Traum mit Leichen und Essen

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Traum mit Leichen und Essen

Beitragvon Leichentraum » 10.05.2019, 23:32

Liebe Traumdeuter,

absurde oder unheimliche Träume habe ich häufig. Sehr oft vergesse ich sie allerdings bereits kurz nach dem Aufwachen wieder. Letzte Nacht jedoch habe etwas so Verstörendes geträumt, dass es mich noch tagsüber beschäftigt hat. Es folgt eine Schilderung des Traums:

Mit einigen Freunden – sechs oder sieben mögen es gewesen sein – befinde ich mich auf dem Gelände eines großen Rock-Festivals. Tatsächlich habe ich dieses Festival mit diesen Freunden in der Vergangenheit oft besucht. Im Traum wohnen wir dort absurder Weise in einer Art Ferienhaus.

Abends schlägt einer der Freunde vor, dass wir Essen bestellen könnten. Wir wählen aus und wenig später kommt ein kleiner LKW. Die Mahlzeit besteht aus einer undefinierbaren, aber appetitlichen Pampe (einer Art Kartoffelsalat!?), die wir direkt aus der Heckklappe des LKW’s schaufelweise heraus buddeln. Hierbei fällt mir bereits auf, dass zwischen dem Essen zwei Leichen eingegraben liegen. Ich denke mir nichts dabei und buddle aus hygienischen Gründen großzügig um die Leichen herum.

Im nächsten Moment essen wir gemeinsam und es schmeckt wirklich gut. Inmitten meines Essensberges entdecke ich allerdings zwei halbverweste Finger. Das finde ich nun doch etwas eklig und ich überlege, ob ich noch weiter essen soll. Ich spreche die Freunde darauf an.

„Das mit den Toten auf dem Lastwagen ist sicher ein Versehen, zufällig verleiht dieser Lieferant aber tatsächlich Leichen. Man kann sie sich zum Essen dazu bestellen und so zusammen mit einer Leiche am Tisch sitzen“, meint einer von ihnen. Nach kurzer Diskussion entscheiden die Freunde, dass es doch spannend wäre, sich für jeden von uns eine solche Leiche zu bestellen. Schließlich ist es der letzte Abend des Musikfestivals und das wäre etwas Besonderes.

Da ich selbst als Pfleger in einem Altenheim arbeite, ist der Tod für mich nicht so außergewöhnlich und spannend wie für die anderen. Aber ich will kein Spielverderber sein. Also willige ich ein.

Außerdem – so denke ich mir in diebischer Vorfreude -, ist meine Leiche vielleicht eine junge Frau, und das wäre doch etwas [Nekrophilie!?!?].

Irgendjemand bestellt die Leichen und sogleich bekomme ich eine Art Karte oder Katalog, auf der die Daten zu dem Leichnam geschrieben sind, der mir zugeteilt wurde. Tatsächlich handelt es sich um eine junge Frau und ich freue mich schon. Auf der Karte steht einiges aus ihrem Leben und sogar die letzten Einträge aus ihrem Tagebuch. Offenbar hat sie Suizid begangen. „Hättest du gewusst, dass du dann bei mir landest, hättest du dir das nochmal überlegt“, denke ich mir noch mit einer gewissen Gehässigkeit.

Im nächsten Moment sind die Leichen eingetroffen. Es sind allerdings nur drei. Eine davon sitzt direkt rechts neben mir, links von mir ist eine Wand. Auf einmal fühle ich mich doch sehr unwohl und mag die Leiche gar nicht ansehen. Lustlos stochere ich in meinem Essen. Aus den Augenwinkeln erkenne ich lediglich, dass es sich bei dem Leichnam ganz gewiss nicht um eine Frau handelt und dass er garantiert schon länger tot ist.

Als hätte er meine Gedanken vernommen, spricht der Lieferant mich an: „Ich weiß, die ist schon älter. Das ist heute auch garantiert die letzte Vermietung, dann muss sie wirklich mal weg.“

Hier endet der Traum. Unterbrochen werden die Szenen im Ferienhaus einige Male durch die Suche nach einer Toilette. Dabei wandere ich hektisch durch einen langen Flur mit vielen Menschen, an dem es immer wieder Toiletten gibt. Diese sind allerdings allesamt vollkommen verschmutzt, defekt, oder so installiert, dass mich jeder sehen kann. Meistens ist alles voller Fäkalien. Oft enden die Szenen damit, dass ich versuche möglichst heimlich eine verschmutzte Toilette zu benutzen.

