Eine blutige Angelegenheit...

Hier können sich Besucher untereinander Träume posten und helfen, diese zu deuten.

Moderator: Mirakulix

Re: Eine blutige Angelegenheit...

Beitragvon plush » 17.12.2020, 21:15

Liebe Entenliebe!

Träume stellen Botschaften des Unbewussten dar, die über Deine innere Situation berichten, die aber ausgelegt werden müssen. Dafür versetze Dich bitte nochmal in die Handlung Deines Traumes und suche eine zweite Überschrift, die gefühlsmäßig dazu passt, vielleicht eine poetische, so es wie die Dichter bei ihren Dramen machen..

Im nächsten Schritt geht es um die Symbole Deines Traumes.

Von den Personen, die auftauchen sollten unter "wo ich aufgewachsen bin", erstelle bitte kleine Charakterportraits, die die Vorzüge und negativen Seiten des jeweiligen Menschen beleuchten (eher nicht öffentlich), so dass ich mir eine Vorstellung von ihnen machen kann - vor allem Du selbst diesen Aspekt Deiner Kindheit wieder ins Bewusstsein rufst. Welche Rolle könnte die Zentralperson haben für Deine Gewohnheit, ein Badezimmer zu benutzen?

Für nicht-personale Symbole wie Tampon, Klo, Nase(loch), Spiegel usw. gilt, dass Du bei jedem für sich beschreiben sollst, wie es funktioniert und wozu es dient oder nützlich ist. Ob Deine Einfälle wissenschaftlich richtig sind oder nicht, ist unwichtig. Auf keinen Fall schau in einem Symbol-Lexikon (Google ect) nach.

Ein Beispiel, um Dir die Technik des „Freie Assoziierens“ besser nachvollziehbar zu machen:

Ein Junge träumte, er wurde von einem Arzt untersucht; der stellt fest: ein Organ liegt schief und soll operiert werden. Darnach schickt er ihn ein Stockwerk höher, um von drei anderen Ärzten seine Nase untersuchen zu lassen; sie entdecken Polypen, die sollen vorher operiert werden.

Dieser Traum hat 5 Symbole, die der Junge beschrieb wie folgt:

Ärzte: Sie haben Gesundheitsmodelle, die erlauben, Krankheiten zu erkennen.
.......................Gesundheit: Naturzustand

Organ: Körperbestandteil, das man braucht zum leben.


operieren: Eingriffe machen.

Nase:(Das lass ich jetzt weg, um Dir nicht fremde Einfälle einzusuggerieren)

Polypen: Verstopfen die Nase.

Wie Du siehst, beim Beschreiben der ursprünglichen 5 Symbole tauchen neue auf, die auch definiert und beschrieben werden sollen. Je mehr "Freie Assoziationen", um so besser.. Seinem Traum gab der Junge die Überschrift "Unangenehme Überraschung".

Ich freue mich auf Deine Vorbereitungen!
Herzlichst, Plus
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Re: Eine blutige Angelegenheit...

Beitragvon plush » 18.12.2020, 17:05

Liebe E.L!

Ich bin ganz erstaunt, wie gut Du eingestiegen bist auf Freuds Methode der Freien Assoziation, die unverzichtbare Voraussetzung, Deine aktuelle innere Situation zu ergründen. Nämlich das, was Deine Seele von Dir will, worüber sie anhand des von ihr entworfenen Traumes informiert. Dein symbolischer Spiegel (Reflektionsvermögen Deines Ichs) verdeutlich das Bedürfnis nach Selbsterkenntnis.

Also, eine Idee habe ich schon, doch wäre m.E. hilfreich, Deine Freien Einfälle noch ein bisschen zu vertiefen.

Ich meine schon mein Elternhaus...aber ... klingt „Ort, wo ich aufgewachsen bin“ nicht nach Wohnung der elterlichen Kindheit. Dass es sich nicht danach anhört liegt vielleicht daran, dass es da nicht so super war. Ich verbinde damit eher negative Erfahrungen. Damit auch das Badezimmer mit eingeschlossen. Ansonsten kamen in meinem Traum aber ja zum Glück keine Personen vor. Eben nur der Ort den ich mit schwierigen Menschen verbinde. Auf jeden Fall war das Bad für mich gefühlsmäßig kein Ort wo ich meine Privatsphäre haben konnte. Das würde ich spontan damit verbinden.


