von Sonnenstrahl » 13.07.2025, 11:46
Liebe @Dichterseele
deine beiden Träume — der erste aus dem Februar und der zweite vom 11. Juli — wirken auf mich wie zwei Kapitel einer seelischen Erzählung, die sich nicht nur mit deiner persönlichen Innenwelt beschäftigt, sondern auch mit der Welt, die dich als Autorin, Pädagogin und Zeitzeugin umgibt. Ich möchte dir eine Deutung anbieten, die beide Träume miteinander verbindet und dabei den Blick nicht nur nach innen, sondern auch nach außen richtet — dorthin, wo unsere Seelen oft am stärksten gefordert sind.
Traum 1
Du beginnst in der freien Natur, suchst Orientierung, verlierst sie, landest in einer fremden Zeit — und findest schließlich einen Buchhändler, der dir Unterkunft gewährt, aber keine Wärme. Die Katze im Käfig, der Heizkörper, der Schlafsack, das Buch — all das sind Bilder, die für mich nicht nur deine persönliche Suche nach geistiger Heimat zeigen, sondern auch die Frage: Wo finde ich in dieser Welt noch echte Gastfreundschaft für meine Gedanken?
Dass du dem Spielwarenhändler von der Zukunft erzählst, zeigt: Du bist eine Zeitreisende mit Wissen — aber ohne Macht. Du wirst gehört, aber nicht versorgt. Du bist klug, aber nicht eingeladen. Vielleicht sagt dir deine Seele: „Du kennst die Geschichte — aber wer hört dir wirklich zu?“
Traum 2
Hier betrittst du ein prachtvolles Haus, voller Bücher — und ganz oben stehen die Märchen. Doch als du näher kommst, entpuppen sie sich als Gobelin: ein Bild, kein Text. Das ist für mich ein Wendepunkt. Vielleicht sagt dir deine Seele: „Die Geschichten, die oben stehen, sind nicht mehr zum Lesen da — sie sind zur Dekoration geworden.“
Und nun kommt meine persönliche Ergänzung, die ich dir mit aller Vorsicht und Offenheit anbiete:
Was, wenn deine Seele dich auffordert, in deinen Märchen nicht nur die klassischen Figuren zu zeichnen — sondern auch jene, die heute Märchen erzählen, um Macht zu sichern? Politiker, Religionsführer, Gurus — Menschen, die Narrative benutzen, um zu lenken, nicht um zu heilen. Vielleicht fragt dich deine Seele: „Bist du bereit, auch diese Märchenerzähler in deine Geschichten aufzunehmen?“
Die Seele als Weltverarbeiterin
Ich persönlich glaube nicht, dass unsere Seele sich ständig mit unseren eigenen Unerlöstheiten beschäftigt. Vielmehr ist sie oft damit beschäftigt, die vielen bedrängenden Nachrichten aus dem Weltgeschehen zu entschärfen — atomare Bedrohungen, Umweltkrisen, soziale Ungerechtigkeit. Für persönliche Spiegelungen bleibt da manchmal kaum Raum. Die Psychologie sieht das anders — sie bleibt oft auf der Subjektebene. Ich aber glaube: Deine Seele schaut auf die Welt — und fragt dich, ob du bereit bist, Märchen mit Wahrheit zu füllen, auch wenn sie unbequem ist.
Abschließende Gedanken
Beide Träume zeigen dich als eine Frau mit geistiger Tiefe, mit kulturellem Erbe, mit erzählerischer Kraft. Aber sie zeigen auch eine Welt, die dich nicht immer versorgt — und eine Frage, die vielleicht jetzt gestellt wird:
„Willst du weiter Märchen schreiben — oder willst du beginnen, Wahrheit in Märchenform zu erzählen?“
Ich danke dir für das Teilen dieser Träume. Sie sind nicht nur schön — sie sind wichtig.
Herzlichst