen Forscherdrang und Neugierde? Ist das nicht auch eine Form der Flucht? Sublimentierung oder so nennt Freud das ;)

Geschehen lassen, loszulassen und NICHTS zu tun, aus zu halten ist weit aus schwerer zu ertragen, als "aktiv" zu sein, Forscherdrang nachzugeben und die Dinge zu ergründen, die un-ergründbar sind und bleiben - denn hier ist auch dem Mensch Grenzen gesetzt....Erleutung findest Du nur in der Spiritualität ;)

Soweit...
lg (gelöschter User)
Caterina
 

Beitragvon Joshua N. » 18.07.2009, 16:04

Lieber minush!

Vielleicht wurde das selbstständige Denken diesen menschen , den Todessüchtigen abgewöhnt?

In dem Fall wäre dann also die naturfeindliche Erziehung zum Gehorsam z.B. gegenüber den moralischen Geboten ('Gott ist dein Herr usw.) die Ursache für das destruktive Verhalten? Meiner Ansicht nach ist dies eine sehr berechtigte Annahme.

Dennoch glaube ich nicht, dass sich das Verhalten z.B. der von Dir erwähnten Gottesanbeter-Männchen mit einem krankhaften Drang zur (Auto-/Destruktion schlüssig in Verbindung setzen läßt. Das Leben vieler Männchen und Weibchen endet ohnehin meist unmittelbar nach der Erfüllung ihrer geschlechtsspezifischen (genetisch verabkerten) Daseinsbestimmung, etwa bei den Drohnen der Bienen und bei den Lachsen, die gleich nach der Eiablage allesamt sterben. Insofern ist es sogar konstruktiv, wenn die Männchen der Gottesanbeterinnen, statt nach der Begattung einfach irgendwo zu vergammeln, noch während des Befruchtungsaktes 'den Kopf' verlieren, denn wird der verdaute Körper vom weiblichen Organismus zugleich in die Produktion neuer Eier investiert - insgesamt ein harmonischer Kreislauf, so wie alles in der Natur, auch wenn uns der unablässige Daseinskampf aller gesunden Wesen oft entsetzlich anmutet, grausam rücksichtslos gegen das "Individuelle". Wohl möglich stellt dieser Anspruch auch schon nichts natürliches mehr dar, nicht jedenfalls, wenn sich der 'individuelle' Selbsterhaltungsdrang über den Drang der Arterhaltung hinwegsetzt...

Die Träume der psychisch kranken Menschen spiegeln leider! kaum noch die Phänomene der Natur, sie geben dennoch immer Aufschluß über die Herkunft der widernatürlichen Destruktivität und insofern - anhand solcher oft sehr schwer zu verkraftenden Selbsterkenntnis - auch die Möglichkeit zur Genesung. Streben nach Selbsterkenntnis ist ein gesundes Bedürfnis, insofern naturgemäß... ein großes Glück, wenn man - trotz aller psychischen Probleme - dieses Vermögen über alle destruktiven Prozesse während der Kindheit inwegerrettetet hat...


Freud war so jemand; Seine die Natur zum Vorbild nehmenden Ansichten und Methode der Traumanalyse scheinen in der Tat den am besten geeigneten Weg zur Selbsterkenntnis zu bieten, auch wenn Freud zu seiner Zeit nicht fähig war, seine Hypothese eines dem Mensch und allen Lebewesen angeborenen Destruktionstriebes zu entkräften. Die Naturwissenschaften waren damals noch nicht genügend weit entwickelt, das angeborene Gesunde von den auferlegten Perversionen: ein ausschließlich die Menschheit betreffendes Phänomen: das "psychische Leiden" - zu unterscheiden...

Genauso wie wenn ich eine pflanze hege und pflege, ihr Wasser gebe und dünge...Müssten wir menschen mit unserer Fähigkeit zur erkenntis nicht gerade deswegen dazu fähig sein zu gedeihen und aufzublühen...anstatt die Natur und uns selbst zu zerstören?

So ist es. Ein minimal (trotz alledem) erhaltener Rest an gesunder Erkenntnisfähigkeit, bildet den Schlüssel dar zum Glück, zur Heilung.
Joshua N.
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Beitragvon Joshua N. » 18.07.2009, 21:26

Insofern stimme ich mit Joshua N's Beitrag nur in diesem zu kurz erklärten Punkt überein: "Streben nach Selbsterkenntnis ist ein gesundes Bedürfnis, insofern naturgemäß"; zu kurz gekommen ist er, weil ich ihn wie folgt ergänzen würde: Denn so wie Selbsterkenntnis ist auch Selbsterhaltungstrieb & Selbstzerstörung naturgemäß (bei Tieren, wie beim Menschen).

