Die Flutwelle und das Haus der Großeltern

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Moderator: Mirakulix

Die Flutwelle und das Haus der Großeltern

Beitragvon SebastianM » 24.03.2019, 09:13

Hallo alle miteinander!

Heute hatte ich einen Traum, der mir das Gefühl gegeben hat, dass ich mich näher mit ihm beschäftigen sollte, da er recht intensiv war.
Ich fange einfach mal an.

Ich war bei dem Haus meiner Großeltern und stand auf dem Hof. Meine Eltern waren ebenfalls dort am stehen und wir blickten auf das moderat wellenreiche Meer, welches etwa 20m von dem Grundstück entfernt mündete.
Mir kam ein unbehagliches Gefühl auf und ich entdeckte in weiter Entfernung eine Welle, die ungewöhnlich massiv war- wie eine Tsunamiwelle. Panik kam in mir auf und die Welle kam schnell näher.
Ich rief meinen Eltern eher nebensächlich zu, dass sie mitkommen sollen. Kaum als ich die Tür durchlief und diese geschlossen hatte, prasste die Welle auch auf das Haus.
Der Wasserspiegel stieg schnell an und man und bedeckte die halben Fenster, etwa 2.5mtr Wasserstand. Ich lief daraufhin ins Wohnzimmer und mein Opa saß dort seelenruhig und schaute Fernsehen.
Ich sagte, dass ich mal in den Keller laufen würde um zu gucken, weil dieser ja logischerweise auch unter Wasser stehen müsste. Doch dieser war trocken.
Als ich die Tür des Kellers öffnete und draußen ebenfalls kein Wasser an der Kellertreppe zum Freien war, sagte ich, dass wir ja ziemlich gute Pumpen haben!
Ich ging aus dem Keller und draußen war es nur noch feucht und am tropfen. Das ganze Wasser war weg.
Traum Ende.

Ein paar Fakten:
-Meine Eltern sind schon seit über 10 Jahren geschieden und haben keinen Kontakt mehr.
-Das Meer liegt nicht mal in unmittelbarer Nähe zum Haus der Großeltern. Aber einen Teich haben wir... :D
-Ich habe sehr viel Zeit meiner Kindheit bei meinen Großeltern verbracht und diese haben meine Entwicklung maßgeblich geprägt.
-Bin 2-3x die Woche bei meinen Großeltern.
-Mental ist bei mir so weit alles in Ordnung. Keine Depressionen o.ä., glücklich im Job.
-31 Jahre, männlich, ledig.


Vielleicht mag mir ja jemand ein paar Denkanstöße geben? Ich bin mir fast sicher, dass der Traum etwas mit Gefühlen zu tun hat... :wink:

Vielen Dank im Voraus!
SebastianM
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Beiträge: 17
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Re: Die Flutwelle und das Haus der Großeltern

Beitragvon Picadora » 24.03.2019, 12:30

Hey Sebastian,

noch eine Sichtweise von mir:

Ja, es scheint hier um Gefühle zu gehen, wie Du selbst schon vermutet hast :wink:

Der Traum klingt auf mich so, als hättest Du 'Angst' Dich (grundsätzlich) von Gefühlen und Leidenschaften mitreissen zu lassen. Das Meer drückt schon Gefühle aus, aber es ist weit mehr als ein bestimmtes emotionales Gefühl (für das ein See z.B. stehen würde). Traumsymbolisch bezeichnet man das Meer als das Unbewußte der menschlichen Gefühle.

Offensichtlich hast Du Dich in einer Situation befunden, die Dir diese 'Angst' vor leidenschaftlichen Gefühlen vor Augen geführt hat: diese Tsunamiwelle. Keine Ahnung, was da passiert ist: gut möglich, dass es sich hier um eine Frau handelt, die das in Dir ausgelöst hat.

Aber man kann auch schon Angst vor Gefühlen kriegen, wenn man z.B. in einem Fußballstadion ist u. plötzlich im Pulk der grölenden Masse den ungezügelten Leidenschaften der Zuschauer unmittelbar ausgesetzt ist und plötzlich gewahr wird, was daraus entstehen könnte, sollten sie sich nicht mehr bremsen können (als Beispiel).
Das scheint der Grund Deiner 'Angst' zu sein, dass Du nicht weißt, wie bzw. wohin sich das entwickeln könnte.

