Traum von Gefangenschaft und Flucht

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Moderator: Mirakulix

Traum von Gefangenschaft und Flucht

Beitragvon Cerulean_ribbon » 05.12.2018, 18:48

Hallo liebes Traumforum,
Letzte Nacht hatte ich das zweite mal folgenden Traum.
Ich bin in meiner Wohnung. Sie sieht anders(Möbel und dergleichen ) aus aber es ist meine jetzige Wohnung. Ich werde gefangen gehalten von einem großen Mann und ich überlege mehrmals wie ich entkommen kann. Ich denke dass da noch jemand gefangen gehalten wird und ich weiß dass es ein Kind ist ( ich habe auch kurz das Gefühl es ist meine kleine Nichte ist, die aber erst 4 Monate alt ist) aber ich sehe es nicht und ich weiß ich muss/ will das Kind retten . Ich sitze auf dem Boden und kann mich erst nicht bewegen ( bin nicht gefesselt oder ähnliches) Als ich mich unbeobachtet fühle springe ich auf und renne davon. Plötzlich renne ich über eine Straße und ich befinde mich gegenüber dem Haus in dem ich einen Großteil meiner Kindheit verbracht habe (andere Stadt). Autos parken auf der anderen Straßenseite und ich versuche mich hinter der Motorhaube eines schwarzen Autos zu verstecken. Doch plötzlich taucht dieser Mann mit einer hässlich grinsenden Fratze auf mit einem Messer immer näher kommend. Er ist sehr groß und breit gebaut und wirkt irre. Er erreicht mich und ich kann mich freischlagen sodass er wieder auf die andere Straßenseite fliegt( durch den Schlag von mir schleudert es ihn weg). Ich verstecke mich in an der Beifahrer Seite desselben Autos. Doch, gleiches Spiel, er kommt, will mich erstechen, ich schlage, er fliegt. Dann verstecke ich mich hinter dem Kofferraum und ich denke ich muss ihm das Messer abnehmen weil ich ihn so auf der Straße „fest stecken“ damit ich entkommen kann. Ich renne ihm entgegen, nehme das Messer. Im nächsten Moment liegt der Mann vor mir, regungslos, und ich steche ihm im die linke Schulter, ohne nochmal zuzustechen schneide ein Quadrat in sein Fleisch ( kein Blut, keine Regung von dem Mann) .
Der Traum war sehr real und ich hatte immer wieder Angst doch auch Hoffnung das ich entkommen kann.
Ich freue mich auf eure Meinung und Deutung, gerne auch unkonventionelle;).
Liebe Grüße, Jennifer
Cerulean_ribbon
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Re: Traum von Gefangenschaft und Flucht

Beitragvon Picadora » 10.12.2018, 16:46

Hallo Jennifer,

hier noch ein Deutungsansatz, als Ergänzung zu Almuths:

Wenn ich Deinen Traum als innerpsychische Auseinandersetzung betrachte, dann klingt er für mich so, als gehe es hier um Selbstbefreiung.

Du bist im Traum in Dir selbst (= Deine Wohnung) und stellst fest, dass Du 'in Dir gefangen' bist - d.h. Du scheinst Dir sehnlichst eine Veränderung zu wünschen. Gefangen hält Dich im Traum ein Mann. Dieser Mann kann als Dein eigener männlicher, rationaler Anteil angesehen werden, der den weiblich, emotionalen Anteil in Dir stark zu dominieren scheint. So sehr, dass der weibliche Anteil keinen Bewegungsspielraum hat. Das wird Dir offensichtlich allmählich bewußt u. Du wünschst Dir diesem ewig dominanten 'Kopf' (Verstand, rationaler Anteil) endlich zu entkommen.

Möglich, dass die vier Monate alte Nichte ein Hinweis ist, dass - vor 4 Monaten? - etwas Neues in Deinem Leben aufgetaucht ist, das Du gerne 'entwickeln lassen' würdest (das kann ein Mensch sein, eine neue Idee, die Deine Emotionen betrifft o.ä.) - Dein rationaler Anteil wehrt sich aber scheints dagegen. Doch diese Entwicklung ist Dir wichtig u. Du beginnst Dich gegen ihn zur Wehr zu setzen.

