Auf der Treppe

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Moderator: Mirakulix

Auf der Treppe

Beitragvon LesiLove » 05.05.2018, 09:19

Hallo!

Mein Traum von letzter Nacht ist nur ein kurzer Ausschnitt, aber es war der Teil, der sich am stärksten bei mir eingeprägt hat.
Eigentlich weiß ich selbst schon für mich, was es zu bedeuten hat und schreibe das auch gleich dazu, aber falls sonst noch jemand eine Meinung dazu hat oder etwas dazu sagen möchte, wie man das anders deuten kann, bin ich darüber sehr dankbar!

So fing das Ganze erstmal an:
Gestern habe ich eine lange Mail an jemanden geschrieben, über meinen Tag, meine Arbeit und meine Gefühe für meinen Kollegen. Und da habe ich dann zum ersten Mal bewusst darüber nachgedacht, wie das Ganze damals überhaupt anfing. Wie ich mich in ihn verknallt habe, unter anderem.

Und dann habe ich nachts folgendes geträumt:
Ich lief in ein Parkhaus. Oben an der Treppe stand ein Mann (ein anderer Kollege), und schien zu überlegen, wo er geparkt hatte. Ich lief grinsend an ihm vorbei, drehte mich auch kurz um, fragte „Na? Noch am überlegen?“ und ging weiter. Wieso schien niemand zu wissen, wo er/sie das Auto parkte? Ich tat den Gedanken aber gleich wieder ab und lief die Treppe weiter.
Nach ein paar Stufen blieb ich erschrocken stehen. Die Treppe endete abrupt und es ging etwa 5 Meter tiefer erst weiter. Ich überlegte zu Springen. Entschied mich aber dagegen und drehte um. Doch es gab kein Zurück. Denn nach 2 Absätzen endete auch oben die Treppe ohne Hinweis oder Absperrung. Ich überlegte, wie das sein kann. Denn ich bin doch auch bis hierhin gekommen. Und warum war ausser mir plötzlich niemand mehr da? Als ich anfing, das Parkhaus zu betreten, waren da noch 5-6 andere Menschen.

Ob ich damit die Sache mit dem Kollegen, den ich (heimlich) liebe, verbinde? Irgendwie schon, ja. Weil ich die anderen Leute aus dem Parkhaus auch von der Arbeit kenne. Und da ich ja abends darüber nachdachte, wie das mit ihm anfing und ich mich nicht erinnern konnte, wann das genau war und vorallem nicht genau wie. Im Traum konnte ich mir die Frage, wie ich auf dem Absatz der Treppe landen konnte, auch nicht mehr beantworten und ich wusste auch nicht, wie es weitergehen soll. Ich konnte nur Springen? Das schien mir zu gefährlich. Und so ist es mit ihm ja auch.
Ich kann keinen Schritt mehr zurück machen. Die Gefühle sind ja schließlich da. Und einen Schritt weiter wäre waghalsig. Denn ich könnte eine wortwörtliche Bruchlandung hinlegen. Und es würde schmerzen, denn ich muss ja weiterhin dort arbeiten. Ich stehe quasi auch in diesem Punkt alleine auf der Treppe. Aber dort einfach stehen zu bleiben ist auch keine Lösung.

Das wäre meine Deutung. Ich weiß nicht, ob es da noch etwas anderes zu interpretieren gibt?

Lesi
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Re: Auf der Treppe

Beitragvon plush » 05.05.2018, 13:45

Wichtig zu klären wäre wahrscheinlich mehreres, bevor gewagt werden dürfte, einen tiefer gehenden Deutungsversuch zu unternehmen:

- Ein kleines Charakterportrait des Dir begegnenden Mannes:
- Beschreiben, was ein Auto ist, d.h. wie es funktioniert und welchem Zweck es dient:
- Deutlich machen, worum es beim parken geht, und welche Schwierigkeiten
es noch geben könnte, außer der, nicht zu wissen, wo das Auto geparkt ist:
- Definieren, was ein Parkhaus sei:
- eine Treppe:
- Arbeit, was ist das und wozu ist es gut:

...................
Träume stellen Botschaften des Unbewussten dar, die über Deine innere Situation berichten, die aber ausgelegt werden müssen. Dafür versetze Dich bitte nochmal in die Handlung Deines Traumes und suche eine Überschrift, die zu seiner Dramaturgie gefühlsmäßig passt, am besten eine poetische, so wie die Dichter für ihre Werke machen.