Entsprich es der Kindheitsrealität, dass Du im Bad nicht ungestört sein konntest von den Eltern, die Dich also in irgendeiner Hinsicht belästigt oder gekränkt haben (müssten)? Eine Frage wäre auch: Woher kommt der Wunsch, sich frei von Schmutz („sauber“) zu machen. Mit oder ohne dass andere Menschen dabei zuschauen sollen? Dazu das Gefühl, das Du andeutest mit diesem Zeichen: :oops: (Du gewährst hier fremden Menschen Einblick in eine sehr intime Situation, also einen Vertrauensvorschuss..)

Nase: Riechorgan. Bei mir allerdings auch negativ konnotiert, da die Nase bei mir innerlich gelegentlich geschwollen oder entzündet ist und ich das als unangenehm empfinde.


Ok, da hinderte Dich wohl die Verstopfung (eine negative, gegen die organische Funktionalität, den Sinn der Nase gerichtete Konditionierung), noch die nächsten Schritte zu gehen; das hole bitte nach:

Was ist Riechen, wofür ist das gut?

Tut die Nase noch weiteres, als ein Riechorgan zu sein?

Was sind überhaupt Organe?


Ich setzte mich aufs Klo und merkte, dass sich in meinem Körper noch ein Tampon befand. Ich holte ihn raus.

Kannst Du bitte etwas präzisieren, was genau „in meinem Körper“ meint? Das wird Dir vielleicht wie eine Gretchenfrage erscheinen, doch ließe sich vermuten, dass die im Ungefähren belassene Andeutung ein Aspekt der vom Traum in seinen Symbolen ‚verschlüsselt‘ dargelegten Problematik (Eiter) sei. Tu so, als ob Du es einem ahnungslosen Marsianer erklären solltest, oder einem kleinen, unablässig Fragen stellenden Kind, was „mein Körper“ allgemein und speziell der Ort des Tampons sei.

Wozu dient dieses besondere Körperteil von Natur aus?

Was hätte es ggf. mit dem Geruchssinn (Nase) zu tun?

Wie kommt die Blutung zustande?


... Schwindel und die Übelkeit? Der kurzzeitige Verlust von Halt und Stabilität – Halt und Stabilität sind nicht immer gut.

Klasse Einfall! ‚Halt und Stabilität‘ können allerdings auf Gewohnheiten basieren, die gut gemeint anerzogen wurden (ins „Über-Ich“ verinnerlich), in Wirklichkeit aber mit der menschlichen Natur (Freuds „Es“) nicht zu vereinbaren sind. Das führt im Traum zu der symbolischen Immunreaktion, einem Versuch der Heilung, die Dein „Ich“ teils aktiv unterstützt, wobei Du teils aber - glaube ich - noch nicht ganz durchschaust, was da eigentlich los ist...

Insofern wäre bestimmt nicht verkehrt, bei Gelegenheit ein Charakterportrait Deines Freundes zu erstellen. Auch weil es in Bezug auf ihn „große Ähnlichkeiten zu Beziehungen zu früheren wichtigen Menschen gibt.“ (Muss nicht heute sein, ein Charakterportrait. Wohlmöglich wird Dein Freund, wie wohl irgendwann auch die Eltern, in späteren Träumen auftauchen: dann würde Dein Es ausdrücklich wollen, dass Du die ins ÜberIch erzieherisch konditionierten Scheinglücks- und wertvorstellungen rekapitulierst.)

Genau: „ein Reinigungsprozess und die Auflösung innerer Blockaden (ist) ja so gut wie immer mit unangenehmen Empfindungen verbunden.“ – Wird das nicht erfasst in allen Aspekten (ärztliche Untersuchungen von Problemen sind nie ein Vergnügen, fördern aber positive Überraschungen über die im inneren Kern gesund gebliebene Seele zu Tage), bliebe das Bedürfnis nach „Reinigung und Veränderung vielleicht völlig umsonst“... Die Elternbeziehungen prägen ein "Muster", das vorbewusst zum Anküpfen ähnlicher Beziehungen führt - ein Automatismus, der sich nur durch das bewusste Realisieren des Musters und das, was die Seele eigentlich will, stoppen lässt...

Wow der Traum macht jetzt, unter Berücksichtigung eurer Aspekte und meiner persönlichen Assoziationen durchaus Sinn für mich! Wenn man erstmal drin ist, scheint dass mit den Assoziationen ganz von selbst zu laufen Es fällt mir nur nicht so leicht bei der Deutung den Überblick, also das Große Ganze im Blick zu haben. Vielleicht habe ich mich auf einzelne Details zu sehr fokussiert.

