Nie rechtzeitig ferig werden

Philosophische und kritische Überlegungen zum Thema Traum und Traumdeutung

Moderator: Mirakulix

Re: Nie rechtzeitig ferig werden

Beitragvon Ingenius » 11.02.2011, 19:29

Xephyr,

ich glaube, der Traum spiegelt die Sorge, das Leben nutzlos verstreichen zu lassen. Weiterhin glaube ich, dass viele Menschen diese Sorge teilen, deswegen habe ich das alles geschrieben. Wem das alles fremd ist, scheint ein wirkliches Problem zu haben.
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Re: Nie rechtzeitig ferig werden

Beitragvon Schwan » 11.02.2011, 19:51

natuerlich gibt es da noch die einfache direkte Loesung - wenn drauf´kommen bist - gib Bescheid :wink:
Schwan
 

Re: Nie rechtzeitig ferig werden

Beitragvon Amyth » 12.02.2011, 13:43

Hallo Ingenius!

Ich erlaube mir mal, mich kurz einzumischen und dir eine - zugegeben nicht ganz einfache - Überlegung vorzuschlagen:

Ingenius hat geschrieben:Er saß da. Ein älterer, großer, hagerer Mann, so eine Art Mischung aus Walter Matthau und Anthony Quinn. Er trug eine braune Hose und eine dunkelrote Wolljacke. Hatte einen leichten Buckel, als wenn er es gewohnt wäre, sich ständig Leuten zuzuwenden, die viel kleiner als Er waren. Um ihn herum saß ein Grüppchen Leute und hörte Ihm zu.

Ich dachte, dass das nur ein schlechter Schauspieler wäre, wusste aber gleichzeitig, dass es Gott war.
...
Ich wollte mich an Gott wenden, aber Er ignorierte mich, war für mich unerreichbar.

Sein Gesicht habe ich nie gesehen. Er wandte mir immer nur den Rücken oder die Seite mit weggedrehtem Kopf zu.


Es gibt eine Auffassung des Göttlichen als das ganz Andere, das vollkommen Fremde. Also als dasjenige, was immer in den Bereich desssen verweist, was hinter den eigenen Grenzen liegt. Natürlich verändert sich das, was man von diesem ganz Anderen sieht mit jedem Schritt, den man geht. Das Bild eines "Personengottes" passt nicht dazu. Es ist zugegeben eine abstrakte Vorstellung. Aber ich habe den Eindruck, dass sie deiner inneren Vorstellung des Göttlichen sehr viel näher kommt, als das Bild des "Personengottes". Den hat dein Traum von Anfang an in Verdacht, ein "Betrüger" zu sein. D.h.: ein Bild zu sein, dass nicht wirklich zu deiner inneren Vorstellung und Erfahrung des Göttlichen passt.

In dieser dynamischen Vorstellung des Göttlichen ist es nur ganz natürlich, dass du "das Gesicht nicht siehst": das Gesicht blickt in die Richtung deines Wegs, also in dieselbe Richtung wie du.

Das Gefühl, "nie etwas zu Ende zu bringen, nie fertig zu werden" entspricht m.E. in einem gewissen Sinne der Realität: Wenn man immer auf das Mögliche und nicht Erreichte schaut, dann blickt man sozusagen grundsätzlich in die Unendlichkeit und Transzendenz (oder eben meinetwegen in Richtung des Göttlichen). Das kann unterstützend sein, weil es z.B. Ideen bringt; das kann einem wie ein Fluch vorkommen, weil man dann garantiert "nie fertig wird". Diese Weise zu blicken ist ihrem Wesen nach immer der Blick in die Zukunft. Wenn das zu Versagensgefühlen führt, kann es hilfreich sein, den Blick häufiger einmal in die Richtung der Vergangenheit zu schicken und ihn dort auf den bereits erreichten Ergebnissen verweilen und ruhen zu lassen, anstatt immer wieder in die Zukunft, in das Mögliche oder eben in das (aktuell) "Jenseitige" zu schauen.

