Tatsächlich habe ich auch paar Fragezeichen:
- Was ist seelische Potenz? Was meinst du damit? Was meinst du mit dem Zugang zu der seelischen Potenz
- Wie kommst du zur Schlussfolgerung, dass mir (was vielleiht der Tatsache entspricht! Fühlt sich aber nicht so an…) existenziell ein Mann fehlt?
- Und dass man einen neuen Partner sich wünscht, um Kindererziehung auf zwei Schultern zu verteilen, halte ich für falsch. Denn in der Regel führt das zu einem noch größeren Spagat für beide Partner.
- Deinem Ausführungen zu Muttersein kann ich nicht folgen, so gut ich es versuche zu verstehen. Was genau ist die Essenz der Aussage?
Liebe Lisa!
Freut mich sehr, dass Du mit dem Deutungsvesuch etwas anfangen kannst, und noch mehr, auf so kritische Weise. Mit Deiner ersten Frage berühst Du gleich die Stelle, die nach meiner Ansicht auch der wunde Punkt ist, den Dir der Traum - von Deinem Es extra zu dem Zweck entworfen - bewusst zu machen versucht. Es scheint in Deinem Über-Ich (also der Ort, in dem die "Erfahrungen" wieder abrufbar aufbewahrt werden) anerzogene 'Werte' zu geben, die den existenziellen Sinn Deines Daseins gefährden. Denn der Traum warnt Dich - glaube ich -, unter die Räder dieser Scheinwerte zu kommen. Das wäre nicht möglich, wenn die Erziehung nicht dafür 'gesorgt' hätte, dass die seelische Potenz, Anteile des "Es" ins Unbewusste verdrängt wurden - dann hätte Dein Ich nicht den Hang, beim Mann (als brüllender Porschefahrer ein Gewaltsymbol) nach ersatzweiser Potenz zu suchen. "Erlösung"?
Die soll und kann man und Frau selbst in die Hand nehmen...
- Wie kommst du zur Schlussfolgerung, dass mir (was vielleiht der Tatsache entspricht! Fühlt sich aber nicht so an…) existenziell ein Mann fehlt?Da hat sich Dein Ich verlesen, d.h. eine Freudsche Fehlleistung begangen. Gesagt hatte ich das Gegenteil, insofern: der Lapsus steht im Zusammenhang der Traumbotschaft. Ich versuche also nicht, Dir einzureden, dass Dir ein Mann fehlen würde. Sondern versuche, Dir beizustehen bei der Forderung Deines Es, den Traum und mit ihm seine Botschaft zu verstehen. Zu der scheint dann aber doch mitzugehören, dass Dein gut erzogenes Über-Ich Dir offenbar einzureden versucht, Du bräuchtest einen Mann... Um jeden Preis, sozusagen...
Die Hypothese ist: Dein Es versucht Dir mitzuteilen (seinem "Ich"), dass anerzogene, 'eingetrichterte' Scheinwerte zur Verdrängung von Aspekten des ES führten, allgemein: der seelischen Potenz. Was ist das? Es lässt sich schwer erklären, im Grund ist es unmöglich, das ganze Ausmaß zu erfassen, solange die "Verdrängung" noch akut ist. Seelische Potenz hat von Grund auf mit emotioneller Souveränität zu tun, mit gesundem Eigenwillen, was etwas ganz anderes darstellt als etwa "Rechthaberei"... Auch die natürliche Weiblichkeit gehört zu seelischen Potenz derjenigen Wesen, die vom Körper her "Fauen" sind. Es gibt aber in unserer patriarchalischen Gesellschaftsform keine seelisch vollständig gesunden Frauen, Männer genauso wenig. Alle haben von Grund auf die gleichen Probleme. Die "Träume" versuchen dennoch, gerade deswegen, darüber aufzuklären, damit das Ich Einsicht in diese Zusammenhänge gewinnt (letzlich eine fundierte Diagnose) und damit die Voraussetzung, das ES und mit ihm die natürliche Potenz aus der Verdrängung (die den Leib zum Kerker der Seele macht) zu befreien...
- Und dass man einen neuen Partner sich wünscht, um Kindererziehung auf zwei Schultern zu verteilen, halte ich für falsch. Denn in der Regel führt das zu einem noch größeren Spagat für beide Partner.Ja, das ist eine realistische Einschätzung, ein rationales Urteil des Ichs. Trotzdem kann es sein, dass das Über-Ich mit dem "Familien-Idyll" geprägt wurde und dann das Ich mit solch einem Wunsch 'belagert'. Das muss bei Dir nicht so sein, stellt aber eine Möglichkeit dar. Könnte so ein Wunsch vielleicht mit dem "Zog" zu tun haben, den Du spürtest? Ich für mich hatte sonst überlegt, ob der Trichter einen gefühlten "Sog" verursacht haben könnte, der hinzieht zur körperlichen Lust, Geschwindigkeit und Hingabe bis zum 'kleinen Tod des Ichs' im Klimax. Von Natur aus spricht nichts dagegen, dies bei Gelegenheit immer wieder mal (wie ein Festmal mit mehreren Gängen) zu erleben und erleben zu lassen. Wenn aber der existenzielle Daseins-Sinn auf dem Spiel steht (unendlich viel mehr als das körperlich gesunde 'Funktionieren' als "Arbeitsfaktor", Gladiator im Zirkus), dann kann das Bedürfnis nach Lustaustausch zu der Karotte werden, der der sprichwörtlichen Esel am Karren hinterher läuft... Da wäre also nicht das an sich gesunde Leckerlie das Problem, sondern der "Esel"...
Deinem Ausführungen zu Muttersein kann ich nicht folgen, so gut ich es versuche zu verstehen. Was genau ist die Essenz der Aussage?Ich hatte überlegt, ob eine mütterliche Verlustangst in Bezug auf ihre Kinder von der Problematik der Potenz-Verdrängung mitbedingt sein könnte. Jedenfalls müsste eine Mutter, deren Ich und ES einig wären (weil kein instinktfeindlich erzogenes Über-Ich dazwischen funkt), realistisch beurteilen können, ob ihre Kinder sie noch brauchen, oder nicht. Gegebenenfalls es auch deren Entscheidung überlassen können, ob sie beim Vater bleiben wollen, oder nicht. Oder auf einen hässlichen jahrelangen Streit um das 'Sorgerecht' verzichten, im Bewusstsein dessen, welchen verheerenden Effekt dies haben kann oder muss auf die Seelen der Kinder...
Ich glaube, dies Thema ist im Moment zweitrangig; es führt weg von den konkreten Inhalten Deines Traums.
Mit meiner Stellungnahme kommst Du soweit klar?
Falls Du Fragen hast oder Ungereimtheiten findest, sag Bescheid. Ich freue mich, dass wir uns hier ein bisschen kennenlernen!
Auch Dir noch einen schönen Nachmittag und Abend, herzlichst, Dein 'P'