Sibirische Hexe

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Moderator: Mirakulix

Sibirische Hexe

Beitragvon Bellerophon » 12.07.2018, 08:14

​Hallo zusammen,

da dies mein erster Beitrag ist, möchte ich mich kurz vorstellen. Ich bin Bellerophon, Anfang 30, männlich und in Nordrhein-Westfalen beheimatet.

Ich ​möchte euch einen Traum zur Deutung schildern, der mich schon seit ich ihn geträumt habe, was ungefähr vor einem Jahr war, begleitet. Ich bemühe mich, mich so gut ich kann an die Richtlinien zur Traumbeschreibung zu halten und falls was fehlen sollte, dann einfach nachfragen. Doch zuerst zum Traum:

"Ich bin in diesem Traum ein Polizeiermittler und gemeinsam mit meiner Kollegin auf der Suche nach einer sibirischen Psychopathin, die eine Reihe von Menschen auf dem Gewissen haben sollte. An einem sonnigen Sommertag bei lauen Temperaturen halten wir mit dem Polizeiauto an einem kleinen Häuschen, welches mitten in einem Laubwald gelegen und von üppiger Vegetation umgeben ist. Wir klopfen an diesem Haus und eine alte Frau, um die 60 und mit grauen Haaren, öffnet uns die Türe. Wir stellen uns vor und fragen die Alte, ob wir uns in ihrem Haus einmal umsehen dürften. Freundlich bittet sie uns herein. Das Innere des Hauses ist ein wenig unordentlich, aber nicht dreckig. Gegenstände liegen in der Gegend herum und beiläufig nehme ich ein größeres Küchenmesser auf einem Holztisch wahr. Während meine Kollegin sich oben umsieht und bei der alten Frau bleibt, gehe ich die Holztreppe hinab, um mich genauer im Keller umzusehen. Etwas verwundert stelle ich fest, dass das gewohnte Gefühl der Pistole an meinem Gürtel fehlt und ich frage mich etwas verblüfft, warum wir die Waffen nicht mitgenommen haben. Ich kann im Keller nichts außergewöhnliches finden, doch eine tiefe, instinktive Ahnung ergreift mich. Es fühlt sich an wie Angst, doch ruhiger und klarer. Ein wenig beklommen gehe ich die Treppe wieder nach oben, möglicherweise um meine Ahnung meiner Kollegin mitzuteilen. Durch das Fenster sehe ich, wie meine Kollegin draußen zurück am Polizeiauto ist und mein Blick wandert in Richtung des Holztisches. Schon bevor ich es sehe, weiß ich, dass das Messer nicht mehr da liegen wird. Ungewöhnlich schnell greift mich das alte Weib aus einem Seitenkorridor zu meiner Linken mit dem Küchenmesser an. Reflexhaft kann ich gerade noch meine Hände nach oben reißen und verliere meine linke Hand an das Messer bei dem Versuch, meinen Leib zu schützen. Trotz der misslichen Lage bin ich in diesem Moment über meine eigene Ruhe/Sicherheit überrascht. Ich fühle mich der Situation gewachsen. Irgendwie gelingt es mir, der Alten das Messer zu entwenden und sie mit meinem handlosen linken Arm, den ich von hinten um ihren Hals lege (ich stehe also mit meinem Bauch an ihrem Rücken), festzuhalten. Ich steche der Alten das Messer immer wieder in den Bauch und spüre eine kraftvolle Mischung aus Wut und Lust, während das Messer in ihren Leib dringt. Die Alte ist in diesem Moment kaum mehr denn ein Schatten/Schemen und so ist es fast so, als würde ich mir das Messer in meinen eigenen Bauch treiben." ... Ich wache auf und mir wird klar, dass das einer dieser Träume ist, die mich begleiten werden.

Nachtrag zu meiner Kollegin: Ich habe nicht das Gefühl, dass sie mich verraten hat. Es war vielmehr, dass die Alte und sie "nicht füreinander bestimmt" waren.