Die „Toilettenszenen“ kenne ich aus vielen anderen Träumen. Die Szenen mit den Leichen hingegen sind neu für mich. Aufgewacht bin ich zunächst ohne Unbehagen. Im Laufe des Tages habe ich allerdings immer wieder über den Traum nachgedacht. Ich empfinde ihn als völlig verstörend.

Gibt es ähnliche Erfahrungen? Spontane Gedanken hierzu oder Tipps?

Viele Grüße
LT

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Re: Traum mit Leichen und Essen

Beitragvon Leichentraum » 11.05.2019, 11:43

Hallo Almuth,

vielen herzlichen Dank für deine Deutung!

Tatsächlich erscheint mir dieses Musikfestival (es handelt sich um ein großes und sehr bekanntes Festival in Norddeutschland) immer mal wieder in ganz verschiedenen Kontexten im Traum, obwohl ich es mangels Interesse schon seit ein paar Jahren nicht mehr besuche. Diese Erfahrung von „Ausnahmesituation“ und „Abheben“, die du beschreibst, ist genau das, was ich damit verbinde.

Ein paar pikante private Details, mit denen ich selbst versuche den Traum einzuordnen:
- Vor einigen Wochen ging meine langjährige Beziehung in die Brüche. Vor wenigen Tagen haben wir uns glücklicherweise versöhnt und wohnen nun wieder zusammen.
- In der Trennungszeit hatte ich erstmals in meinem Leben Kontakt zu Prostituierten – aus Neugier und um nach dem vorangegangen Beziehungsfrust „die Sau rauszulassen“. Insgesamt waren es drei Frauen („drei Leichen“!?), wobei ich mir ursprünglich mehr vorgenommen hatte (unsere Versöhnung kam gewissermaßen dazwischen). Es waren sehr gemischte, aber auch interessante Erfahrungen.
- Die Kontaktaufnahme zu den käuflichen Frauen geschah über ein Internetportal, das der „Katalog-Karte“ mit der toten Frau im Traum frappierend ähnelte.
- Vor ein paar Jahren war ich sehr verliebt in eine Arbeitskollegin, die mir gelegentlich (selten) im Traum begegnet. Wir haben schon länger keinen Kontakt mehr. Es gab keine Beziehung o.ä. zwischen uns, sie hatte kein Interesse an mir. Obwohl mich das selbst ärgert, denke ich noch jeden Tag an sie. Es hätte mir sehr viel bedeutet mich mit ihr abschließend auszusprechen, sie schien daran aber kein Interesse zu haben (die „verpasste Chance“, der Suizid aus dem Traum?). Ich werde sie tatsächlich nicht los.
- In der Traum-Nacht habe ich eine Wolldecke benutzt (mein eigene Bettwäsche war noch nicht wieder in der gemeinsamen Wohnung), die meine Freundin mir gegeben hatte mit der Bemerkung, dass sie sehr alt sei und einem längst verstorbenen Verwandten gehörte (den ich nicht kannte – die fremde, unheimliche Leiche am Ende des Traums?).

Interessant, wie im Traum die verschiedenen Erfahrungen und Symbole zu einer Handlung zusammengeführt werden. Immerhin verstehe ich meinen Traum nun besser und finde ihn mit etwas Abstand betrachtet nicht mehr ganz so unheimlich, sondern fast ein bisschen komisch.

Schönen Gruß
Chris
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Re: Traum mit Leichen und Essen

Beitragvon Dichterseele » 14.05.2019, 02:40

Hallo, die Deutung von Almuth war gut - Deine Assoziation zu den Prostituierten passend.

Dazu noch eine kleine Bemerkung.

