Liebe E.!
Auch wenn ich nicht behaupten kann, den Traum schon völlig durchschaut zu haben, so ist mir doch zumindest klar geworden, dass er in seiner Grundaussage nicht so negativ ist, wie ich zunächst angenommen hatte. Reinigung und Lösung der Blockaden ist ja eher etwas Positives. Natürlich kann es sein, dass da noch andere Punkte drinstecken aber dieser Aspekt ist doch positiver als ich zu Beginn angenommen hatte.
Ja, es ist einwandtfrei positiv, dem Selbsterkenntnisbedürfnis Deines Es entgegen zu kommen (Spiegel; Auseinandersetzung mit dem Traum im Ganzen); genauso, seiner Selbstheilungskraft die Möglichkeit zu öffnen, ihre im Kampf gegen eine "wo ich aufgewachsen bin" auferlegte Störung bereits verbrauchten Abwehrstoffe (Eiter) frei abfließen zu lassen. Das gehört zum Bereich der
natürlichen Reinigungsfunktionen, dem Versuch Deiner Seele (Psyche und Physis), das Optimum der naturgewollten Stabilität wiederherzustellen, die seelische Gesundheit. Da gibt es also eine Blockkade, eine Störung - geradezu Verwirrung - Wieso? Nun, das Krankmachende stammt offenbar von der frühkindlich erfahrenenen Sauberkeitserziehung her, von den Personen, die für Dich wichtig waren, die Macht über Dich hatten. Macht aber verführt zum Missbrauch. In diese Richtung deuten demnach das Bad, Klo und die Tampons - für Dein Ich bislang eine Selbstverständlichkeit, sinnvoll usw, doch sieht es meiner Meinung nach darnach aus, als habe die Erziehung, die mit dem Argument der Hygiene in Wahrheit die Es-Triebe bekämpfte, Dein Ich verwirrt. Im Badezimmer gesund werden zu wollen, ist ein bisschen wie zu versuchen, Dreck mit Dreck abzuwaschen. Dabei geht's nicht um die "wissenschaftlich" erwiesenen Vorzüge der Hygiene, sondern um die Gewaltsamkeit der Erziehung. Den Zwang, mit dem man die Kinder "domestiziert" - das ist das Schädliche, die Seele Kränkend- und Krankmachende...
Interessant, dass du sagst, dass die Punkte "Halt und Stabilität" anerzogen sind. Ich hätte gedacht, dass sie ein natürliches Bedürfnis des Menschen darstellen.
Das sind sie primär auch; dass die natürlichen Prozesse aus 'Chaos' Ordnung, Stabilität und sogar Schönheit erzeugen (s. Irrationaleste von allen Zahlen/ KAM-Theorem)*, das hatte mein Kommentar nicht in Frage stellen wollen. (/*
https://www.spektrum.de/kolumne/die-irr ... en/1430636).
Er bezog sich lediglich auf Deine wichtigen Überlegungen zum "Schwindel": dass es positiv sein kann, Halt und Stabilität vorübergehend zu verlieren. Ich würde noch einen Schritt weiter gehen: Dein Es fordert vom Ich, sämtliche Reinigungsvorschriften, die ihm von den früher wichtig gewesenen Personen ins ÜberIch implantiert wurden, gründlich zu hinterfragen, einschließlich der dafür maßgeblichen Methode, das erzieherische Verhalten. Bis hin zur Verheißung, durch das entsprechende Gehorsam für Halt und Stabilität in Deinem Leben sorgen zu würden: für Zufriedenheit Deines ÜberIchs mit Deinem Ich (ohne sog. Gewissens-Bisse), Anerkennung auch von Außen. Das Gegenteil ist also der Fall! Oder welche wärer Dein Vorschlag, das Grundthema des Traumes zu umschreiben? Meiner Meinung nach schwindelte Dir nicht nur, es fliegt auch ein Schwindel auf: dass Du betrogen wurdest.
Der ist ja für verschiedene Dinge da: Ausscheidung, Sexualität aber eben auch Reinigung. (Die Regel dient ja beispielsweise unter anderem der Ausschwemmung von Viren und Bakterien die in den Unterleib gelangt sind. Da wären wir wieder beim Thema Reinigung)
Gut, dann können wir annehmen, dass die verinnerlichte Erziehung zu einer Störung führte, die die Sexualität betrifft, Deine Weiblichkeit. Das wäre viel mehr als Eisprung und Reproduktion, denn über die Nase (spezielles Antennenorgan in Verlängerung des Ichs) nimmt das Es auch die Pheromone wahr und beinflusst durch einen Plus-Minus-Tropismus, wer als Sexualpartner besonders interessant gefunden wird bzw. gut riecht, und wer nicht.