Ein Beispiel, um Dir das „Freie Assoziieren“ über die Symbole besser nachvollziehbar zu machen:

Ein Junge träumte, er wurde von einem Arzt untersucht; der stellt fest: ein Organ liegt schief und soll operiert werden. Darnach schickt er ihn ein Stockwerk höher, um von drei anderen Ärzten seine Nase untersuchen zu lassen; sie entdecken Polypen, die sollen vorher operiert werden.

Dieser Traum hat 5 Symbole, die der Junge beschrieb wie folgt:

Ärzte: Sie haben Gesundheitsmodelle, die erlauben, Krankheiten zu erkennen.
.......................Gesundheit: Naturzustand

Organ: Körperbestandteil, das man braucht zum leben.
..........Körper: Ein Teil der Seele, die auch einen Geist hat.
......... Geist: Der Seelenteil, der gesundes und krankes unterscheidet.

operieren: Eingriffe machen, die die Heilung fördern.

Nase: zum Luft holen und Riechen
.............Luft: ein lebensnotwendiger Stoff.
.............Riechen: Qualität der Nahrung prüfen.

Polypen: Verstopfen die Nase.

Wie Du siehst, beim Beschreiben der ursprünglichen 5 Symbole tauchen neue auf, die auch definiert und beschrieben werden sollen. Je mehr "Freie Assoziationen", um so besser.. Seinem Traum gab der Junge die Überschrift "Unangenehme Überraschung".

Ich freue mich auf Deine Vorbereitungen!
Herzlichst, Dein Plus
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Re: Auf der Treppe

Beitragvon LesiLove » 06.05.2018, 09:43

Hallo plush!

plush hat geschrieben:- Ein kleines Charakterportrait des Dir begegnenden Mannes:
- Beschreiben, was ein Auto ist, d.h. wie es funktioniert und welchem Zweck es dient:
- Deutlich machen, worum es beim parken geht, und welche Schwierigkeiten
es noch geben könnte, außer der, nicht zu wissen, wo das Auto geparkt ist:
- Definieren, was ein Parkhaus sei:
- eine Treppe:
- Arbeit, was ist das und wozu ist es gut:



Okay, dann fange ich mal an. Also ich versuche es.

-Ein kleines Charakterprotrait des Mannes? Ich kenne ihn kaum bis gar nicht. Er arbeitet noch nicht lange bei uns.

-Ein Auto ist für mich ein Fortbewegungsmittel. Mit dem ich von A nach B komme. Mit dem ich hin fahren kann, wohin ich will. Mehr aber auch nicht, und nicht weniger. Ich bin auf mein Auto angewiesen, ansonsten komme ich hier eher nur schwer weg.

-Beim Parken geht es um das Abstellen einer Sache (des Autos) und dem wissen, dass es dort so lange stehen bleibt, bis ich es wieder brauche oder möchte. Die Schwierigkeiten dabei? Gute Frage! Jemand anderes könnte es beschädigen, wenn er/sie dem zu nahe kommt. Ich könnte Probleme beim Ausparken/Hervorholen haben. Zu wenig Platz zum Rangieren.

-Ein Parkhaus ist ein großer, hoher Parkplatz. Für jeden zugänglich, jeder kann parken wo er möchte...

-Über eine Treppe kann ich Dinge erreichen, kann in die Höhe steigen oder irgendwo hin runter gehen.

-Arbeit ist für mich ein Weg, Geld zu verdienen. Aber auch Leute kennen zu lernen. Zumindest also die, mit denen ich täglich zu tun habe. Nicht für eine Partnerschaft, sondern für ein tolles Arbeitsklima und für eventuelle Freundschaften. Ich fühle mich dort sehr wohl, was auch sehr an den Kollegen liegt!

Ich hoffe, das reicht?

Hallo Almuth, ich habe mich sehr gefreut über deine Deutung. Also dass du meinen Traum deutest, denn deine Deutungen finde ich sehr wichtig :)
Und ich finde mich in deiner Deutung 1 zu 1 wieder! Ich sehe es auch als wichtiger Teil an, dass ich die Treppe nach unten gehe. Nicht weil ich denke, dass er unter mir ist (vom Niveau oder so her), sondern auch in die Tiefe der Seele gehend.
Almuth hat geschrieben:Bist du nur deshalb blockiert, weil du dich nicht getraust, ihm deine Gefühle zu zeigen? Weil du befürchtest, er würde sie nicht erwidern?