An meinen ersten Eindruck nach dem Traum erinnere ich mich ganz gut: ich war war überwältigt, wie viel Lust mit Aggression verknüpft ist und wieviel Energie darin steckt. Da der Traum circa ein Jahr alt ist, weiß ich nicht mehr, welche Ereignisse sich in der Vorzeit abgespielt haben und wie es mir konkret emotional ging. Weil der Traum mich jedoch immer noch begleitet, schätze ich, dass das Grundthema unverändert ist. Ich bin derzeit auf der Suche nach meinem eigenen Weg. Vor kurzem habe ich mein Studium abgeschlossen, doch ich frage mich noch stets, was ich eigentlich wirklich machen will. Ich kämpfe gegen ein starkes äußeres/gesellschaftliches und inneres/erlerntes "Muss", also gegen alle Anforderungen und Erwartungen, wie ich sein soll, damit ich ein guter, liebenswerter Mensch bin. Ein Teil von mir neigt stark dazu nach Liebe im Außen und Anerkennung zu streben, passt sich an und stellt sich zurück, während ein anderer Teil in mir dies verachtet und dagegen kämpft.

Ich glaube, dass dieser Traum mir etwas sehr Wichtiges sagen möchte und ich hoffe, dass ihr mir vielleicht dabei helfen könnt, diese Botschaft zu entziffern.

Beste Grüße,
Bellerophon
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Re: Sibirische Hexe

Beitragvon plush » 12.07.2018, 18:05

Lieber Bellerophon!

An meinen ersten Eindruck nach dem Traum erinnere ich mich ganz gut: ich war war überwältigt, wie viel Lust mit Aggression verknüpft ist und wieviel Energie darin steckt. Da der Traum circa ein Jahr alt ist, weiß ich nicht mehr, welche Ereignisse sich in der Vorzeit abgespielt haben und wie es mir konkret emotional ging. Weil der Traum mich jedoch immer noch begleitet, schätze ich, dass das Grundthema unverändert ist. Ich bin derzeit auf der Suche nach meinem eigenen Weg. Vor kurzem habe ich mein Studium abgeschlossen, doch ich frage mich noch stets, was ich eigentlich wirklich machen will. Ich kämpfe gegen ein starkes äußeres/gesellschaftliches und inneres/erlerntes "Muss", also gegen alle Anforderungen und Erwartungen, wie ich sein soll, damit ich ein guter, liebenswerter Mensch bin. Ein Teil von mir neigt stark dazu nach Liebe im Außen und Anerkennung zu streben, passt sich an und stellt sich zurück, während ein anderer Teil in mir dies verachtet und dagegen kämpft.

Ich glaube, dass dieser Traum mir etwas sehr Wichtiges sagen möchte und ich hoffe, dass ihr mir vielleicht dabei helfen könnt, diese Botschaft zu entziffern.

Das will ich versuchen. Vorweg möchte ich Dir aber sagen, dass mich staunen macht, wie deutlich Du jenen Konflikt zwischen erlerntem/ auferlegtem Muss (verinnerlichten Erwartungen anderer) und dem was Du wirklich bist und machen willst auszusprechen imstande bist. Das sieht so aus, als ob diese existentielle Frage - die implizit anzunehmen scheint, einer Dir angemessenen Selbstverwirklichung wegen wohlwöglich auf äußere (Schein)Anerkennung verzichten zu müssen? - für Dich ein vertrautes Thema wäre. Warst oder bist Du in tiefenpsychologischer Therapie? Das wäre der häufigste Weg, sich mit jenem Konflikt nachhaltig konfrontieren, was nicht heisst, dass er einem nicht aus sich selbst heraus bewusst werden kann. Ich bin gespannt, Dich besser kennen zu lernen.