Dein Inneres scheint Dich im Traum erinnern zu wollen, dass Du bereits ähnliche 'Befreiungs-Versuche' hinter Dir hast - und es scheint, als reichen sie zurück bis in Deine Kindheit. Diese Versuche wirken einerseits recht 'gewaltsam' (all die 'Schläge'), die Du dem Angreifer verpasst - gleichzeitig aber auch eher reaktiv. Damit meine ich, dass Du Dich immer erst dann 'in Bewegung' (und in Abwehr) gesetzt hast, wenn die Bedrohung immens groß wurde. Sozusagen in allerletzter Sekunde. Anfangs versteckst Du Dich ja mehrfach u. hoffst, dass er Dich nicht sieht. Doch leider kann man sich dauerhaft nicht sehr gut vor sich selbst verstecken. Und Dir gelingt es immer nur durch einen kurzen Befreiungsschlag, etwas Freiraum von ihm zu bekommen. Eine wirkliche 'Befreiung' würde verlangen, dass Du Dich 'aktiv' mit diesem Thema auseinander setzt, und wahrscheinlich einmal 'in Ruhe', d.h. bevor es so dramatisch wird, dass Du nur noch um Dich schlagen kannst.
Am Ende des Traums gelingt es Dir zumindest, einmal aktiv auf das Problem (die Dich bedrohenden angreifenden Gedanken) zuzugehen und Du versuchst sie zu be-greifen: mit dem Messer versuchst Du meiner Meinung nach das Problem zu analysieren. Letztlich willst Du es hinter Dir lassen (feststecken), damit Du auf Deinem Lebensweg (die Straße) endlich befreit u. ohne Bedrängung gehen kannst.
Doch in diesem Moment erstarrt nun Dein Angreifer (deine Gedanken) und wird bewegunglos. Die Situation vom Anfang hat sich nun praktisch umgekehrt. Jetzt bist Du diejenige die den Kopf bedroht u. lähmt. Das ist letztlich keine Lösung der Situation, sondern nur eine Umkehr. Entsprechend auch das Quadrat, dass Du ins Fleisch schneidest, ohne dass Blut (= Leben) fließt. Das Quadrat steht für die Erstarrung einer Situation, da gibt es noch keine Lösung.

Eine Lösung wäre, den Kopf (deine rationale Seite) dazu zu kriegen, endlich die emotionale Seite in Dir anzuerkennen - dazu brauchst Du aber seine Mitarbeit. Sonst lähmt immer nur eine Seite die andere.

Ich kenne ja Deinen Hintergrund nicht, allerdings deutet der Stich in die linke Schulter bzw. dass Du dort schneidest, auf eine 'emotionale alte Last' hin - links ist die Seite des Herzens, der Emotionen. Menschen die stark rational ausgerichtet sind, haben dafür in aller Regel einen Grund. Letztlich ist es ein Schutz, sich hinter' der Ratio vor den verwirrend erscheinenden Emotionen zu 'verstecken'. Es kann darauf zurückzuführen sein, dass wir in der Kindheit nicht gelernt haben, Gefühle als etwas Positives wahrzunehmen, sondern als schmerzhaft oder chaotisch-unklar, also letztlich bedrohlich. Traumatische Ereignisse in der Kindheit, häufig durch das unklare Verhalten von Eltern ausgelöst, sind dabei meist die Ursache.

Es scheint als wäre es an der Zeit, Dich einmal aktiv mit diesen Alt-Lasten auseinander zu setzen. Vielleicht durchaus im Rahmen einer Therapie, falls Du Dir das vorstellen kannst. In Deinem Traum wird jedenfalls sichtbar, dass Du Dir sehnlichst wünscht, dass sich da endlich etwas verändert in Dir.

soweit von meiner Seite,
viele Grüße
Pica
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