Da Joshua N. mit solcher mutmaßlichen Ergänzung natürlich nicht einverstanden ist, gibt es also in keinerlei Punkt eine Übereinstimmung, sei denn, es würde ein naturwissenschaftlich fundiertes Argument geboten, inwiefern z.B. Gehirnselbstzerstörung durch dauerhaft schweren Alkoholmißbrauch naturgemäß sei, bzw. mit dem Kopfverlust eines sein Genom erfolgreich weiterreichenden Gottesanbeter-männchen zu vergleichen...

Und so könnte es auch sein, dass der „Todestrieb“ nicht als ... Krankheit angesehen wird...

In dem Ergänzungs(?)versuch oben ist also vorerst nur von "Glaube" die Rede und vom "Hoffen", dass künftige Befunde der Naturwissenschaften ihn in Wissen verwandeln würden? In dem Fall zöge ich meine ganze Stellungnahme zurück...
Joshua N.
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Beitragvon Joshua N. » 19.07.2009, 02:26

Fast alles, was die Menschen betrifft, taucht in der Naturwelt auf. Was Menschen eigen und was damit absolut un-natürlich ist, ist nur das Phänomen des Quälens / Folterns. DAS gibt es tatsächlich nicht in der Natur. Kein Tier quält ein anderes um des Quälens willen. Menschen schon.

Daran habe ich am meisten gedacht, als ich Dich las.

Ok. Ich würde aber diesen Sadismus nicht qualitativ getrennt von der genannten autosadistischen Gehirnzerstörung durch massiven Akoholmißbrauch denken. Wenn Du also behaupten möchtest, dass DER zu dem "fast alles" gehöre, das Du erwähntest, dann wäre nett von Dir zu versuchen, das naturwissenschaftlich zu begründen, zumal Du

hier in diesen Thread gerade aus den Gründen einer Kontroverse geschrieben (hast)..



Die Träume der psychisch kranken Menschen spiegeln leider! kaum noch die Phänomene der Natur, [...]

Träume psychisch erkrankter Menschen sind also un-natürlich?

Träume stehen grundsätzlich im Dienste der Selbsterkenntnis - wie gesagt ein natürliches Bedürfnis. Ich meinte also nicht die Träume an sich, sondern ihre dem "kranken Mensch" entsprechenden Inhalte - eine Tatsache, die dazu wert ist, in den heilsamen Prozess der Selbsterkenntnis anhand Traumdeutung integriert zu werden...
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Beitragvon Joshua N. » 19.07.2009, 13:25

Also mal Klartext bitte: Was ist Deine These jetzt?

Meine These ist noch immer die gleiche: Es gibt unter artgerecht aufwachsenden Lebewesen keine Perversionen (u.a. sadistische Folterei und Autodestruktion durch Drogenmißbrauch). Da von allen Lebewesen auf diesem Planet allein der Homo sapiens in erheblichem Ausmaße pervertiert ist, wächst er folglich nicht artgerecht heran.

Gehlens These, wonach der Mensch aus evolutionär-genetischen Gründen erst eine ganze Reihe von angeborenen Verhaltensmustern verliert und dann die sog. Kultur gewinnt, um trotz jener "Mängel" zu überleben, sollte man u.a. schon deswegen nicht folgen, weil sich Mensch und Schimpanse in nur 1% ihres Genoms unterscheiden - zwar genug, um unser größeres Gehirnvolumen, gewonnenes Sprachvermögen, Verlust an Fell und physischer Stärke zu erklären, aber bei weitem viel zu wenig, um das unterstellte genetische Verschwinden/ Verseichen etlicher Instinkte zu begründen.

Gehlens sozialdarwinistische Annahme eines allein beim Mensch gegebenen 'naturgemäß-genetischen Instinktverlust', stellt aus meiner Sicht nur den Versuch dar, Freuds vor allem anhand Traumanalyse und Bezug auf Darwin gewonnene Entdeckung wegzurationalisieren, dass das primatenspezifischen Instinkt-Reserveau des Homo sapiens -sein "ES" - durch die moralische Kindererziehung gewaltsam ins Unbewusste verdrängt wird, den Mensch im Kindesalter schon zu einem neurotisch "instinktverarmten" Mängelwesen züchtend, das später zu Religion oder pseudowissenschaftlichen Thesen greift um sein So-Sein zu kaschieren, zu Konsum, um sein Elend zu ersaufen, und zu Erziehung und Folter, mit diesem allem dem einen Ausdruck verleihend, was ihm als Kind von seinen unmittelbarsten Bezugspersonen zugefügt wurde.