Zu Deinem Traum habe ich vorerst drei Fragen:

- nach einer weiteren Überschrift. Dafür versetze Dich bitte nochmal in den Traum hinein, lasse ihn auf Dich wirken und dann versuche, eine zu finden, die gefühlsmäßig zum ganzen Geschehen passt.

- Was verbindest Du spontan und durch genaueres Nachdenken mit Sibirien?

- Die Kollegin sieht aus wie eine Frau, die Dir aus der äußeren Realität bekannt ist oder Dich an jemand bestimmten erinnert? Ggf. wäre für das Vorhaben, uns einen Deutungsversuch bzgl. der Botschaft Deines Traumes zu erarbeiten, dienlich, ein Charakterportrait der nämlichen Person zu erstellen.

Für alle weiteren Symbole ein Beispiel, wie man Klient der Psychoanalyse anfangen soll, die Methode des "Freien Assoziierens" anzuwenden - also auf keinen Fall ein Lexikon konsultieren, bzw. überhaupt irgendwen anderen fragen. Auch sich nicht hindern lassen von innerlich aufkommenden Bedenken gegen die auftauchenden Assoziationen: dass sie unsinnig wären, verbrecherisch usw... Hier nun das Beispiel:


Ein Junge träumte, er wurde von einem Arzt untersucht; der stellt fest: ein Organ liegt schief und soll operiert werden. Darnach schickt er ihn ein Stockwerk höher, um von drei anderen Ärzten seine Nase untersuchen zu lassen; sie entdecken Polypen, die sollen vorher operiert werden.

Dieser Traum hat 5 Symbole, die der Junge beschrieb wie folgt:

Ärzte: Sie haben Gesundheitsmodelle, die erlauben, Krankheiten zu erkennen.
.......................Gesundheit: Naturzustand

Organ: Körperbestandteil, das man braucht zum leben.
..........Körper: Ein Teil der Seele, die auch einen Geist hat.
......... Geist: Der Seelenteil, der gesundes und krankes unterscheidet.

operieren: Eingriffe machen.

Nase: zum Luft holen und Riechen
.............Luft: ein lebensnotwendiger Stoff.
.............Riechen: Qualität der Nahrung prüfen.

Polypen: Verstopfen die Nase.

Wie Du siehst, beim Beschreiben der ursprünglichen 5 Symbole tauchen neue auf, die auch definiert und beschrieben werden sollen. Ob sie wissenschaftlich korrekt sind, spielt keine Rolle, und je mehr "Freie Assoziationen": um so besser.. Seinem Traum gab der Junge die Überschrift "Unangenehme Überraschung".

Ich freue mich sehr auf Deine Vorbereitungen!
Herzlichst, Dein Plus
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Re: Sibirische Hexe

Beitragvon Torrot » 12.07.2018, 19:39

Hallo Bellerophon :)

ja dieser Traum zeigt den Beginn deiner Initiation in dein Eigenlichsein dein eigen Leben

du hast dabei deine innere Polizistin = Kontrolle , Bedrohung als Sicherheitsversprechen , uniforme Ordnung , tote Waffe haben statt lebendich phallich kraftvollsein
verloren

statt dessen
in deinem Leib(Haus) in deiner Natur(ueppige Vegetation) einen alten Instinkt in deinem Bauch und Brustraum wieder entdeckt und mit Handhabung des Messers in deiner Rechten deine Linke ersetzt die nun nicht mehr handeln sondern nur noch umarmend empfangen kann ~ deine lusdvolle agredere = bewegendsein

mit dem Zustechen akzeptierst du dein toetenkoennen(sehr wichtig!!!) und somit dein MANNSEIN der mit seiner Arbeit lebendige Natur in tote verwandelnd sinnvolle Beute fuer sich und denen er abgibt erzeugt

deine Wut is berechtigt ~ warst und bist du auch noch durch das etablierte System in deiner naturlichen Kraft und Kreativitaet gehindert/behindert ~ und schenkd dir die noetige befreiende Kraft aus allen Erstarrungen die noch im Leib festsitzen