Auch die optische Ästhetik hat, wie Du hinweist, eine wichtige Aufgabe: alles Signale, die "bis ins Innere des Körper hineingehen" (zum Grunde der Seele, wo sie beurteilt werden zwecks später bewusster Orientierung des Denkens und Verhaltens) und von hoher Bedeutung sind für Deine Selbstverwirklichung als genitales Wesen. Im Ei sollen Erbgüter zusammenkommen, die gesund sind (zur Ökonische passend, engl.
fitt), jedoch einander nicht besonders ähnlich, um neue noch unbekannte Gene in die Reproduktion einzubauen, die Fittnes erhaltend, bei Bedarf evolutionär anpassend an neue Faktoren, u.a. virale Bedrohungen. In engem Zusammenhang auch mit der Ernährung, denn auch hier gilt's, die faulen von den saftigen, reifen Äpfeln zu unterscheiden. Nicht nur für die Selbsterhaltung, sondern wiederum im Dienste der Arterhaltung (Selektion + Vermehrung). Dieser Zusammenhang zwischen Selbst- und Arterhaltung scheint v.a. für die Frau von Bedeutung, weil ihre Ernährung das Wachstum der Embryonen garantiert...
Leider hast Du nicht gesagt (auch nicht daran gedacht?), dass die "Regel" auf ein unbefruchtet gebliebenes Ei zurückgeführt werden kann. Also auf einen Unfall, der in der Natur an sich nicht vorgesehen ist, denn der ganze Aufwand vom Eisprung bis hin zur Einnistung in der Gebärmutter geschieht nicht ins Blaue, sondern mit "Sinn".
Das missverstehe bitte nicht so, als ob die Psychoanalyse der Auffassung wäre, eine Frau müsse 'Kinder bekommen', um ihre natürliche Daseinsbestimmung zu verwirklichen (geschweige denn in einer Welt, in der aufgrund Überbevölkerung Kriege um knappe Nahrung drohen). Wenn in einem Traum ein Eisprung auftaucht, der abbrach, dann geht es um die sich regende weibliche Sexualität, gegen die aber ein Hindernis installiert wurde. Sexualität kann vom Verhalten her ausgelebt werden, ohne dass es zur Eibefruchtung/ Schwangerschaft; Reproduktion) kommen muss, so ist das Ei vor allem ein "Symbol" der seelischen Kreativität.
Der kreativitäts-/triebfeindliche Störfaktor kann Deinem Traum nach - glaube ich - nur aus den Zusammenhängen der Sauberkeitserziehung stammen, aus der "Sittlichkeit" unserer Gesellschaft. In ihr gilt alle triebhafte Lust als "unrein", das Es wiederum empfindet die dafür ursächliche Erziehung als Fremdkörper und versucht, sie abzuwehren, auszustoßen.
Daher also das Symbol des Eiters, des Tampons als eines, das Deine Weiblichkeit verstopft, dazu das damit verbundene Orientierungsvermögen (Intuition), und die Dringlichkeit der Forderung an Dein Ich, die natürlichen Selbstheilungskräfte bewusst zu unterstützen. (Über reine Symbole hinaus kann es echt "psychosomatische" Entzündungsprozesse erzeugen, um sich bemerkbar zu machen.) Dafür sollst Du Dich möglichst mit jedem Detail jedes Traumes befassen.
Plush bezüglich deiner Frage zur Privatsphäre im Bad...so ganz ins Detail möchte ich lieber nicht gehen. Ich bin hier vielleicht relativ anonym aber wenn man zu viel persönliches und biographisches verrät, dann ist das mit der Anonymität nicht mehr so ganz gegeben. Da hast du bestimmt Verständnis für
Ich finde bewundernswert, wie gelassen und sachlich Du mit dem Thema umgehst. Logisch, es gibt instinktive Anlagen, die das Ich zur Vorsicht gegenüber unbekannten Teilen der Realität mahnen. (Das "Fremdeln" der Säuglinge u.a.). Außerdem: Wir leben in einer Welt, die von Grund auf verdorben ist, missbräuchlich, ausbeuterisch - ob gut gemeint (subtil), ob ungetarnt. Selbst die Besten blieben nicht ohne Schäden, daher begrüße ich Deine Vorsicht. Du bekommst hier die Gelegenheit zu einer Kur auf Freuds Couch, meinem Vorhaben, mich dafür weiter zu bewähren. Hast Du Fragen zu dem oben ein Stück weiter vertieften Deutungsversuch, Kritik gegen mögliche Ungereimtheiten, Ergänzungen?