Nicht ganz genug, glaube ich - entscheide Du das selbst. (Sokrates hat das Philosophieren mal so definiert: als Liebe, sich mit dem eigenen Schmutz zu befassen, feststellen, dass in Wahrheit nicht alles Schmutz ist, was den Meisten als ein solcher gilt). Eigentlich soll ein Auslegungsversuch erst dann gewagt werden, wenn wirklich jedes der Symbol definiert und beschrieben wurde. Zuerst die „Analyse“ (Zerlegung in die einzelnen Elemente), dann der Versuch einer zusammenhängenden Erklärung, die die zusammengetragenen Informationen synthetiserende Deutung. Du bist aber auf dem Weg, Deine Intuition (Weisheit der Natur) ist voll da, hinwegrettet über die schädigenden Einflüsse der Kindheit.

Es freut mich, dass wir uns ein bisschen kennenlernen!
Herzlichst, Dein ‚P‘
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Re: Eine blutige Angelegenheit...

Beitragvon plush » 19.12.2020, 14:04

Liebe E.!

Auch wenn ich nicht behaupten kann, den Traum schon völlig durchschaut zu haben, so ist mir doch zumindest klar geworden, dass er in seiner Grundaussage nicht so negativ ist, wie ich zunächst angenommen hatte. Reinigung und Lösung der Blockaden ist ja eher etwas Positives. Natürlich kann es sein, dass da noch andere Punkte drinstecken aber dieser Aspekt ist doch positiver als ich zu Beginn angenommen hatte.

Ja, es ist einwandtfrei positiv, dem Selbsterkenntnisbedürfnis Deines Es entgegen zu kommen (Spiegel; Auseinandersetzung mit dem Traum im Ganzen); genauso, seiner Selbstheilungskraft die Möglichkeit zu öffnen, ihre im Kampf gegen eine "wo ich aufgewachsen bin" auferlegte Störung bereits verbrauchten Abwehrstoffe (Eiter) frei abfließen zu lassen. Das gehört zum Bereich der natürlichen Reinigungsfunktionen, dem Versuch Deiner Seele (Psyche und Physis), das Optimum der naturgewollten Stabilität wiederherzustellen, die seelische Gesundheit. Da gibt es also eine Blockkade, eine Störung - geradezu Verwirrung - Wieso? Nun, das Krankmachende stammt offenbar von der frühkindlich erfahrenenen Sauberkeitserziehung her, von den Personen, die für Dich wichtig waren, die Macht über Dich hatten. Macht aber verführt zum Missbrauch. In diese Richtung deuten demnach das Bad, Klo und die Tampons - für Dein Ich bislang eine Selbstverständlichkeit, sinnvoll usw, doch sieht es meiner Meinung nach darnach aus, als habe die Erziehung, die mit dem Argument der Hygiene in Wahrheit die Es-Triebe bekämpfte, Dein Ich verwirrt. Im Badezimmer gesund werden zu wollen, ist ein bisschen wie zu versuchen, Dreck mit Dreck abzuwaschen. Dabei geht's nicht um die "wissenschaftlich" erwiesenen Vorzüge der Hygiene, sondern um die Gewaltsamkeit der Erziehung. Den Zwang, mit dem man die Kinder "domestiziert" - das ist das Schädliche, die Seele Kränkend- und Krankmachende...


Interessant, dass du sagst, dass die Punkte "Halt und Stabilität" anerzogen sind. Ich hätte gedacht, dass sie ein natürliches Bedürfnis des Menschen darstellen.

Das sind sie primär auch; dass die natürlichen Prozesse aus 'Chaos' Ordnung, Stabilität und sogar Schönheit erzeugen (s. Irrationaleste von allen Zahlen/ KAM-Theorem)*, das hatte mein Kommentar nicht in Frage stellen wollen. (/* https://www.spektrum.de/kolumne/die-irr ... en/1430636).

Er bezog sich lediglich auf Deine wichtigen Überlegungen zum "Schwindel": dass es positiv sein kann, Halt und Stabilität vorübergehend zu verlieren. Ich würde noch einen Schritt weiter gehen: Dein Es fordert vom Ich, sämtliche Reinigungsvorschriften, die ihm von den früher wichtig gewesenen Personen ins ÜberIch implantiert wurden, gründlich zu hinterfragen, einschließlich der dafür maßgeblichen Methode, das erzieherische Verhalten. Bis hin zur Verheißung, durch das entsprechende Gehorsam für Halt und Stabilität in Deinem Leben sorgen zu würden: für Zufriedenheit Deines ÜberIchs mit Deinem Ich (ohne sog. Gewissens-Bisse), Anerkennung auch von Außen. Das Gegenteil ist also der Fall! Oder welche wärer Dein Vorschlag, das Grundthema des Traumes zu umschreiben? Meiner Meinung nach schwindelte Dir nicht nur, es fliegt auch ein Schwindel auf: dass Du betrogen wurdest.