ICH bin begeistert :D
Der SEIN Leib sinnLICH kennt kennt die ganze Welt
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Re: Sibirische Hexe

Beitragvon Hypnos » 13.07.2018, 09:32

Hallo Bellerophon,

im Wesentlichen fällt mir zu Deinem Traum dies noch auf: entweder will Dich jemand zu einer Entscheidung zwingen oder aber er will an Deiner Statt eine Entscheidung fällen, die jedoch nur Dir zusteht. Daher gibt es diesen Kampf, nachdem Du vorurteilslos Dein Unterbewusstsein erkundet hast. Obwohl Du in diesem Kampf zwar machtlos geworden bist, hast Du ihn doch gewonnen. So sieht es nach aussen hin aus. Da Du aber dabei jemanden fürchterlich verletzt hast, zerstörst Du Dich selber, indem Du Deine Gefühle abgetötet hast.

Wenn Dich meine Gedanken ansprechen, dann wäre dieser Traum, den Du schon ein Jahr lang mit Dir herumträgst, wohl eine Aufforderung, eine gewisse Situation zu bereinigen, um sie und Deinen Gefühlshaushalt zu verändern. Das ist aber nur meine Vermutung.

LG
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Re: Sibirische Hexe

Beitragvon Bellerophon » 13.07.2018, 10:20

Ich bin begeistert von euren Antworten, anders kann ich das einfach nicht sagen. Vielen, vielen Dank schon mal an euch!

Zu Almuth:
Dies ist mein innerer Konflikt auf den Punkt gebracht:
Du fühlst dich ausgegrenzt, wenn du die Vorgaben deiner Familie, deiner Mitmenschen, der Gesellschaft nicht erfüllst. [...] Den dich immer wieder überfallenden Impuls nach Freiheit der Seele willst du abtöten
. Eigentlich hab ich richtig Bock das zu machen, worauf auch immer ich Lust habe - gleichzeitig bin ich aber auch sehr diszipliniert und ordentlich. Das, wonach ich im Leben am meisten trachte, die innere Freiheit, untersage ich mir selbst aus genau der Angst, dann ausgegrenzt zu sein und versuche mir meine kleine Nische freizuhalten. Sobald mir jemand im Weg zu meiner Freiheit steht (wie die Hexe), reagiere ich wie ein in die Enge getriebenes Tier. Doch ich gebe dir recht, der Konflikt und die Unfreiheit war schon vorher und in mir da. Ich kämpfe selbst gegen diesen Anteil.

Innerhalb des Traumes verstand ich den Verlust meiner Hand wie ein Opfer, das ich bringen musste und gerne gebracht habe, um zu leben. Interessanterweise fiel mir beim Leser deiner Deutung auf, dass ich in dem Moment, als ich der Hexe das Messer entwendet habe, eine von vielen möglichen Entscheidungen getroffen und sie selbst auf eine bestimmte Art und Weise angegriffen habe. Ich verlor selbst alle äußeren Regeln und gab mich mir ganz hin und wurde so wie die Hexe. Vielleicht ist das der Grund, weshalb ich in dem Moment ruhig war: da ich mich insgeheim drauf gefreut habe, dass sich die Gelegenheit bietet, endlich loszulassen. Selbstverständlich äußerlich legitimiert durch die Selbstverteidigungssituation. Doch das war keine Selbstverteidigung - das war Aggression, Lust und Freiheit. Und in der letzten Zeit beginne ich gerade diese Seite an mir, die Unverträgliche, Aggressive und Selbstbestärkende immer mehr zu sehen, anzunehmen und zu schätzen.

Auch diese Aussage entspricht meiner tiefsten Wahrheit
Eine Eigenschaft des Mannes ist, in der Außenwelt eine herausragende Rolle zu spielen, sich messen mit anderen Männern und dabei möglichst gewinnen. [...] Wenn da nicht dein weiblicher Teil in dir wäre, der das ganze Männergehabe als zu beschwerlich empfindet. Weil es zu sehr gegen die Natur des Menschen gerichtet ist.