Wenn man den Traum in dieser Weise betrachtet, so könntest du den Jungen mit dem Holztier als den Blick in die Vergangenheit betrachten, auf dein eigenes Kindsein und auf die erreichten Ergebnisse deines Lebens. Jedes Ergebnis, das du in deinem Leben erreicht hast, ist irgendwann einmal im Bereich deiner persönlichen "Jenseitigkeit" oder Transzendenz gewesen und in diesem Sinne im Bereich des Göttlichen. Wenn du auf deine Resultate schaust, kannst du also gewissermaßen das in deinem Leben manifest gewordene Göttliche sehen.

Der Sinn entsteht und entwickelt sich im Weitergehen: Wie willst du einen Faden als Ganzes sehen, der gerade erst gesponnen wird oder ein fertiges Tuch, das gerade erst gewebt wird? Ein "fertiges Tuch", ein "fester, absoluter Sinn" gehört immer zu jemandem oder etwas anderem als man selbst, zu etwas das "fertig" ist, am Ende des jeweiligen Wegs ist.

Hast du eine Vorstellung bekommen, wie ich das alles ungefähr meine?
Liebe Grüße
Amyth
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Re: Nie rechtzeitig ferig werden

Beitragvon XEPHYR » 12.02.2011, 15:03

Ingenius hat geschrieben:ich glaube, der Traum spiegelt die Sorge, das Leben nutzlos verstreichen zu lassen. Weiterhin glaube ich, dass viele Menschen diese Sorge teilen, deswegen habe ich das alles geschrieben. Wem das alles fremd ist, scheint ein wirkliches Problem zu haben.

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Re: Nie rechtzeitig ferig werden

Beitragvon minush » 13.02.2011, 14:17

Hi zusammen,

hier mein kleiner Beitrag dazu...

Ich denke der Traum gehört zu den großen Träumen. Dehalb ist er auch so einprägsam.
Das Gottestbild hier ist nicht auf das ich des Träumers beschränkt.
Wie gesagt es ist ist ein großer Traum und solche Gottesbilder stehen nach meiner Erfahrung nach mit dem kollegtiven Unbewußten in Verbindung..
Das sich Gott hier als ein alter müder aber un-ermütlicher darstellt hat einfach mit dem Thema des Traumes zu tun.

Das Thema, ist treffend nicht rechtzeitig fertig zu werden ..und sich verzettln....

Außer Gott dessen Aufmerksamkeit und Anerkennung zu erlangen das Ziel des Traumes gewesen wäre..
Finde ich hier zwei personden die hätten Hilfestellung geben können..Die aber vom Träumer nicht richtig wahrgenommen wurden..
Die Frau die auf ihre Weise (Plan) hätte ihm helfen können....Der TRäumer aber nicht zuhörte..
Das Kind das ihm das Holzspielzeug geben wollte, wobei er die Initative ergriff und es sich einfach nehmen wollte.
Das Kind gab noch einen Hinweis..Papa..Vater...zum Träumer..
Ich denke hier liegt der wichtige Punkt.. Der TRäumer ist zu sehr erwachsen..zu sehr Papa..und zu wenig Kind...
zu erwachsen männlich..um einer Frau..einem Kind die Initative...die Führung zu übergeben...
Das Holzspielzeug ist der Preis..den Gott zu vergeben hat...das was sich der Träumer ersehnt..was er aber so..mit dem VVerhalten im Traum nicht erreicht..
Wie könnte er es erreichen?
Vielleicht in dem er der Frau..dem Kind die Initative läst?
Was ist FRau und Kind gemeinsam....Der Frau..die Inutuion...die Kreativität..das zuhören, Gelassenheit..
Dem Kind die Umbekümmertheit..das spielerische, ungestühme, unerschrocken, keine Problem mit Fehlern...das handlen aus dem Bauch heraus...
Etwas was vielleicht der Träumer verlernt hat vor lauter Erwachsen sein... Vater sein...
Deshalb ist auch dieser Gott im Traum so müde....es wäre ja so einfach..wenn die Menschen nicht dauernt in Büchern..Zetteln...so erwachsen wie sie es in der Schule gelernt haben nach ihm zu suchen..Sondern eher wie die Kinder voll Freude und neugierde....

Dann ist auch der Schultraum kein Problem mehr..

lg minush
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