Der ist ja für verschiedene Dinge da: Ausscheidung, Sexualität aber eben auch Reinigung. (Die Regel dient ja beispielsweise unter anderem der Ausschwemmung von Viren und Bakterien die in den Unterleib gelangt sind. Da wären wir wieder beim Thema Reinigung)

Gut, dann können wir annehmen, dass die verinnerlichte Erziehung zu einer Störung führte, die die Sexualität betrifft, Deine Weiblichkeit. Das wäre viel mehr als Eisprung und Reproduktion, denn über die Nase (spezielles Antennenorgan in Verlängerung des Ichs) nimmt das Es auch die Pheromone wahr und beinflusst durch einen Plus-Minus-Tropismus, wer als Sexualpartner besonders interessant gefunden wird bzw. gut riecht, und wer nicht.

Auch die optische Ästhetik hat, wie Du hinweist, eine wichtige Aufgabe: alles Signale, die "bis ins Innere des Körper hineingehen" (zum Grunde der Seele, wo sie beurteilt werden zwecks später bewusster Orientierung des Denkens und Verhaltens) und von hoher Bedeutung sind für Deine Selbstverwirklichung als genitales Wesen. Im Ei sollen Erbgüter zusammenkommen, die gesund sind (zur Ökonische passend, engl. fitt), jedoch einander nicht besonders ähnlich, um neue noch unbekannte Gene in die Reproduktion einzubauen, die Fittnes erhaltend, bei Bedarf evolutionär anpassend an neue Faktoren, u.a. virale Bedrohungen. In engem Zusammenhang auch mit der Ernährung, denn auch hier gilt's, die faulen von den saftigen, reifen Äpfeln zu unterscheiden. Nicht nur für die Selbsterhaltung, sondern wiederum im Dienste der Arterhaltung (Selektion + Vermehrung). Dieser Zusammenhang zwischen Selbst- und Arterhaltung scheint v.a. für die Frau von Bedeutung, weil ihre Ernährung das Wachstum der Embryonen garantiert...

Leider hast Du nicht gesagt (auch nicht daran gedacht?), dass die "Regel" auf ein unbefruchtet gebliebenes Ei zurückgeführt werden kann. Also auf einen Unfall, der in der Natur an sich nicht vorgesehen ist, denn der ganze Aufwand vom Eisprung bis hin zur Einnistung in der Gebärmutter geschieht nicht ins Blaue, sondern mit "Sinn".

Das missverstehe bitte nicht so, als ob die Psychoanalyse der Auffassung wäre, eine Frau müsse 'Kinder bekommen', um ihre natürliche Daseinsbestimmung zu verwirklichen (geschweige denn in einer Welt, in der aufgrund Überbevölkerung Kriege um knappe Nahrung drohen). Wenn in einem Traum ein Eisprung auftaucht, der abbrach, dann geht es um die sich regende weibliche Sexualität, gegen die aber ein Hindernis installiert wurde. Sexualität kann vom Verhalten her ausgelebt werden, ohne dass es zur Eibefruchtung/ Schwangerschaft; Reproduktion) kommen muss, so ist das Ei vor allem ein "Symbol" der seelischen Kreativität.

Der kreativitäts-/triebfeindliche Störfaktor kann Deinem Traum nach - glaube ich - nur aus den Zusammenhängen der Sauberkeitserziehung stammen, aus der "Sittlichkeit" unserer Gesellschaft. In ihr gilt alle triebhafte Lust als "unrein", das Es wiederum empfindet die dafür ursächliche Erziehung als Fremdkörper und versucht, sie abzuwehren, auszustoßen.

Daher also das Symbol des Eiters, des Tampons als eines, das Deine Weiblichkeit verstopft, dazu das damit verbundene Orientierungsvermögen (Intuition), und die Dringlichkeit der Forderung an Dein Ich, die natürlichen Selbstheilungskräfte bewusst zu unterstützen. (Über reine Symbole hinaus kann es echt "psychosomatische" Entzündungsprozesse erzeugen, um sich bemerkbar zu machen.) Dafür sollst Du Dich möglichst mit jedem Detail jedes Traumes befassen.