Ich empfinde es schon sehr als Blockade, dass ich mich nicht traue ihm davon zu erzählen. Ihm nicht mal richtig zeigen zu können, was ich empfinde, wenn ich ihn sehe.
Ich konnte ihn bisher nur ein einziges Mal so richtig anstrahlen, mit dem Mund, mit den Augen, mit der Seele. An diesem Tag war ich wie befreit. Und entsprechend hat er ja auch reagiert. Er schien glücklich darüber, und hatte mich immer angesehen und gelächelt. Und sogar angesprochen. Aber seitdem nisten sich in meinem Kopf wieder die Gedanken ein, dass er doch anders empfindet als ich und einfach nur nett ist. Es für ihn nichts tieferes ist oder sein könnte. Sogar, dass es ihm unangenehm sein könnte, mit mir gesehen zu werden. Da gab es vor ein paar Tagen noch einen anderen Traum.
Vielleicht hilft das weiter oder es verwirrt noch mehr:

"Es saßen mehrere Leute in der Kantine. Ich war auch mit einer Kollegin dort und saß so, dass ich die gesamte Kantine im Blick hatte. Meine Kollegin saß mir schräg gegenüber. Ich redete mit ihr und warf einen Blick auf die anderen Leute dort. Mit dem ersten Blick sah ich ihn mir quasi direkt gegenüber sitzend (3 Tische weiter) und er sah mich auch an. Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte, denn er sah auch nur immer wieder her und wieder weg ohne eine andere Reaktion seiner Mimik. Es fühlte sich toll an, ihn zu sehen und gleichzeitig so unwirklich, weil er nie in der Kantine sitzt (in real). Ich wechselte meinen Sitzplatz 2 mal, so dass ich am Ende neben meiner Kollegin saß, und ich ihn seitlich sehen konnte.

Ich sah, wie er laut mit den anderen gesprochen hatte, obwohl er ja auch eher eine stille Person ist.

Im nächsten Moment sah ich ihn mit einer Colaflasche weglaufen, und holte mir auch etwas zu trinken. Als ich zu viel Wechselgeld aus dem Automat holte, setzte ich mich wieder an den Tisch und wartete bis er vorbeikam. Dann sprach ich ihn an und fragte, ob es sein Geld wäre. Er fragte mich, um wie viel es denn ginge. Ich blickte auf die Münzen, sagte „Warte mal“ und schnappte 1 €, drückte ihm diesen in die Hand und dachte nur „Hoffentlich hat er nichts dagegen, wenn wir uns berühren.“

Er nahm das Geld lachend an, und meinte „Das war es wert!“, drehte sich um und ging zurück an seinen Tisch. Ich lachte laut und sagte „Danke?!“. Und fühlte mich verunsicherter als zuvor."

Ich bin gespannt, was du dazu sagst Almuth. :D

Lesi
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Re: Auf der Treppe

Beitragvon plush » 06.05.2018, 14:20

Liebe Lesli!

Du hast die Traumsymbole ganz gut vertieft mit den Freien Assoziationen, nur die gefühlsmäßig passende Überschrift vergessen, was aber wohl Deiner inneren Situation anzulasten wäre, zusammenhängt mit dem Thema.

Deine Stellungnahme an Almuths Beitrag verdeutlich - glaube ich -, eine Problematik, die nicht zuletzt auch dem Traumgeschehen zugrunde zu liegen scheint. Was Dich hindert, den von Dir begehrten Mann (bzw. Bedürfnis) näher kennen zu lernen, nennst Du eine Blockade , nur: welcher Art und konkret wogegen ?
Meines Erachtens haben Gefühle oder Erwartungen daran teil, die einmal enttäuscht oder gekränkt wurden. Wenn das so ist, dann fürchtest Du also die Wiederholung eines unangenehmen Erlebnisses, unbewusst (Auto matisch) neigend, eine Partnerschaft, die sich ein Teil Deiner Seele doch wünschst, zu einer "Sache" zu verdinglichen.

Solch Distanziertheit von der Emotionalität - von starken Begierden, die tatsächlich ein Gefühl echter Befreiung auslösen, so Dir sie auszudrücken gelingt) führte also - nehme ich an - zu der Reduktion einer erfüllenden Freundschaft auf das symbolische Auto.

Dass im Traum keiner weiß, wo sein 'Auto' parkt, bedeutet dann - überlege ich - so viel: Du kennst niemanden, der fähig wäre, selbst eine wirklich erfüllende Beziehung zu finden. Jedenfalls niemanden, der die Voraussetzungen mitbrächte, Dir bei der Klärung Deiner Schwierigkeit, eine solche Wirklichkeit werden zu lassen, zu helfen...

