War es Traum oder "Wirklichkeit"?

Philosophische und kritische Überlegungen zum Thema Traum und Traumdeutung

Moderator: Mirakulix

War es Traum oder "Wirklichkeit"?

Beitragvon April » 12.05.2010, 12:15

Bitte um eure Hilfe den langen Traum/ Besuch zu deuten

Meine Großmutter ist vor zwei Wochen gestorben, letzte Woche war ihre Beerdigung. An für sich, komme ich sehr gut mit ihrem Tod klar, sie war 90 und ist mit starkem Willen entschlafen. Ich habe mich verabschieden können, nichts bleibt unklar. Dennoch war sie das letzte Stück Herkunftsfamilie, was mir damit wegbricht. Aber trotzdem, konnte ich mich für sie freuen, auf ihrer Beerdigung, dass sie nicht gelitten hat und so gestorben ist, wie sie es immer wollte. Ich war auch froh, dass es vorrüber ist, diese Angst um sie wann sie sterben wird.

Ich war gestern nicht traurig, oder habe an sie gedacht und umso mehr erstaunt mich der Traum, den ich nachts hatte und aus dem ich um 3 uhr schluchzend erwachte.

Meine Frage zu dem Traum ist nun, war es ein Albtraum, eine Verarbeitung des Unterbewusstseins oder hat sie sich wirklich noch mal von mir verabschiedet. (Ich glaube an keine Religion, für mich ist sie einfach weg, zur Erklärung, das Leben zählt, nicht was danach ist)

Der Traum ging so:

Ich saß in ihrer Wohnung und wunderte mich selbst darüber, da sie doch gestorben war und ich gar nicht mehr in ihre Wohnung kann. Ich erklärte es mir im Traum so, dass ich ihr noch einmal nahe sein wollte und genoß den Moment, das alles so aussah wie früher und schaute umher. Ich war so glücklich.

Dann sah ich sie ins Wohnzimmer reinkommen, sie sah aus wie immer, nur vitaler und agiler. Sie hatte sich hübsch angezogen, eine Perlenkette umgelegt.

Sie setzte sich zu mir.

Ich überlegte wie wild, denn ich wusste, dass sie tot ist und das unmöglich ist. Ich überlegte, ob sie sich auflösen würde, wenn ich sie berühren würde. Ob sie selber weiß, dass sie tot ist.

Sie war fröhlich und wunderte sich ob der vielen Blumensträuße, die in ihrem Wohnzimmer standen. (Die gab es leider auf ihrer Beerdigung nicht), ich erklärte ihr, dass ihre Freunde und Verwandten sie ihr geschickt hatten. Ich traute mich nicht, ihr zu sagen, dass sie von ihrer Beerdigung übrig waren. Ich dachte mir, es sei die sanfteste Methode, wenn sie vons elbst drauf kommt, dass sie gestorben und ein Geist ist.

Jetzt kann ich mich nicht mehr an den Zwischenpart erinnern, wie sie zur Erkenntnis innerhalb unseres Gespräches kam.

Ich weiß nur noch, wie ihr Ungläubigkeit ins Gesicht geschrieben stand und etwas Entsetzen und ich ihre Hand auf meinen Babybauch legte und ihr besänftigend versicherte, daß sie ihrem Urenkel und mir glauben soll, wir würden sie nie anlügen, sie sei tot und dürfte eigentlich gar nicht hier sein. Es war das erste Mal, dass sie ihren Urenkel spüren konnte, das war vor ihrem Tod leider nicht mehr möglich.

Dann kam die Erkenntnis und mit ihr wurde sie ruhig, besonnen.

Ich fragte sie, was sie hier mache. Dann glänzten ihre Augen schalkhaft und sie kam auf mich zu, was mich ängstigte. Sie wusste plötzlich wieder, warum sie mit mir in ihrer Wohnung war, obwohl sie schon längst hätte gehen müssen.
Sie sagte mir, dass es Glück bringe, wenn einem ein Geist das Gesicht wäscht. Also mit den Handflächen symbolisch vom Haaransatz bis zum Kinn streicht.
Ich fragte, ob es weh tut.
Sie lachte und erwiderte sie hoffe nicht und überwältigte mein Einwände quasi und vollzog die Geste. Ich spürte nichts, außer das es ihr ein wichtiges Anliegen war und sie beruhigt und zufrieden war, dass sie mir jetzt damit Glück gebracht hat und ich dachte mir, dass es sicher nicht schaden kann und freute mich, dass es ihr so wichtig war, dass sie dafür noch einmal zurück gekommen war. Auch wenn es mir wehtat, sie zu sehen, da ich schon abgeschlossen hatte mit ihrem Tod.