Wie Almuth schon sagte, derart intensive Gefühle können einen 'überrollen' wie eine Welle u. mitreissen, sodass man nicht mehr weiß, wo oben und unten ist und man das Gefühl hat, den Boden unter den Füßen zu verlieren und letztlich sich sorgt, dass man sich selbst verliert. Also Identitätsverluste befürchten lassen.

Der Traumverlauf zeigt, dass Du sehr wachsam bist, um Gefahren dieser Art frühzeitig zu erkennen - Du neigst dann offensichtlich dazu, Dich bei dem ersten Anzeichen von 'Gefahr' (oder leidenschaftlichen Gefühlen) zu flüchten und Dich zurückzuziehen.

Im Traum wird Dir klar, dass dieser Rückzug aber nicht unbedingt Sicherheit bedeuten muss, denn die Welle dieser leidenschaftlichen Gefühle hat Dich (das Haus im Traum) getroffen und scheint Dich auch noch nach dem Rückzug in die vermeintliche Sicherheit zu beschäftigen und zu 'bedrängen' (der Wasserspiegel an den Fenstern).
Du hast offensichtlich auch zunächst Panik, dass es Dich dieses Mal doch 'tiefer' getroffen haben könnte, als sonst - entsprechend gehst Du in den Keller (in Dich - ins Unbewußte) und überprüfst den Zustand dort (vielleicht fragst Du Dich: ist es mehr als nur eine schnelle Leidenschaft?).
Dort stellst Du fest, dass alles noch beim Alten ist. Der Keller ist trocken, d.h. es war nur eine kurze, heftige Gefühlsaufwallung, doch die Gefühle sind, vermutlich aufgrund Deines Rückzugs, nicht tiefer geworden. Das stellst Du etwas verwundert, aber auch erleichtert fest.
Die Pumpen arbeiten gut, sagst Du - also Du hast wohl gut dafür gesorgt, dass aus der Leidenschaft nicht mehr wurde!
Und als Du dann wieder wagst, nach draußen zu gehen (also raus aus dem Rückzug), bemerkst Du, dass die 'Bedrohung' abgeklungen ist.

Einerseits würde ich Almuth zustimmen: Du hast viel Stabilität u. Sicherheit in Dir - dennoch halte ich diese Sicht für zu einseitig. Der Opa, der trotz aller Gefahr im Wohnzimmer sitzt u. TV schaut, scheint mir nämlich ein doppeldeutiger Hinweis zu sein.

Er kann als Dein Alter Ego verstanden werden, auf jeden Fall ein Stabilitätsfaktor u. jemand mit dem Du Sicherheit verbindest. Aber er ist auch ein alter Mann - im Gegensatz zu Dir!
Er hat schon so viel erlebt, dass ihn die Leidenschaften da draußen im Leben nicht mehr wirklich berühren können oder aufschrecken oder reizen. Er lebt zurückgezogen in der inneren Sicherheit u. schaut lieber 'dem Film des Lebens' aus sicherer Distanz zu. Er will und muss sich nicht mehr ausprobieren, nix mehr groß erleben oder eintauchen in die Gefühle u. das Auf u. Ab des Lebens.

Auf gewisse Weise verhälst Du Dich wie er: anstatt Dich mal hinzugeben u. einzutauchen in die Wellen der Leidenschaft u. Gefühle, ziehst Du Dich beim kleinsten Anzeichen von möglicher 'Gefahr' zurück in die innere Sicherheit. Für einen jungen Mann in Deinem Alter ist das aber zuviel an Stabilität u. Sicherheitsbedürfnis, das grenzt letztlich schon an Sturheit bzw. (Alters-)Starrsinn.
Das Leben u. die Leidenschaften wollen ge- und erlebt werden. Daran wächst man. Das gehört zur Lebenserfahrung und Entwicklung der Persönlichkeit dazu. Wir reifen nicht, indem wir das Leben meiden.

Vielleicht ist Deine Erfahrung mit Deinen Eltern (und deren Beziehungsverlauf) der Grund für Deine Angst vor Hingabe. Sie scheinen hier zwar nur eine Nebenrolle zu spielen, doch anscheinend haben sie und ihr Lebensentwurf u. Verlauf auch Dein Leben und Deine Erfahrungen doch deutlicher mitgestaltet, als Dir das bewußt zu sein scheint.

Das Problem bei derartigen 'Ängsten' ist halt: je mehr man sie meidet, umso weniger Erfahrungen hat man damit - und umso bedrohlicher erscheinen sie, wenn sie dann mal auftauchen. Der einzige Weg damit umgehen zu lernen ist, sich seiner Angst zu stellen u. ganz bewußt da mal einzutauchen. :wink:


soweit meine ergänzende Sicht
viele Grüße
Pica
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Re: Die Flutwelle und das Haus der Großeltern

Beitragvon SebastianM » 24.03.2019, 19:46

Danke für eure Zeit und die Deutungen.

