Hey Sebastian,
noch eine Sichtweise von mir:
Ja, es scheint hier um Gefühle zu gehen, wie Du selbst schon vermutet hast
Der Traum klingt auf mich so, als hättest Du 'Angst' Dich (grundsätzlich) von Gefühlen und Leidenschaften mitreissen zu lassen. Das Meer drückt schon Gefühle aus, aber es ist weit mehr als ein bestimmtes emotionales Gefühl (für das ein See z.B. stehen würde). Traumsymbolisch bezeichnet man das Meer als das Unbewußte der menschlichen Gefühle.
Offensichtlich hast Du Dich in einer Situation befunden, die Dir diese 'Angst' vor leidenschaftlichen Gefühlen vor Augen geführt hat: diese Tsunamiwelle. Keine Ahnung, was da passiert ist: gut möglich, dass es sich hier um eine Frau handelt, die das in Dir ausgelöst hat.
Aber man kann auch schon Angst vor Gefühlen kriegen, wenn man z.B. in einem Fußballstadion ist u. plötzlich im Pulk der grölenden Masse den ungezügelten Leidenschaften der Zuschauer unmittelbar ausgesetzt ist und plötzlich gewahr wird, was daraus entstehen könnte, sollten sie sich nicht mehr bremsen können (als Beispiel).
Das scheint der Grund Deiner 'Angst' zu sein, dass Du nicht weißt, wie bzw. wohin sich das entwickeln könnte.
Wie Almuth schon sagte, derart intensive Gefühle können einen 'überrollen' wie eine Welle u. mitreissen, sodass man nicht mehr weiß, wo oben und unten ist und man das Gefühl hat, den Boden unter den Füßen zu verlieren und letztlich sich sorgt, dass man sich selbst verliert. Also Identitätsverluste befürchten lassen.
Der Traumverlauf zeigt, dass Du sehr wachsam bist, um Gefahren dieser Art frühzeitig zu erkennen - Du neigst dann offensichtlich dazu, Dich bei dem ersten Anzeichen von 'Gefahr' (oder leidenschaftlichen Gefühlen) zu flüchten und Dich zurückzuziehen.
Im Traum wird Dir klar, dass dieser Rückzug aber nicht unbedingt Sicherheit bedeuten muss, denn die Welle dieser leidenschaftlichen Gefühle hat Dich (das Haus im Traum) getroffen und scheint Dich auch noch nach dem Rückzug in die vermeintliche Sicherheit zu beschäftigen und zu 'bedrängen' (der Wasserspiegel an den Fenstern).
Du hast offensichtlich auch zunächst Panik, dass es Dich dieses Mal doch 'tiefer' getroffen haben könnte, als sonst - entsprechend gehst Du in den Keller (in Dich - ins Unbewußte) und überprüfst den Zustand dort (vielleicht fragst Du Dich: ist es mehr als nur eine schnelle Leidenschaft?).
Dort stellst Du fest, dass alles noch beim Alten ist. Der Keller ist trocken, d.h. es war nur eine kurze, heftige Gefühlsaufwallung, doch die Gefühle sind, vermutlich aufgrund Deines Rückzugs, nicht tiefer geworden. Das stellst Du etwas verwundert, aber auch erleichtert fest.
Die Pumpen arbeiten gut, sagst Du - also Du hast wohl gut dafür gesorgt, dass aus der Leidenschaft nicht mehr wurde!
Und als Du dann wieder wagst, nach draußen zu gehen (also raus aus dem Rückzug), bemerkst Du, dass die 'Bedrohung' abgeklungen ist.
Einerseits würde ich Almuth zustimmen: Du hast viel Stabilität u. Sicherheit in Dir - dennoch halte ich diese Sicht für zu einseitig. Der Opa, der trotz aller Gefahr im Wohnzimmer sitzt u. TV schaut, scheint mir nämlich ein doppeldeutiger Hinweis zu sein.
Er kann als Dein Alter Ego verstanden werden, auf jeden Fall ein Stabilitätsfaktor u. jemand mit dem Du Sicherheit verbindest. Aber er ist auch ein alter Mann - im Gegensatz zu Dir!
Er hat schon so viel erlebt, dass ihn die Leidenschaften da draußen im Leben nicht mehr wirklich berühren können oder aufschrecken oder reizen. Er lebt zurückgezogen in der inneren Sicherheit u. schaut lieber 'dem Film des Lebens' aus sicherer Distanz zu. Er will und muss sich nicht mehr ausprobieren, nix mehr groß erleben oder eintauchen in die Gefühle u. das Auf u. Ab des Lebens.
Auf gewisse Weise verhälst Du Dich wie er: anstatt Dich mal hinzugeben u. einzutauchen in die Wellen der Leidenschaft u. Gefühle, ziehst Du Dich beim kleinsten Anzeichen von möglicher 'Gefahr' zurück in die innere Sicherheit. Für einen jungen Mann in Deinem Alter ist das aber zuviel an Stabilität u. Sicherheitsbedürfnis, das grenzt letztlich schon an Sturheit bzw. (Alters-)Starrsinn.
Das Leben u. die Leidenschaften wollen ge- und erlebt werden. Daran wächst man. Das gehört zur Lebenserfahrung und Entwicklung der Persönlichkeit dazu. Wir reifen nicht, indem wir das Leben meiden.
Vielleicht ist Deine Erfahrung mit Deinen Eltern (und deren Beziehungsverlauf) der Grund für Deine Angst vor Hingabe. Sie scheinen hier zwar nur eine Nebenrolle zu spielen, doch anscheinend haben sie und ihr Lebensentwurf u. Verlauf auch Dein Leben und Deine Erfahrungen doch deutlicher mitgestaltet, als Dir das bewußt zu sein scheint.
Das Problem bei derartigen 'Ängsten' ist halt: je mehr man sie meidet, umso weniger Erfahrungen hat man damit - und umso bedrohlicher erscheinen sie, wenn sie dann mal auftauchen. Der einzige Weg damit umgehen zu lernen ist, sich seiner Angst zu stellen u. ganz bewußt da mal einzutauchen.
soweit meine ergänzende Sicht
viele Grüße
Pica