Eine Kuh braucht nach der Geburt keine 5 Minuten um Laufen zu können.

und Schimpansen brauchen 9 Jahre um zur Pubertät zu gelangen. Das erklärt sich aus der vergleichsweise viel komplexer veranlagten Gehirn- und Sozialstruktur dieser Art von Lebewesen; egal aber wie komplex: die Natur pervertiert sich nicht von selbst. Ein komplexeres Gehirn potenziert jedoch für den entsprechend höher evolutionierten "Geist" die Möglichkeit, fatale Irrtümer zu begehen, ihn wenn, dann in einen tiefen Konflikt mit seinem "Körper" (dessen Instinkten) stürzend. Also der "Natur".
Der Mensch also kann niemals ein "Naturmnesch" sein.

Er wird als 100%iger Naturmensch geboren und hängt es vom Ausmaß der ihm anschließend auferlegten Schäden ab, ob und wie weit er den Weg zurück finden kann, heilend durch Einsatz für seinen sonst im Unbewussten ohnmächtig verdrängt bleibenden Schöpfer: die Natur, das "Es". Nicht so sehr wegen sich selber, als vor allem aus Verantwortung für die kommenden Generationen, sie ab Geburt vor der Notwendigkeit wieder genesen zu müssen bewahrend. Sie haben ein Recht darauf, artgerecht heranzuwachsen. Darauf beruht die "Menschwürde"...
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Beitragvon minush » 21.07.2009, 07:50

Hi Non a me und Joshua,

vielen Dank für eure Beiträge ..so wie ich Euch verstanden habe geht es darum und so stellt sich mir ja auch die Frage..

Gibt es den Todestrieb ( mit Todestrieb, verstehe ich Joshuas Auffassung diese Destruktiven Elemente) und wenn ist dieser ein Urinstinkt wie der Überlebensinstinkt..oder neu erworben entweder durch lernen oder verlust von Insinkten...

Fraglos gibt es diese destruktiven Elemente und da stimme ich Joshua zu nur beim Menschen..
Alle anderen Bespiele aus der Tierwelt di selbst anführte beruhen auf Krankheit (stress) oder um die Art zu erhalten bzw. sie haben ihre Aufgabe der Arterhaltung erfüllt.

Also sind dieses destruktive Verhalten ein Evolutionsschritt...und gehört entweder zu dem Phänomen das Der Mensch allein über sein Leben frei entscheiden kann... - Fähigkeit zur Selbsterkenntis hat (wenigstens in einem größeren Ausmaß wie Tiere) oder eine Genetische Fehlentwicklung..
Wenn dieses destruktive Verhalten durch seine Erkenntnissfähigkeit entsteht.. - dann kann er auch daraus lernen..
Wenn es eine genetische Fehlentwicklung ist...dann nicht...

Ist diese destruktive Verhalten eine Genetische Fehlentwicklung.. dann sind wir tatsächlich eigentlich nur biologische Roboter...
Traumdeutung, Spiritualtiät, Philosophie alles nur Tant und Spielerei...Freier Wille... alles Selbstbetrug....

so oft sich im Leben diese These zu bestätigen scheint, und viele Pessimisten sie teilen, (viele Alkoholiker.)...
Ist diese mir zu wider..
Denn wenn dies alles konstrukives Verhalten wie destruktives Verhalten rein genetisch bestimmt ist.. Dann hätte Traumdeutung keinen sinn, gewisse Spirituelle Erfahrungen wären genetisch gesehen völlig Überflüssig...
Ein Roboter braucht um zu funktionieren und zu lernen keine Gotteserfahrung oder Träume oder Nahtodeserfahrung.

Ich denke das ist der Grund warum es mir so wichtig ist zu begreifen warum diese Menschen immer weiter diesen destruktiven weg gehen...
Es geht um die Sinnhaftigkeit des Lebens a sich...
-Meiner Sinnhaftigkeit.. Es geht mir nicht darum..diese einzelnen menschen zu ändern...
Wenn also der mensch also doch zur Selbsterkenntis fähig ist.. (jeder mensch) und wir keine Roboter sind.. so ist auch kein Mensch verloren...in der Destruktivität..sondern nur der Weg ist noch nicht gefunden...
Ob ich diesen Weg für ihn finde oder jemand anders, zu einem andern Ort und zeit ..oder der Mensch ihn allein oder nie findet ist dann eine andere Geschichte...