Zu der Sache mit den Beziehungen und Zukunftsplanung bzgl. der Zweisamkeit:
Ich bin quasi der geborene Single. Ich lebe mein Leben für mich und verschließe mich der Zweisamkeit, und bin die meiste Zeit damit auch glücklich- jedenfalls im Oberbewusstsein.
Es ist eine schöne Sache für mich, komplett frei zu sein. Weg von Verpflichtungen und Kompromissen. Wenn ich Lust auf etwas habe, dann mache ich das einfach, da ich mich vor niemandem rechtfertigen muss.
Ich genieße die Ruhe Zuhause auch sehr. Auch habe ich die Einstellung, dass eine Heirat oder gemeinsame Anschaffungen komplett für die Katz sind, da ich davon ausgehe, dass in der heutigen Zeit fast nichts mehr bis zum Tode hält.
Leider habe ich diese Beobachtungen ja nicht nur bei den Eltern gemacht, sondern auch im Freundeskreis: Die Leute sind kurze Zeit überglücklich, dann kehrt der Alltag ein, dann zerbricht es.
Das ist nicht bei allen so, aber bei denen, wo dies der Fall war, haben die negativen Gefühle die positiven Überwogen... und da möchte ich erst gar nicht hinkommen, sondern finde mich in der Solowelt zurecht.
Dass ich keine sexuellen Bedürfnisse habe, heißt dies natürlich nicht. Manchmal werden diese auch befriedigt, und manchmal halt auch nicht :lol:
Beziehungen habe ich natürlich auch schon gehabt, aber diese haben nicht lange gehalten. Ich habe mich nach meiner Freizeit gesehnt und dass das dann nicht funktionieren kann, sollte einleuchten.

Allgemein lebe ich übrigens im Hier und Jetzt. Ich habe meine Ersparnisse, gebe aber auch sehr gerne Geld aus für meine Hobbys. Da kann man nicht immer von Vernunft sprechen...
Da bin ich das totale Gegenteil meiner Verwandten, die das Sparen wirklich drauf haben. Ich bin da eher der Verschwenderische...

Will mir mein Unterbewusstsein etwa damit mitteilen, dass ich in der (nicht mehr allzu-) fernen Zukunft nicht unbedingt gut aufgestellt bin mit dieser Einstellung?
Bisher habe ich mir immer gesagt: Lieber 30 Jahre kompromissloses Leben und max. 10 Jahre totale Einsamkeit, als 40 Jahre Kompromisse und Sehnsüchte...
SebastianM
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Re: Die Flutwelle und das Haus der Großeltern

Beitragvon Picadora » 25.03.2019, 13:26

Danke für die Rückmeldung, Sebastian.

Als Single zu leben u. sich damit gut zu fühlen ist nichts verwerfliches. Gefühle zuzulassen hat allerdings auch nicht zwangsläufig was damit zu tun, ob man eine Beziehung will oder nicht.

Wie Du sagst, es gibt massenhaft Beziehungen, die nicht gerade toll sind und in denen die Beteiligten auch nicht unbedingt ihre Gefühle zulassen.
Ganz davon abgesehen, gibt es ja auch andere Beziehungsformen, als die klassische (d.h. von der westlichen Welt propagierte Ehebeziehung oder Monogamie). Und Gefühle zuzulassen - oder sich mal drauf einlassen - heißt ja auch nicht, dass Du dann für immer u. ewig gefesselt bist.

Gefühle zulassen bedeutet ja letztlich nur, sich in dem Moment, in dem sie auftauchen, nicht davor zu verschließen - oder aus Angst vor den möglichen negativen Aussichten (die ja erstmal nur in Deiner Vorstellung existieren) - sich direkt zurückzuziehen und alles abzublocken.

Wenn Du glaubst, das ist der richtige Weg, dann leb so weiter. Alles gut.
Ich glaube nicht, dass der Traum Dir für die Zukunft Angst machen will - letztlich zeigte er ja nur, wie Du Dich verhälst, wenn Du in eine derartige Situation kommst u. verweist auf Deine - wie ich sie nannte Starrheit (das was Du Vermeidung nennst).

Letztlich hat alles Leben Konsequenzen - ob man es nun tut - oder ob man es meidet. :wink:

Grüße Picadora
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