Ein paar Gedanken zum neuen Traum:
Der Gedanke, dass ich diese Blockaden selbst und sofort entfernen kann hat etwas sehr tröstliches an sich. Bezüglich der Folgeträume hatte ich in dieser Nacht einen durchaus interessanten Traum. Zumindest war ich sehr aufgewühlt, als ich erwachte. ich träumte von einem Dozenten von mir, aus der Uni, mit dem ich vor kurzem ein längeres Gespräch bezüglich einer schriftlichen Ausarbeitung hatte. In meinem Traum habe ich mit ihm und einigen Mitstudenten an etwas Besonderem gearbeitet...wir sind in einen Keller gegangen und da waren PCs. Leider kann ich mich nicht an mehr Details erinnern. Dennoch weiß ich, dass der Traum etwas sehr Aufwühlendes hatte. Ich musste beinahe den ganzen Tag an dieses Gespräch denken, dass wir geführt hatten und mich hat das ziemlich durcheinander gebracht, zumal es den Großteil davon nicht um die eigentliche schriftliche Ausarbeitung ging. Dieser Dozent hatte etwas sehr...durchschauendes an sich. Schade, dass ich mich nicht an den Rest des Traumes erinnern kann. Ich denke, das wäre sehr aufschlussreich und interessant gewesen.
Wenn Du willst, können wir das Erinnerte bei Gelegenheit untersuchen, jeder Fetzen hat eine Bedeutung. Auch also, was eine "Uni" ist, welches Charakterportrait Du dem Dozenten geben würdest und der Inhalt des Gespräches, in Bezug auf das Thema der Ausarbeitung; die anderen Studenten, PC's usw... Das alles geht nur Dich etwas an; die Träume sind ausschließlich an Dich andressiert, mit einem einzigen Sinn: Selbsterkenntnis. Insofern: lass Dich von dem Vernunftgebot der Anonymisierung nicht abhalten, Dir Freie Assoziationen über die dinglichen und personalen Symbole zu holen. am besten schriftlich.
Was Du wem wo von Deinen Träumen anvertrauen möchtest für einen ergänzenden Austausch, wären zweite und dritte Themen; dazu möchte ich Dir folgendes zur Gegenprüfung vorlegen: Es gibt leider sehr viele Menschen, die ihrer ins ÜberIch genisteten Moralerziehung gerne Gehorsam leisten, dh. mit Abwehr auf die Regungen ihres eigenen Es reagieren. Wie nach Innen, so ins Außen (vom Erziehungsopfer, zum -täter). Am Anfang meiner eigenen Analyse hatte ich mal die Idee, meine Mutter mit zu einer Sitzung zu nehmen, in der naheliegende Annahme, dass es gut wäre, mir von ihr in Bezug auf meine Frühkindheitserfahrungen gedächtnismäßig auf die Sprünge helfen zu lassen. Du hast sicher Verständnis, dass das keine so gute Idee war
- immerhin ein kleines Experiment. Darnach verstand ich ein bisschen besser, warum viele Inhalte meines ÜberIchs mich als Mutter verkleidet in den Träumen heimsuchten - was für ein Problem sie eigentlich hatten, immer noch. Die sind neurosynaptisch derart fest 'verdrahtet' ins Limbische System (organisches Abteil des ÜberIchs, ein Stück unter dem v.a. im Frontallappen aktiven Ich)*, dass sie es einfach nicht lassen können, mich "gut gemeint" beraten zu wollen. (*
https://de.wikipedia.org/w/index.php?ti ... eraufnahme ). Als Kind kann sich niemand effektiv gegen die erziehenden Eltern zur Wehr setzen; sie haben Macht, physische und 'geistig', der kindlichen Hilflosigkeit wegen, Angewiesenheit. Erst später - sofern die Traumata nicht zu verheerend waren - kann das Ich erstarken, sein ins Unbewusste verdrängtes Es suchen und befreien, seine Glücks- und Wertvorstellungen gemeinsam entwickeln, verwirklichen.
Ich freue mich sehr auf unsere weiteren Gespräche!
Herzlichst, Dein P