Dann wurde sie Zeit knapp, ihre Daseinsberechtigung erlosch mit dem "Gesicht waschen", ihr Ziel war erreicht. Wir spürten beide, dass sie gehen musste und wir umarmten uns, sie sagte mir, dass sie mich sehr lieben würde und küsste mich und ich küsste sie und sagte ich wie sehr ich sie lieb habe und klammerte mich regelrecht an ihrem Schoß fest und weinte bitterlich flehend, sie solle nicht gehen. Sie soll mich nicht allein zurück lassen, sie soll bei mir bleiben, es tat ihr leid aber sie musste gehen und löste sich in Luft auf.


Da erwachte ich weinend mit dem traurigen Gefühl, dass sie nicht bei mir geblieben ist. Obwohl es schön war, sie noch einmal wieder zu sehen, zu hören und sie für mich zu haben, tut es nur weh.

Ich weiß den Traum nicht zu deuten, zu nah bin ich ihm, und vielleicht helft ihr mir, ihn zu verstehen. Obwohl ich nicht gläubig bin, räume ich die Möglichkeit ein, dass Seelen durchaus nochmal zurück kommen können, nach ihrem Tod, wenn man empfänglich dafür ist. Aber ich hätte nicht gedacht dass sie zu mir kommt, denn ich hatte es bereits gut verkraftet und es eigentlich nicht gebraucht, glaub ich. Denn jetzt bin ich trauriger als vorher.

Lieben Dank für eure Interpretationen.
April
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Beitragvon Ahimsa1960 » 12.05.2010, 13:21

Bei Deinem Traum handelt es sich meiner Meinung nach tatsächlich um den Geist Deiner Großmutter die dich nochmals besuchen wollte.

Mit der Handlung des Gesicht waschens wollte Sie augenscheinlich Deine im Inneren doch noch vorhandene Trauer weg waschen.

Es ist oft so das Menschen die sterben sich gerne noch einmal bei Ihren Lieben melden möchten, manchmal um noch etwas zu sagen oder einfach nur um zu zeigen das es Ihnen gut geht.

lg
Su
Wer morgens zerknittert aufsteht hat den ganzen Tag ber enorme Entfaltungsmöglichkeiten
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Hmm

Beitragvon Gwinneth » 14.05.2010, 00:35

Also ich glaube in eine etwas andere Richtung, was den Rahmen an dieser Stelle deutlich sprengen würde, aber vielleicht hilft dir meine Interpretation etwas weiter.

Unter Gesicht habe ich erstmal gefunden:
Wer es wäscht, will sich möglicherweise von einer Schuld reinwaschen.
Wenn Sie sich im Traum auf das Gesicht eines Menschen konzentrieren, dann versuchen Sie, diese Person zu verstehen.


Du schreibst am Anfang sehr gefasst über den Tod deiner Oma, doch im Laufe des Traums entwickelst du dich weiter. Dieses Ritual des Gesichts waschens, scheint für dich das abwaschen dieser Gefasstheit zu sein. Vielleicht hast du ein schlechtes Gewissen gehabt (!), dass du nicht richtig um sie trauern konntest, vielleicht weil du noch zu sehr unter Schock standest. Nach diesem Gesicht wachen, scheinst du dich davon gelöst zu haben und diese Verlustgefühle zuzulassen.

Und ich denke, dass Seelen wiedergeboren werden, bis sie eines Tages verstanden haben, was sie hier auf Erden sollen (bzw in der Welt(en)?). Und wenn sie das verstanden haben, dann steigen sie als Sterne an den Himmel und helfen von dort aus den anderen Seelen, indem sie ihnen in der dunkelsten Stunde den Weg weisen.

Ich weiß, das ist etwas dramatisch, kitschig, aber mir hilft es dieser Gedanke sehr und vielleicht dir auch.

Liebe Grüße

Und Natürlich alles wie immer ohne Gewähr ;)
"Alle Träume können wahr werden. Wenn wir nur den Mut haben, ihnen zu folgen." Walt Disney

~Alle Interpretationen ohne Gewähr ;) ~
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