Ich spiele das Spielchen mit, weil ich denke, dass die Welt nun einmal so ist. Innerlich bin ich von der Einheit und Heiligkeit aller natürlichen Dinge überzeugt.

Magst du mir verraten, wie du deutest? Bücher, Erfahrungen, Naturtalent? Ich würde sehr gerne mehr darüber lernen.

PS.: Nein, ich bin nicht wirklich Polizist :)


Zu plush:
Das sieht so aus, als ob diese existentielle Frage - die implizit anzunehmen scheint, einer Dir angemessenen Selbstverwirklichung wegen wohlwöglich auf äußere (Schein)Anerkennung verzichten zu müssen? - für Dich ein vertrautes Thema wäre.

Absolut! Wie schon bei Almuth geschrieben, ist mir dieser Konflikt mein Leben lang vertraut und in den letzten ~3 Jahren explizit deutlich geworden. Ich finde die Formulierung sehr interessant, die auf eine Grundüberzeugung deutet, die den Konflikt weiterhin in Gang hält: dass Selbstverwirklichung und Anerkennung unvereinbar scheinen.
Warst oder bist Du in tiefenpsychologischer Therapie?

Nicht ganz. Ich beginne bald eine Ausbildung zum tiefenpsychologischen Psychotherapeuten. Traumarbeit usw. haben mich schon immer fasziniert, aber bisher habe ich mich da noch nicht herangewagt, da mir das zu vage/ungreifbar schien und ich dachte, ich könne das nicht. Ja, die Ratio ist noch sehr stark in mir :D.

Zu deinen drei Fragen:
Weitere Überschrift: Der Lustmord.
Sibieren: Freiheit, Weite, Unberührtheit, Echtheit, Wildnis, Sehnsucht, Heimat (emotionale Heimat. Bin kein Russe)
Die Polizeikollegin: Sie ist ungefähr so alt wie ich. Ich würde sie als auf eine ruhige Art kraftvoll, zuverlässig und ausgeglichen beschreiben. Sie ist zugänglich und offen, dabei aber eher mittelmäßig extrovertiert. Sie ist eigenständig und in der Lage, selbst Entscheidungen zu treffen. Sie ist kollegial und unabhängig, definitiv eine Person, mit der man es auch über längere Zeit gut aushalten kann, da sie kein Drama macht und auch ohne viel Aufmerksamkeit auskommt. Sie achtet in gewissem Sinne auf ihr Äußeres, hat einen blonden Pferdeschwanz und eine angenehme Ausstrahlung, übertreibt dabei aber nicht mit Makeup, etc. Politisch ist sie moderat, zwischen konservativ und liberal (ich frag mich gerade, woher ich Letzteres weiß :mrgreen: ).

Ich bin sehr gespannt auf das, was noch von dir folgt :).
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Re: Sibirische Hexe

Beitragvon plush » 13.07.2018, 19:04

Ich beginne bald eine Ausbildung zum tiefenpsychologischen Psychotherapeuten. Traumarbeit usw. haben mich schon immer fasziniert, aber bisher habe ich mich da noch nicht herangewagt, da mir das zu vage/ungreifbar schien und ich dachte, ich könne das nicht. Ja, die Ratio ist noch sehr stark in mir :D.

Trotzdem bist ja Du selbst (also Aspekt des Ich-Bewusstseins, mit dem Du dich 'normalerweise' identifizierst), der in die Tiefe hinabsteigt, während die Kollegin bei der Alten bleibend sich nur? oben umschaut. Beschreibst Du bitte, was ein Keller ist, wozu er gebraucht oder verwendet wird? Wieviele Stufen waren es runter, Deiner Schätzung nach?

TP. Das heist, mit Freuds Büchern beschäftigst Du Dich schon näher? 3-Instanzenmodell der Seele usw.?