Prostitution hat - obwohl in Deutschland seit einiger Zeit legal - den Beigeschmack des Verbotenen.
Nachdem Du Dich mit Deiner Freundin versöhnt hast, empfindet Dein unterbewusstes Über-ICH diese Frauen offenbar sprichwörtlich als 'Leichen im Keller', deren 'Konsum' Dich anekelt.
Dabei hast Du verdrängt, dass man Menschen nicht als Ware benutzt und das belastet Dich. Die Erinnerung daran möchtest Du loswerden.
Die Finger im Kartoffelsalat deute ich hier als versteckte Mahnung...

Du hast ein seltsames Gefühl, wenn so eine Leiche an Deiner Seite sitzt - sprich, Prostituierte passen nicht zu Dir.
Eigentlich willst Du eine lebendige Beziehung...
Dichterseele
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Re: Traum mit Leichen und Essen

Beitragvon Picadora » 14.05.2019, 14:20

Hey Chris,

ich weiß nicht, ob Du nochmal hier reinschaust, aber ich schreibe Dir dennoch - denn, abgesehen von all den Deutungen bislang, glaube ich nämlich durchaus, dass dein Traum auch einen Bezug zu Deiner vor kurzem beendeten, nun wieder aufgenommenen Beziehung darstellt. Ich glaube sogar, dass das das Hauptthema des Traumes darstellt.

Leider schreibst Du nicht, was da passiert ist, warum sie endete und v.a. wer sie beendet hat: ich vermute mal Deine Freundin. Auf sie würde ich auch den Suizid beziehen, der im Traum auftaucht.

Zunächst bist Du im Traum auf diesem Festival, und im wohligen Zustand des 'Abhebens' - eine Ausnahmesituation, ein wenig irreal - so fühlst Du Dich gerade, aufgrund euer - wie es klingt - überraschend gekommenen Versöhnung u. Wiederaufnahme der Beziehung. Im Traum ist es ein Ferienhaus, in dem ihr lebt, d.h. diese Situation der Versöhnung ist gefühlt ein wenig 'wie im Urlaub', wo alle alltäglichen Probleme u. Sorgen außen vor sind. Schön, aber nicht dauerhaft.
In der nächsten Traumszene wird auch bereits deutlich, dass da - in der Beziehung, zwischen euch - trotz allem aktuellen Versöhnungs-Wohlgefühl - nicht alles so toll ist. Der kleine LKW, der kommt u. euch das Essen bringt, deutet bereits an, dass ihr beide mit gewissen Altlasten zu tun habt (also unaufgearbeitete u. vermutlich unausgesprochene Probleme), auch eure Nahrung, die ihr da zu euch nehmt, klingt nicht besonders gesund und gut.
Almuth hat Dir ja schon beschrieben, was Essen bedeutet. Für mich klingt das hier, im Kontext Deiner Beziehung so, als sei das mehr eine 'Zweckbeziehung': sie hält euch warm u. aufrecht, d.h. man ist froh, dass man überhaupt eine Beziehung hat (und nicht alleine ist) - mehr aber auch nicht. Das scheint Dir im Moment (der Versöhnung) zwar egal zu sein, Du sagst ja, es schmeckt Dir gut - aber insgeheim ist Dir durchaus bewußt, dass da nicht alles soo perfekt ist (offensichtlich, sonst hättet ihr euch ja auch nicht getrennt)

Und das nicht so 'perfekte', wird dann auch sichtbar: wie Dichterseele es so schön umschrieben hat - da sind 'Leichen im Keller', bei euch beiden. Unverarbeitetes, unausgesprochenes, alte ungelöste Probleme und Schwierigkeiten, unerfüllte Wünsche u. Sehnsüchte... all sowas - wie gesagt, ein Grund hatte diese Trennung ja.
Das scheint Dir dann ja auch bewußt zu werden, trotz des anfänglichen Ignorierens, wird Dir klar, dass das nicht dauerhaft möglich ist.

Ich weiß nicht, was die 'Haupt-Leiche' im Keller von eurer Beziehung ist - so wie es klingt, und nach allem, was Du von Dir beschrieben hast, geht es ja um mehrere Dinge: einmal diese alte 'Sehnsucht' nach dieser Arbeitskollegin u. Dein Gefühl, dass Du da was verpasst hast - das klingt danach, als ob Du unerfüllte emotionale Wünsche hast, die Deine Wieder-Freundin nicht erfüllen kann.
Dann aber auch Dein Umgang mit der Trennung, dass Du sozusagen 'umgehend' Prostituierte aufsuchst, um wilden Sex zu haben - ich werte das nicht, ich beschreibe nur, wie es auf mich klingt - jedenfalls wirkt es so, als sei die sexuelle Ebene eurer Beziehung auch nicht besonders gut (gewesen). Als würdest Du Dir da auch mehr oder was Aufregenderes wünschen.