Plush bezüglich deiner Frage zur Privatsphäre im Bad...so ganz ins Detail möchte ich lieber nicht gehen. Ich bin hier vielleicht relativ anonym aber wenn man zu viel persönliches und biographisches verrät, dann ist das mit der Anonymität nicht mehr so ganz gegeben. Da hast du bestimmt Verständnis für

Ich finde bewundernswert, wie gelassen und sachlich Du mit dem Thema umgehst. Logisch, es gibt instinktive Anlagen, die das Ich zur Vorsicht gegenüber unbekannten Teilen der Realität mahnen. (Das "Fremdeln" der Säuglinge u.a.). Außerdem: Wir leben in einer Welt, die von Grund auf verdorben ist, missbräuchlich, ausbeuterisch - ob gut gemeint (subtil), ob ungetarnt. Selbst die Besten blieben nicht ohne Schäden, daher begrüße ich Deine Vorsicht. Du bekommst hier die Gelegenheit zu einer Kur auf Freuds Couch, meinem Vorhaben, mich dafür weiter zu bewähren. Hast Du Fragen zu dem oben ein Stück weiter vertieften Deutungsversuch, Kritik gegen mögliche Ungereimtheiten, Ergänzungen?

Ein paar Gedanken zum neuen Traum:

Der Gedanke, dass ich diese Blockaden selbst und sofort entfernen kann hat etwas sehr tröstliches an sich. Bezüglich der Folgeträume hatte ich in dieser Nacht einen durchaus interessanten Traum. Zumindest war ich sehr aufgewühlt, als ich erwachte. ich träumte von einem Dozenten von mir, aus der Uni, mit dem ich vor kurzem ein längeres Gespräch bezüglich einer schriftlichen Ausarbeitung hatte. In meinem Traum habe ich mit ihm und einigen Mitstudenten an etwas Besonderem gearbeitet...wir sind in einen Keller gegangen und da waren PCs. Leider kann ich mich nicht an mehr Details erinnern. Dennoch weiß ich, dass der Traum etwas sehr Aufwühlendes hatte. Ich musste beinahe den ganzen Tag an dieses Gespräch denken, dass wir geführt hatten und mich hat das ziemlich durcheinander gebracht, zumal es den Großteil davon nicht um die eigentliche schriftliche Ausarbeitung ging. Dieser Dozent hatte etwas sehr...durchschauendes an sich. Schade, dass ich mich nicht an den Rest des Traumes erinnern kann. Ich denke, das wäre sehr aufschlussreich und interessant gewesen.


Wenn Du willst, können wir das Erinnerte bei Gelegenheit untersuchen, jeder Fetzen hat eine Bedeutung. Auch also, was eine "Uni" ist, welches Charakterportrait Du dem Dozenten geben würdest und der Inhalt des Gespräches, in Bezug auf das Thema der Ausarbeitung; die anderen Studenten, PC's usw... Das alles geht nur Dich etwas an; die Träume sind ausschließlich an Dich andressiert, mit einem einzigen Sinn: Selbsterkenntnis. Insofern: lass Dich von dem Vernunftgebot der Anonymisierung nicht abhalten, Dir Freie Assoziationen über die dinglichen und personalen Symbole zu holen. am besten schriftlich.

Was Du wem wo von Deinen Träumen anvertrauen möchtest für einen ergänzenden Austausch, wären zweite und dritte Themen; dazu möchte ich Dir folgendes zur Gegenprüfung vorlegen: Es gibt leider sehr viele Menschen, die ihrer ins ÜberIch genisteten Moralerziehung gerne Gehorsam leisten, dh. mit Abwehr auf die Regungen ihres eigenen Es reagieren. Wie nach Innen, so ins Außen (vom Erziehungsopfer, zum -täter). Am Anfang meiner eigenen Analyse hatte ich mal die Idee, meine Mutter mit zu einer Sitzung zu nehmen, in der naheliegende Annahme, dass es gut wäre, mir von ihr in Bezug auf meine Frühkindheitserfahrungen gedächtnismäßig auf die Sprünge helfen zu lassen. Du hast sicher Verständnis, dass das keine so gute Idee war :wink:

