Liebe Eileen.
Es ist gut, Dir ausführlichere Gedanken über Dich und Deine Situation gemacht zu haben, um so besser, weil schriftlich. Und doppelt, weil der 'Text' - Deine Gedanken, die darin mitschwingenden Gefühle, schließlich doch hier ankamen. Das hilft mir, Dich zu sehen.
Ich finde Deine Überlegungen absolut nachvollziehbar, beeindruckend, erschütternd, wie treffend Du die Austauschbarkeit aller Menschen in unserer ebenso oberflächlichen wie egomanisch hinterlistigen, skrupellos naturfeindlichen Wegwerfgesellschaft beschreibst.
Es werden viele in Schubladen gesteckt, ohne überhaupt zu hinterfragen... das ist dann wirklich eine Form wo ich vllt eine Phobie habe und von solchen Leuten distanziere ich mich auch, weil sie mich belasten.
Das wäre dann eine gesunde (naturgemäße) Form von Phobie -- ein berechtigtes (Selbst)Schutzverhalten, weil dort wo das Hinterfragen einer Ansicht oder eines Urteils fehlt (die geistvolle Wissbegierde), einem im Grunde kein Mensch mehr gegenüber steht. Möglich also, dass Dein Versuch, Dich als "Puppe" zu tarnen oder unsichtbar zu machen, den Ausdruck solch berechtigter Form von 'Phobie' darstellt - dass können wir nicht genau sagen, weil wir den Traum nicht in jedem Detail genau angeschaut und untersucht haben.
in der Kindheit habe ich sehr sehr viele nicht so schöne Erlebnisse gemacht; wahrscheinlich hat daher auch vieles seinen Ursprung. Ich sehe es ja auch an meiner Angststörung, das sind alles begründete Ängste die daher stammen, dafür habe ich auch für mich schon viele Beispiele erkannt. Bei mir geht's hauptsächlich um Traumata, vermutlich auch daher die vielen Albträume. Ich habe mich von meiner emotionalen Welt sehr abgekapselt, vermutlich aus Eigenschutz vor zu viel Schmerz, das passiert ja ganz unbewusst.
Ja. Wenn ein Kind für seine gesunden Wünsche Ablehnung oder gar Strafen erfährt, dann ist dies ein traumatisches Erlebnis. Dann beginnt das kindliche Ich-Bewusstsein, die natürlichen Regungen seiner eigenen Seele zu fürchten und ihre Emotionen in den Bereich des Unbewussten zu vedrängen, von der bewussten inneren Wahrnehmung "abzukapseln".
Zum Glück habe ich einen kleinen Kreis, wo ich bei wenigen sagen kann, auf diese Person ist Verlass. Aber wie gesagt manchmal fühlt man sich dann einfach irgendwo allein, weil jeder mit seinem Zeug beschäftigt ist und Sachen wie Liebe und halt die positiven Eigenschaften einfach fehlen.
Würdest Du sagen, dass unter Deinen Freunden welche sind, die über jene Kenntnisse an Methoden und Modellen verfügen (bzgl. des Aufbaues der gesunden, glücklichen Seele mit ihren natürlichen Bedürfnissen, "Ich" und "Gedächtnis" oder Erinnerungsvermögen), derer es bedarf, um sich für jemanden mit frühkindlich erlittenen Traumata kompetent einsetzen zu können? Ich frage das nach, weil ohne Kenntnisse und Erfahrungen dieser Art verzeilich wäre, dass "jeder mit seinem (eigenen) Zeug beschäftigt ist". Das heißt, es kein Ausdruck von selbstsüchtigem Desinteresse an den Schwierigkeiten der Mitmenschen wäre, sondern eigene Hilflosigkeit oder Überforderung angesichts dessen. Hast Du Situationen im Gedächtnis, wo Du Dich in seelischer Not an einen Deiner Freunde/Freundinnen wandtest, es aber bei allem guten Willen von deren Seite nicht weiter ging?
Ich denke manchmal muss man dem Herz einfach das geben, was es so sehr verletzt hat Liebe!
Ich denke bei mir ist das irgendwo auch der Schlüssel. Ich bin 22 Jahre alt und war noch nie in einer festen Beziehung. Weil ich massive Bindungsängste habe, weil ich von der Erwartungshaltung der anderen Person Angst habe und dann doch wieder alleine bin, wenn ich mich dann mal geöffnet habe.
Du hast recht, Liebe ist der Schlüssel. Und die Bedrohung des Kindes mit dem Entzug der sog. Liebe (eine nur angebliche), die mächtigste, verheerendste von allen Erziehungswaffen. Kinder wie auch Menschen, die wegen traumatischer Frühkindheitserlebnisse in ihrer emotionellen Entwicklung nicht weiter kamen, bedürfen der Liebe. Das macht sie zugleich erpressbar, manipulierbar. Von Seiten der selben Menschen, von denen sie Trost, Rat und Rückhalt erwarten, und die oft ihrerseits in seelischer Not sind, ihrerseits der Liebe bedürften. In ihrer Not zum Mißbrauch der Not des Gegenübers neigen.
Liebesbedürftigkeit äußert sich als "Erwartungshaltung"; gesteigert kann sie als Hang zum "emotionellen Aussaugen" empfunden werden. Vampirfilme kommen nicht von nichts. Auch wenn sie eher ein Symbol darstellen - so wie das Unvermögen aller 'reinrassigen' Vampire, sich im Spiegel zu sehen, blind zu sein gegen das Selbsterkenntnisverlagen ihrer ins Tiefste Unbewusste mittels traumatisch auferlegter Strafangst einbetonierten, dort wie in einem finsteren Kerker gefangen gehaltenen Seele...
Es gehört zur psychischen Vitalität, sich gegen solche Tendenzen mancher lieben Mitmenschen zu schützen zu wissen - ein Aspekt der Eingangs geannnten, gesunden 'Phobie'. Schwierig umzusetzen, wo man selbst angewiesen auf Liebe...
Kannst Du in Deiner Erinnerung ein Beispiel finden, dass diese Skizze und Deine ersten Hinweise konkret fassbar machen würde, ein Erlebnis mit einem besimmten, näher bekannt(gewesen)en Menschen? Schreib es vor allem für Dich selbst auf, wenn Du willst. Das wäre wichtig für's Verarbeiten dieser Problematik, auch wenn es logischerweise nicht nur angenehm sein kann. Goldsucher mussen viel Erde umgraben, um ein erstes kleines Nugget zu finden...
Ich freue mich, Dich kennen zu lernen!
Herzlichst, Dein 'P'.