In Deiner Psyche kam es in oben erwägten Zusammenhängen zu einem Trauma (ich blieb ich erschrocken stehen). Das scheint im weitesten Sinne dasjenige zu sein, was Dir das weitere Vorankommen erschwert, im Moment verunmöglicht...

Interessant wäre die Frage: Wolltest Du die Stufen (Symbol der natürlich veranlagten Entwicklungsschritte) im Traum hinauf oder hinab? Im Traum hieß es: erst 5 Meter tiefer ging es weiter. Das heisst aber nach Freuds Psychoanalyse, dass es im Alter von 5 Jahren zu dem erschreckenden Erlebnis (Trauma) kam, also tief zurück in die Vergangenheit, eingeprägt ins Gedächtnis. Freud hat diese Instanz auch das "ÜBER-Ich" genannt, weil es über große Macht verfügt, das Ich innerlich zu warnen, schlechte Erfahrungen zu wiederholen. Diese Aufgabe oder Funktion des Gewissens ist an sich lebenswichtig. Nur übertreibt es seinen Daseinszweck oft, indem es das Ich hemmt, ganzen Bedürfnisbereichen seiner Seele nachzukommen, überhaupt, sie innerlich wahrzunehmen. Ist das der Fall, so redet man von einer "Verdrängung" ins Unbewusste...

Nun, intuitiv hattest Du im Traum einen gesunden Impuls; Du wolltest die 5 Meter hinab, d.h. in das 5. Lebensjahr zurückspringen. Das wäre notwendig. Nur indem sich das Ich emotionell in die traumatische Erfahrung zurück begibt,sie noch einmal nacherlebend, erschafft es sich die geeignete inner Umgebung, die kränkende Erfahrung auch intellektuell zu verarbeiten - die Voraussetzung der ins konkrete Verhalten umgesetzten Genesung..

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Beim neuen Traum gibt es - wenn ich mich nicht täusche - mehrere Parallelen:

>> Wie im ersten Traum, wo Du eine freundliche Bemerkung machtest, um mit dem noch kaum Bekannten Bedürfnis in Kontakt zu kommen („Na??“), ersinnst Du im neuen eine Art Trick. Dem Geschehen nach scheint es der begehrte Mann zu sein, der die Investition mit dem Wechselgeld ausführt (lachend: „Das war es wert!“, aber es ist DEIN eigener Traum, Du bist sozusagen seine Autorin. Außerdem: Du greifst zu der gleichen Investition, indem Du anhand des zurückgebrachten Geldes durch die Blume signalisierst, die Begegnung mit ihm zu schätzen, ja überhaupt keinen Betrug zu planen. Betrügen aber kann einen doppelten Sinn haben, sobald es um eine intime "Partnerschaft" geht, nicht lediglich Tauschhandel oder "Arbeit", wo man sich Geld dadurch "verdient", dass man Teile seiner Kraft und weiterer Fähigkeiten jemand anderem gibt, der sie nicht oder nicht genug hat.

>> Die zweite Parallele stellt dar, dass als Symbol der Beziehung wiederum ein Auto(mat) erscheint. Diesmal nur nicht in den Zusammenhängen des "Ausruhens" während einer Beziehung (parken), sondern eher aktiv: hindeutend auf einen prickelnden Kuss. So verstehe ich nämlich die Cola (Deine Mund?öffnung) inniglich an seinem Mund.

>> Noch eine Übereinstimmung fände sich in den abschließend geäußerten Bedenken „Hoffentlich hat er nichts dagegen, wenn wir uns berühren.“.Und fühlte mich verunsicherter als zuvor. Somit hättest Du nun demjenigen, das Dich im ersten Traum nur wie ein plötzlich autauchender Bruch in Deiner Seele erschreckte, diesmal einen Namen gegeben, zugleich einen Hinweis auf die Art des Erlebnisses, während dessen es zu dem ins Über-Ich aufbewahrten Trauma kam. Demnach bis Du dabei, diese Erfahrung zu verarbeiten. Auch dann, wenn im Traum 'vorsichtshalber' nicht ganz bewusst wurde, dass es bei der begehrten Bedürfnis ums Küssen geht (oder andere sehr lustvolle Tätigkeiten) - nicht bloß um's angeblich zufällige Berühren mit der Hand ...

So weit mein Deutungsversuch, Lesli. Siehst Du irgendwo Ungereimtheiten oder Lücken, die ggf. behoben werden sollten? Schreib mal bei Gelegenheit, ich werde mich selbstverständlich gern weiter mit Dir befassen, auch mit neuen Deiner Träume, wenn Du magst. Dann aber die Überschriften nicht vergessen.. :)

Herzlichst, Dein Plus
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