Heute Morgen hatte ich einen seltsamen Traum:
Ich stand am Rande einer russischen Großstadt und ging in die freie Natur spazieren. Erst überquerte ich eine Wiese, dann lief ich einen breiten Waldweg entlang, landete auf einer Lichtung, folgte einem schmaleren Waldweg und landete im Nirgendwo. Also beschloss ich zurückzukehren.
Auf einmal wurde der breite Waldweg total schmal und verschwommen - und ich landete in derselben Großstadt im späten 19. Jahrhundert. Ich fühlte mich hilflos und allein (mein Hotel gab es ja nicht mehr) und irrte im Dunkeln durch eine leere, erleuchtete Geschäftsstraße mit antiken Häusern aus dem Mittelalter. Nachdem ich an drei verschiedenen Gasthäusern vorbei geschlendert war, kehrte ich um. Das erste hatte sich plötzlich in einen Buchladen verwandelt. Er war schon geschlossen, im Inneren brannte aber Licht und ich hörte einen deutschen Radiosender. Ich war erleichtert und dachte, der Inhaber würde mich wenigstens verstehen. Ich klopfte also, bis er aufmachte und erklärte ihm, dass ich Deutsche sei und mich verirrt habe und nun nicht wisse, wohin. Da führte er mich in einen primitiven Nebenraum mit Wänden, die aus runden Natursteinen zusammengefügt und dann gekalkt schienen. Auf dem nackten Boden stand eine riesige Truhe. Die öffnete er und darinnen verbarg sich ein luxeriöses Doppelbett mit dunkelrotem Samt ausgeschlagen. Ich hatte einen dicken Schlafsack dabei und freute mich, ein Dach über dem Kopf zu haben. Ein Stück weiter stand ein Tisch, darunter war ein Käfig mit einer Katze darin. Dahinter entdeckte ich einen Heizkörper, wie er erst Anfang der 20. Jahrunderts üblich war. Der sollte die Katze offenbar wärmen und ich freute mich, dass mein Schlafraum geheizt war. Wir ließen die Katze raus, ich ließ sie an meinen Fingern schnuppern, aber sie ließ sich nicht hochnehmen und bekam einen Napf mit Futter. Ich hatte Durst, aber der Gastgeber machte keine Anstalten, mir einen Tee anzubieten. Ich traute mich auch nicht danach zu fragen, war ich doch froh, einen Schlafplatz zu haben. Stattdessen zeigte er mir ein kleines Buch, das er geschrieben hatte - und in einem deutschen Verlag produziert worden war. Mich wunderte das, wie er sowas in Russland verkaufen könnte. Aber es gab damals dort ja deutsche Siedlungen.
Auf der Suche nach einem Lokal, wo ich was zu essen und trinken bekäme, schlenderte ich weiter ein Stückchen zurück und geriet zu einem Spielwarenladen, dessen Besitzer ebenfalls Deutsch konnte. Seltsamernweise kannte er den Buchhändler nicht, bot mir auch keinen Tee an, hörte mir aber aufmerksam zu, als ich ihm erzählte, ich käme aus einer anderen Zeit. Er sagte, man schreibe das Jahr 1880 und ich erzählte ihm, was in den Folgejahren in Russland und Westeuropa geschehen war. Dabei wachte ich auf...
Ich bin Pädagogin und schreibe Kindergeschichten - habe insofern einen Draht zu Buchhandel und Spielzeug. Obwohl ich mich in Traumdeutung recht gut auskenne, bin ich hierbei irritiert...