Nachtrag zu meiner Kollegin: Ich habe nicht das Gefühl, dass sie mich verraten hat. Es war vielmehr, dass die Alte und sie "nicht füreinander bestimmt" waren.
In welchen Zusammenhängen wird solche Aussage, auch ihr Gegenteil, noch verwendet?

Pistole an meinem Gürtel fehlt

Dazu zwei Fragen: Was ist das überhaupt (funktionelle Gemeinsamkeiten und Unterschiede z.B. zu einem Messer) und was Polizisten? Warum oder zu welchem Zweck suchen ausgerechnet sie (anstatt etwa ein Bäcker, Hebamme oder Raketeningeneur) nach der Psychopathin?

Lustmord
Sehr gut. Kennst Du andere, vielleicht berühmte Geschichten, die von einer Dreierkonstellation 'abstrakt' ähnlich wie in Deinem Traum berichten? Zwei Frauen (eine alt, eine jung) und ein Mann, dazu auch Polizei und Lustmord? Wenn Dir welche einfallen, fasse bitte die für Dich markanteste zusammen, ok?


Sibieren: Freiheit, Weite, Unberührtheit, Echtheit, Wildnis, Sehnsucht, Heimat (emotionale Heimat. Bin kein Russe)

Was vermutest Du, brachte Dich auf Sibirien? Bist Du überrascht, dass das Symbol in Deinem Traum erschien? Oder weißt Du seit längerem, dass dies ferne Gebiet für Dich eine Art unverdorbenes, Deine vitale Lebenskraft herausforderndes Ideal darstellt?

Die Polizeikollegin: Sie ist ungefähr so alt wie ich. Ich würde sie als auf eine ruhige Art kraftvoll, zuverlässig und ausgeglichen beschreiben. Sie ist zugänglich und offen, dabei aber eher mittelmäßig extrovertiert. Sie ist eigenständig und in der Lage, selbst Entscheidungen zu treffen. Sie ist kollegial und unabhängig, definitiv eine Person, mit der man es auch über längere Zeit gut aushalten kann, da sie kein Drama macht und auch ohne viel Aufmerksamkeit auskommt. Sie achtet in gewissem Sinne auf ihr Äußeres, hat einen blonden Pferdeschwanz und eine angenehme Ausstrahlung, übertreibt dabei aber nicht mit Makeup, etc. Politisch ist sie moderat, zwischen konservativ und liberal (ich frag mich gerade, woher ich Letzteres weiß :mrgreen: ).
Scheint jedenfalls eine sympatische Persönlichkeit zu sein. Weder steif fixiert in alten Sitten und Gebräuchen, noch ein verwahrloster Freak, hilflos klammernd oder verzweifelt zweifelnd - so? Findest Du sie körperlich anziehend, hast in dieser Richtung was erwägt?


Ich finde die Formulierung sehr interessant, die auf eine Grundüberzeugung deutet, die den Konflikt weiterhin in Gang hält: dass Selbstverwirklichung und Anerkennung unvereinbar scheinen.
Ja, das ist wirklich interessant. Theoretisch sollte es Beziehungen geben, die nicht auf angelernt vorbewusster Augenwischerei und Lob für die 'Kunst', sich fürs Gehorsam an ein fremdbestimmtes Müssen zu verbiegen beruhen, sondern auf Anerkennung des eigentlich Natürlichen am Menschen, Förderung des gesunden Kampfgeistes gegen alle seelisch krankmachenden Faktoren.

Ich bin sehr gespannt auf das, was noch von dir folgt :).

Ich auch von Dir, Bellerophon. Dein Traum ist kein kurzer; ein klares Konzept habe ich noch nicht.
Ehrlich gesagt plagt mich seit längerem auch eine Art Unsicherheit, weil die meisten erwarten eine schnelle Deutung, Freud hat aber gewarnt, mit neuen Bekannten direkt in die Traumanalyse einzusteigen. Wie denkst Du darüber?
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