- immerhin ein kleines Experiment. Darnach verstand ich ein bisschen besser, warum viele Inhalte meines ÜberIchs mich als Mutter verkleidet in den Träumen heimsuchten - was für ein Problem sie eigentlich hatten, immer noch. Die sind neurosynaptisch derart fest 'verdrahtet' ins Limbische System (organisches Abteil des ÜberIchs, ein Stück unter dem v.a. im Frontallappen aktiven Ich)*, dass sie es einfach nicht lassen können, mich "gut gemeint" beraten zu wollen. (* https://de.wikipedia.org/w/index.php?ti ... eraufnahme ). Als Kind kann sich niemand effektiv gegen die erziehenden Eltern zur Wehr setzen; sie haben Macht, physische und 'geistig', der kindlichen Hilflosigkeit wegen, Angewiesenheit. Erst später - sofern die Traumata nicht zu verheerend waren - kann das Ich erstarken, sein ins Unbewusste verdrängtes Es suchen und befreien, seine Glücks- und Wertvorstellungen gemeinsam entwickeln, verwirklichen.

Ich freue mich sehr auf unsere weiteren Gespräche!

Herzlichst, Dein P
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Re: Eine blutige Angelegenheit...

Beitragvon plush » 20.12.2020, 18:54

Den Punkt bezüglich der Gehorsamkeit finde ich interessant. Es scheint ja eine Art Tausch zu sein: Die eigene Gehorsamkeit (lässt sich sicherlich auf verschiedene Dinge übertragen) im Tausch gegen ein scheinbares Gefühl von Halt und Sicherheit. Mit dem aufgeflogenen Schwindel meintest du dann, dass es sich nicht wirklich um die gewünschte Stabilität handelt, richtig?

Ich finde, dass Du es mit dem Tauschhandel sogar noch besser als ich auf den Punkt gebracht hast, deswegen würde ich es jetzt so formulieren: Um sich die Liebe der Sorge-Rechts-Personen zu verdienen (deren Recht in Wahrheit eine ebenfalls Gehorsam einfordernde Erziehungs-Pflicht ist), gibt das Kind seinen gesunden Widerstand irgendwann auf, es wird „artig“, verdrängt seine um das 3. Lebensjahr (anale Phase) erwachende Eigenwilligkeit. Das geschieht für gewöhnlich in den Zusammenhängen der Reinlichkeitserziehung; von daher lässt sich die anale Doppelbedeutung des Wortes „Geschäft“ erklären und, m.E., auch das Klo in Deinem Traum. "Schwindel" seinerseits 'zweierlei': das Betrogen-Worden-Sein, die Ahnung, dass der Halt und die Stabilität, die das kindliche Ich durch sein Gehorsam gegen die Erzieher herzustellen sucht, illusorisch sind, d.h. nur um den Preis des "Triebverzichts" zu erlangen, Verlust der ureigenen Souveränität, Gewissheit des Selbstwertes. Es muss aber diese Arbeit leisten, als Kind hat das Ich keine Alternative in Sicht, so wird das Traumatische eingekapselt, mit der vorbewusst bleibenden Hoffnung, dass sich irgendwann eine Gelegenheit ergibt, die Zusammenhänge zu durchdringen. Mitte, Ende 20 haben die Besten genug an Erfahrungen gesammelt; sie fangen an zu entdecken, in einem pathogenen "Muster" verwickelt und verirrt worden zu sein. Das 'ÜberIch' arbeitet dagegen, die Muster wehren sich...

Vielleicht verstehe ich jetzt besser wie du den oben genannten Punkt meintest…wenn dieser Anspruch der Sittlichkeit, Reinlichkeit, des brav sein müssens zu stark ist, dann wird die Möglichkeit „verstopft“ die eigenen Bedürfnisse angemessen erfüllen zu können? Dann ist man eventuell schlichtweg verklemmt und angespannt in Bereichen in denen es um die eigenen Triebe geht?

Ganz allgemein, ja. Wobei anale Eigenwilligkeit, beginnend mit der Entdeckung des um die 3 Jahre alten Kindes, kein Anhängsel der Mutter zu sein (wie der Säugling sinnvollerweise empfand) eben auch ein Trieb ist, der der Souveränität. Das geht einher mit der Bewusstwerdung des Vermögens, die Aussscheidungsfunktionen zu kontrollieren, der damit verbundenen Lust, Forscherdrang und Suche nach Austausch in einer Gruppe von Kindern. Mit der Genitalen Phase wechselt das Hauptlustzentrum ein drittes Mal: die eigene Geschlechtsidentität wird bewusst vom "Verhalten" her; es bilden sich zwei entsprechende Gruppen mit jeweils eigenen Interessen und Territorialität. Dann um das 7. L.j. die "Latenz" (Dornröschenschlaf-Phase; infantile Amnesie), darnach das pubertäre Frühlingserwachen; die Adoleszenz; die volle seelische Reife. In unserer Gesellschaftsform eine Unmöglichkeit, von Anfang an...