Nun benötigt ein Roboter.. die Fähigkeit einer Gotteserfahrung?
Vielen dank für eure Bereitschaft des Gedankenaustausches....

lg minush








Das ist der Grund warum mich diese Thema so interessiert....
Es geht mir nicht darum die menschen zu ändern sondern
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Beitragvon Joshua N. » 21.07.2009, 14:21

Lieber Minush,
auch Dir meinen Dank für Deine wichtige Betrachtung!

Es geht mir nicht darum die menschen zu ändern sondern
_________________
Von guten Mächten treu und still umgeben, behütet und getröstet wunderbar.. (Dietrich Bonhoeffer)

Meiner Ansicht nach ist es ein Unterschied, ob man die Menschen ändern will 1- des Sinnes, sie mit Gewalt zu ihrem angeblichen Heil zu zwingen (so wie die Religionen und viele Staatsideologie es praktiziert haben), oder ob man 2- ein naturwissenschaftlich fundiertes Gesundheitsmodell erarbeiten will

>> einerseits um auf dem Genesungsweg sicher voranzuschreiten (sich aus "Freiem Wille" rückverändernd zum Guten, Wahren und Schönen der Natur, und den kranken Artgenossen hierbei ein Vorbild bietend) und

>> anderseits
um eine erste Generation der als 100%ige Naturwesen geborenen Kinder vor dem Prozess der widernatürlichen Veränderung zu bewahren, ihnen ihr artgerechtes Heranwachsen gewährend, anstatt sie wie jetzt als 'biologische Roboter' zu behandeln, deren genetischer 'Hardware' sich nach Belieben alles was man will 'pädagogisch' einprogrammieren läßt... Der Mensch wird mit einer Reihe genetisch verankerter Instinkte geboren, wohnhaft im "Es" der freudschen Lehre - und erwarten sie eine artgerechte Beziehungsumgebung; fehlt diese, das "Es" im Gegenteil bekämpfend, werden die Instinkte verdrängt ins "Unbewusste", das neurotische Leiden erzeugend...

Der in (1) genannte Irrweg, zu dem also auch die moralisch-instinktfeindliche Erziehung gehört, läßt sich wohl ohne weiteres zu den destruktiv-/sadistisch-)en Phänomenen rechnen (- auch wenn die Erziehung "gut gemeint" oktroiert wird). Darüber hinaus wäre in meinen Augen auch kein Wunder, wenn ein Mensch, der die Alternative (2) nicht kennt UND dazu betroffen ist von leidensvoller Naturentfremdung, aus hilfloser Ohnmächtigkeit neigt, psychisch ins narzißtische Behütet-sein-Wollen zu regredieren, der naturfeindlichen Destruktivität ungewollt anhand infaniler Passivität Vorschub leistend - ein Verhalten, das den von Freud etwas irreführend so genannten TodesTRIEB auch charaktersiert. Den in der Tat angeborenen Lebenstrieben hingegen ist zu eigen, gegenüber jedweder Katastrope Initiative zu ergreifen, sich auch dem wohl "selbstverschuldeten" Leiden auf eigene Gefahr und Veranwortung widersetzend, ein Attribut des "freier Wille". Selbstverschuldetes Leiden stellt etwas dar, zu dem der Homo sapiens sich prinzipiell immer versteigen kann, seines am höchsten evolutionierten Bewusstseins wegen. "Irren ist menschlich".. aber so

.. das destruktive Verhalten des Menschen durch Erkenntnissfähigkeit entsteht.. - kann er auch daraus lernen..

Wenn Du Bedenken hast gegenüber manchem Detail des von mir Gesagten, Fragen oder Ergänzungen, dann schreibe mir bitte; ich werde mich selbstverständlich gerne damit auseinandersetzen und versuchen, meinen Standpunkt bei Bedarf näher zu begründen oder zu ändern..

Wären wir bereits ungefähr einer Meinung, dann stellte sich uns ab hier die Frage, was für das Vorhaben der Erarbeitung eines naturwissenschaftlich fundierten Gesundheitmodell konkret weiter zu unternehmen wäre, wobei - wie ich vermute - die von Dir gewählte Überschrift: Traum und Wirklichkeit, den Schlüssel dazu bieten müsste: Beide Bereiche, innere Situation wie umgebende Natur, sollen sorgfältig erforscht werden, um das Gesunde am Menschen von seinen naturwidrigen Problemen sicher zu unterscheiden, letztere meidend und ersterem folgend, genesend...
Joshua N.
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