Dass Du Dir im Traum wünschst, dass die Leiche ein junge Frau ist, das klingt für mich so, als wünschst Du Dir eigentlich eine andere Beziehung. Eine neue Beziehung.
Du bist zwar jetzt zurück zu Deiner Freundin, aber es ist offensichtlich, dass das eher aus dem Gefühl heraus war, wenigstens überhaupt eine Beziehung zu haben, wenigstens nicht alleine sein - die Beziehung befriedigt Dich (vermutlich euch beide) zwar nicht, aber besser überhaupt was zu essen als gar nichts....

Der Bezug zwischen den drei Leichen u. den Prostituierten hast Du ja selbst schon hergestellt: sie verkörpern hier die Leichen, weil es eben eine gekaufte Beziehung ist, wie Dichterseele schon sagte - keine wirkliche Beziehung, keine Emotionen - es war ja anscheinend mehr eine Art Racheakt (gg. die Freundin u. die Trennung - vermutlich von ihr ausgelöst, daher auch 'ihr Suizid') sowie vermutlich der Wunsch nach mal mehr (oder außergewöhnl. Sex). Doch Dir wird beim Essen dann auch bewußt, dass es Dir nicht so wirklich schmeckt. Dass es Dir nicht das gibt, was Du Dir wünschst.
Da Traumsymbole sehr komplex sind, kann man das eben sowohl auf die Prostituierten beziehen, als auch auf Deine Freundin. Ich glaube emotional ist da nicht mehr allzuviel bei Euch beiden los, außer Gewohnheit und daher Sicherheitsgefühl. Das scheint Dir unbewußt auch klar zu sein: daher auch die Wand links von Dir, im Traum.

Tatsächlich bist du ja selbst Dein eigener Essens- und Leichen-Lieferant, Du entscheidest, was Du isst, was für eine Beziehung Du führst und ob Du zu Prostituierten gehst. Die Aussage des Lieferanten im Traum am Ende zu dieser gesamten Situation ist dann auch eindeutig: das ist ein letzter Versuch, etwas Totes noch einmal zum Leben zu Erwecken.
Das tust Du gerade, indem Du - eure eigentlich bereits tote, abgestorbene Beziehung wieder versuchst zum Leben zu erwecken.

Die ganze Toiletten-Suche hat Almuth schon deutlich erklärt: dabei gehts ums loslassen. Den alten Scheiß loslassen.
Sich eingestehen, was Scheiße ist im Leben und dann auch die Konsequenzen ziehen.

Falls diese Versöhnung zwischen euch wirklich eine Chance hat, dann müsstet ihr mal anfangen miteinander zu reden - euch einzugestehen, was nicht gut läuft/lief, was da an unerfüllten Wünschen u. Bedürfnissen jeder hat u. schauen, ob ihr die gemeinsam erfüllen könnt.

Falls nicht, werdet ihr weiter versuchen, etwas zum Leben zu erwecken, was schon längst tot ist: eure Beziehung.


Grüße Picadora
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Re: Traum mit Leichen und Essen

Beitragvon Dichterseele » 16.05.2019, 17:37

Jepp, beim Lesen von Picadors Ausführungen kam mir noch:

Leiche essen = eine bereits tote Beziehung 'vernaschen', obwohl Dich davor ekelt...

Und ich werte Deinen Gang zu Prostituierten in der Beziehungspause nicht so, dass Dir in der Beziehung sexuell was gefehlt hat, sondern dass Du diese Beziehung nur führtest, um Sex zu haben. Einen Partner darf man aber nicht auf Sex reduzieren, zu einer Partnerschaft gehört weitaus mehr!
Und eigentlich träumst Du immer noch von Deiner früheren Arbeitskollegin - das ist Betrug an Deiner Partnerin.
Dichterseele
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