Mit dem Grundthema der Sauberkeitserziehung tue ich mich wie gesagt noch etwas schwer. Meinen Erziehungsberechtigten war das soweit ich mich erinnern kann überhaupt nicht wichtig.

Das wäre eine bemerkenswerte Ausnahme. Davon abgesehen reagiert das Über-Ich jedes Einzelnen individuell verschieden; manche Kinder beginnen aus Trotz oder Rache an ihren versagenden Obdach-Gebern scheinbar gegenteilige Gewohnheiten annzuehmen. Du kennst vielleicht diesen Werbewitz mit dem Hippievater, der seine freche Tochter fragt, was sie denn mal werden will: „Spießer!“

Ich weiß natürlich, dass es so ist habe aber in dem Moment tatsächlich nicht daran gedacht. Es kam mir einfach bei der Beschäftigung mit dieser Thematik nicht in den Sinn. Vielleicht auch ein interessanter Aspekt, dass mir diese offensichtliche Sache beim Assoziieren nicht einfiel

Sehr gut! Das war allerdings eine der sog. Fehlleistungen, die machst Du jetzt wett mit Deinem neuen Gedanken. Dass der Einfall mitten im Gefecht ausblieb, erklärt sich also – glaube ich – aus dem nicht Stattgefunden-Haben der Eibefruchtung, wie gesagt im tieferen Sinne eines „Symbols“.

Aus dem Es kam also ein erster Impuls der analen Eigenwilligkeit bzw. zur fruchtbar werden wollenden Selbsterverwirklichung Deiner Anlagen, seit ca. dem 5. Lebensjahr gewechselt zur Genitalen Phase. Dagegen wendete sich aber ein Hindernis, das vom Verhalten der Bezugspersonen her in Dein Über-Ich indoktriniert worden sein muss, ein Machtmissbrauch. Welcher Art, wissen wir nicht genau. Dagegen wehrt(e) sich wiederum Dein Es mit seiner im Unbewussten eingesperrten Kreativität, Kämpferigkeit, nämlich etwas, dem dann doch gelang, Dein Ich-Bewusstsein zu erreichen, u.a. in Gestalt des „Eiters“. Ist Dir bekannt, dass Eiter zu einem großén Teil aus weißen Blutkörperchen besteht, erfolgreich tätig gewesenen Abwehrzellen? Dadurch bekäme das Reinemachen seine eigentliche Bedeutung zurück; zum Dreck würde das werden, was Deine Natur ächtet(e), kränkt(e), verteufelt(e).

"Sittlichkeit" unserer Gesellschaft. In ihr gilt alle triebhafte Lust als "unrein", das Es wiederum empfindet die dafür ursächliche Erziehung als Fremdkörper und versucht, sie abzuwehren, auszustoßen

Ja da magst du eventuell recht haben, allerdings ist das doch ein Grundthema von jedem Menschen, oder nicht? Bis auf einige wenige Ausnahmen hat doch jeder Mensch im Laufe seiner Entwicklung lernen müssen sich in der Gesellschaft anzupassen und einzugliedern und eben nicht nur auf die eigenen Triebe und Bedürfnisse zu achten. Klar Extreme sind nie gut…ich würde aber wagen zu behaupten, dass eine völlig fehlende „Sauberkeitserziehung“ auch nicht sinnvoll ist. Menschen möchten vielleicht gerne auf ihre Triebe hören und diese sofort erfüllen aber ohne zu Lernen diese zu kontrollieren und eine sofortige Erfüllung aufzuschieben wäre unsere Welt mit Sicherheit ein sehr chaotischer Ort. Bzw. stellt sich mir dann die Frage ob wir uns dann noch als Menschen verstehen könnten. Wir wären den Tieren dann in jedem Fall näher…ob das gut oder schlecht wäre ist eine andere Frage. Wobei ich ehrlich gesagt schon ganz froh bin, dass ich rausgehen kann ohne der übermäßig großen Gefahr ausgesetzt zu sein, dass ein Mensch dem ich begegne seine Triebe nicht unter Kontrolle hat und mir etwas antun könnte. Würde es keine „Sittlichkeit“ mehr geben, wenn man so will im Zuge dessen auch nicht die Instanz des Über-Ichs, dann würde die Realität aber genauso aussehen. Deswegen tue ich mich schwer damit, die „Sauberkeitserziehung“ per se zu verteufeln.


Interessante, vielseitige Betrachtung. Ich würde dann schauen, wo genau die Grenze zwischen Trieben und Perversionen verliefe, u.a. jenen, die die Obrigkeit im Fall der Kriege unserer hyperzivilisierten Nationen von der Kette lässt. Dafür gibt es heute u.a. die Primaten-Ethologie (eine der Forderungen Freuds an die Nachwelt, weil dies Wissensgebiet seinerzeit völlig fehlte)... Weiterhin nehme ich an, dass das ÜberIch ein Organ sein müsste, das von Natur aus die arteigene Sozialisierung verinnerlicht, d.h., es dient dem Ich als gesundes Gewissen, Ratgeber. Einmal begangene Fehler sollen nicht wiederholt werden... Gab gestern eine schöne Doku über die Frauengemeinschaften mancher der Tierarten in Afrikas Savanne, ihre weisen Anführerinnen. Wie soll das möglich sein ohne ein artgerecht geprägtes Über-Ich (Erfahrungs'speicher'; Gedächtnis)?! Ohne jegliches bewusstes Denken?!

Was ich von daher begrüße (wiederum auf die Gefahr des Missbrauchs) sind alle echten kulturell-zivilisatorischen Errungenschaften der Menschheit, unsere Künste, die Wissenschaften, und die Technologien als solche. Natürlich ist es großartig, über die Kenntnisse der modernen Medizin oder Hygiene zu verfügen, weiß man mitlerweile auch sehr genau, dass seelisch gesunde Kinder gerne nachahmen, wissbegierig sind. Während dessen beurteilen sie alles sehr genau, und zwar aus der Perspektive des Es, insgesamt 6 angeborenen Bedürfnissen. Das hat also zu tun mit der "Nase".

Davon bleibt nur in unserer heutigen Welt nicht viel übrig, im Gegenteil! Und eigene Schwierigkeiten relativieren durch das Wissen oder den Glaube, dass jeder unserer Zeitgenossen an mehr oder minder ähnlichem leidet? (Dem Gefühl der „Unreinheit“ der Lust, Scham, und Begriffen wie Geschlecht, denen ihre alttestamentarische Naturfeindlichkeit noch ins Gesicht geschrieben steht?) Vielleicht tröstet es ein bisschen? Vielleicht sieht der Arzt ein massenhaftes Siechen, wo den Massen der Betroffenen das Leben zu toben wähnt - tiefstes Unbehagen in der sog. Kultur?

Doch wie kamst Du auf diesen Punkt? Die Sauberkeitserziehung zu verteufeln liegt mir fern, mit argumentslosen Negationen kommt niemand weiter, "charismatischer" Hokuspokus hat nur einen hypnotischen Effekt (und hinterher wird's schlimmer als zuvor war). Der Deutungsversuch sucht(e) nach einer ersten Erklärung für die problematischen Symbole Deines Traumes - das sind weder Deine Körperöffnungen noch die anderen vitalen Leistungen Deiner Seele.

Ja ich kann mir vorstellen, dass das eher geschadet als geholfen hat. Insbesondere da sich viele Eltern in ihrer Erziehungsfähigkeit als eine Art Götter zu verstehen scheinen die natürlich niemals irgendwelche Fehler machen oder ihre Erziehungsmethoden irgendwie reflektieren würden. Es spricht überhaupt nichts dagegen mal etwas falsch zu machen. Fehler sind menschlich und sorgen für eine Nahbarkeit. Mich stört nur diese Überheblichkeit die einige Eltern an den Tag legen, diese völlig fehlende Fähigkeit eigene Ansichten oder Taten zu hinterfragen. Aber natürlich sind nicht alle Menschen so, das ist klar.

Leider sind die Meisten alles andere als so schonungslos kritisch gegen das Unrecht wie Du. Umso mehr muss es für das Systemsübertragungspersonal in Deinem ÜberIch ein Affront sein, dass Dir mit viel Freude und Elan gelang, die Symbole so gründlich zu assoziieren, den Traum zu durchleuchten.

Ich danke Dir meinerseits herzlich für diesen schönen Austausch! - ich habe viel gelernt!
https://www.academia.edu/42269167/MINDERHEITEN
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