Festmahl zum verhungern

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Moderator: Mirakulix

Festmahl zum verhungern

Beitragvon Liricas » 28.04.2018, 12:13

Hallo zusammen!
Ich hatte diese Nacht wieder ein Traum, der wie ich denke eine Art Fortsetzung meines letzten Traumes, an den ich mich erinnern kann ist, den ich auch hier gepostet habe.

1. Angaben zur Person 
- 26
- weiblich

2. Angaben zum Vortag & der momentanen Lebenssituation 
- Auch hier gab es eine Fortsetzung; die neue Partnerin und mein Ex sind nun zusammengezogen resp. sie ist zu ihm gezogen. Für mich war diese Nachricht gestern ein weiterer Schlag ins Gesicht. Zwei Jahre wollte ich zusammenziehen und er wollte dies nie. Nun kommt eine Neue, sie kennen sich zwei Monate und die Neue kriegt meine Träume. Zwischen dem; mir ist bewusst, dass es nichts mit mir zu tun hat und dem Fühlen, dem Schmerz den ich dabei fühle liegen grosse Unterschiede.


3. Angaben zum Traum 
Der Traum:

Ich sitze wieder an selben Tisch wie letztes Mal (1) (am Esstisch meines Ex-Freundes). Die Stimmung ist erneut und wie letztes Mal auf den Tisch beleuchtet fokussiert. (2) Es befinden sich sechs gedeckte Plätze.(3) Ich sitze an der langen Tischseite ganz rechts (dort wo ich wirklich immer gesessen bin) (4). Ich bin bei den beiden nun zum Essen eingeladen (4) mit anderen Leuten aber ich sehe im Traum keine Personen. Weder sie noch meinen Ex kommen optisch vor. (5) Ich fühle, das sich fehl am Platz bin (6) und verstehe im Traum nicht, warum ich an diesem Festmahl (7) eingeladen bin. Wir wollen Chinoise (8) essen und auf dem Tisch stehen weisse Schalen (9) mit eingelegtem Gemüse drin. Das Fleisch ist nirgends zu sehen aber ich weiss im Traum, dass dies das Hauptmahl wäre.
Die neue Freundin reicht mir mehrmals die Schale (10) mit den Gürkchen, Zwiebelchen und Kürbissen drin. (11) Ich schöpfe daraus und mein Hunger wird stärker. (12) Ich kriege nie genug, sie gibt mir immer wieder und reicht mir drei Mal die Schale durch. Sobald ich das eingelegte Gemüse auf mein Teller lege, vermindert sich meine Portion auf dem Teller und ich kriege ein Gefühl dort zu verhungern. (13) Das Fleisch ist nirgends in Sicht und mein Gefühl im Traum dreht sich darum; als würde ich mit jeder Portion innerlich verkümmern, als wäre das Essen vergiftet oder gäbe mir immer wieder mehr hunger. Es ist schwer zu beschreiben.

Mehr geschieht nicht, ich wache auf.

Ich versuche einen Deutungsversuch:

1. Was ich noch nicht gelernt habe wird mir nochmals serviert.
Ich sitze erneut an dem Tisch genau wie beim letzten Traum. Der neue Traum hat mir zu wenige für mich durchschaubare Einsichten gegeben und ich stelle mich erneut diesen Fragen und sitze erneut an dem Tisch.
2. Schau genau hin!
Es geht wieder darum, das Thema zu beleuchten und diesmal die gesamte Situation.
3. Diese sechs Plätze kann ich derzeit nicht deuten.
4. Identitätskriese
Mir ist meine mittlerweile kleine/mittel/grosse Identitätskriese durch die Trennung bewusst geworden. Ich finde meine Antworten nicht, sehe mich nicht mehr und suche Anschluss an die Neue Frau in der Hoffnung, sie liefert mir die Fragen. Ich suche nach Antworten, die mir fehlen bei der neuen Frau; sie muss ja Dinge haben die mir fehlen, dass der Zusammenzug schon jetzt funktioniert und damit kann ich mittels Ausschlussprinzip vielleicht wieder meine eigene Identität finden. Was hat sie, was ich nicht habe?
5. Andere Leute kommen nicht vor
Das zentrale Thema bin aber immer noch ich und meine Suche nach meinem Ich; ich sehe gar niemanden, es sind Schausteller, die nicht mal ihren optische Berechtigung von mir im Traum erhalten.
6. Verzweiflung
Ich bin mir bewusst, dass die Identitätssuche meines Ichs sich nicht so lösen lässt aber dennoch bringt mich meine Suche an diese Verzweiflungstat mich mit dieser Frau zu vergleichen. Wann habe ich mich bloss so stark verloren, warum fühle ich mich nicht mehr? Warum fühle ich meine Kleidung z.B. nicht mehr, fühle mich verhüllt. Ich habe keine Zugehörigkeitsgefühl mehr an mir und meinem Besitz, meinem Leben.
7. Festmahl
Der Zusammenzug muss man feiern, ich hätte es mir auf jeden Fall gewünscht. Es war so sehr mein Traum ein Wir-Gefühl aufzubauen, eine Familie zu gründen. Ich hätte mir nichts mehr gewünscht als mit Freunden eine gemeinsamen Abend in der gemeinsamen Wohnung mit unserem Lieblingsessen zu verbringen. Mein Ex und ich konnten nie ein Wir Gefühl aufbauen, was ich oft kritisiert habe.
8. Fleisch am Knochen
Ich bin müde von der Suche nach meinem Ich, ausgelaugt und will endlich Fleisch am Knochen haben, will etwas Nahrhaftes speisen.
9. Weisse Schalen
Diese kann ich im Moment nicht deuten
10. Sie soll mich nähren?!
Ich suche in ihr meine Identität resp. meine nicht bestehende Identität. In dem sie mir das Essen reicht soll sie mich nähren und meine Antworten liefern.
11. Beigemüse
Da kommt aber nur Beigemüse. Davon werde ich nicht satt.
12. Unbefriedigter Hunger
Mein unbefriedigter Hunger wird immer grösser. So lange ich die Antworten bei ihr suche, stehe ich immer unbefriedigter dar und werde die Antworten nie finden. Niemals wird sie mir das Fleisch reichen können weil es unmöglich ist, mir meine gewollten Zutaten liefern zu können. Sie ist nicht ich und ich bin nicht sie – diese Suche nach meinen persönlichen Antworten auf meine Krise kann nicht mehr diesen Weg gehen.
13. Verhungern
siehe Punk 12. Diesen Weg weiter zu gehen wird mich niemals nähren. Die zentrale Aufgabe wäre mein eigenes Essen zu kochen, nicht mehr an diesem Tisch bei diesen Leuten zu sitzen, mit denen ich nichts mehr zu tun haben darf.

Für mich geht es dabei um loslassen, eingestehen meiner Krise, meine Identität wieder finden. Ich darf wieder zu mir kommen und muss mit damit abfinden, dass meine Träume nicht erfüllt wurden und niemals werden mit diesem Mann. Die Lösung für meine Probleme liegt aber nicht in der Antwort, warum meine Träume nun mit dieser Frau funktionieren.

Was meint ihr dazu?
Liricas
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Re: Festmahl zum verhungern

Beitragvon plush » 29.04.2018, 09:16

Hallo Lirica.

Du hast den Traum so weit sehr gut vorbereitet, man merkt, wie Du Dich mit diesem inneren Drama auseinandersetzt, darum ringend, Deine Situation zu ergründen. Eine erste Idee, wo das eigentliche Problem liegen könnte, habe ich schon: ganz unübersehbar geht es um zwei Bedürfnisse, die frustriert bleiben. Sowohl die so genannten "fleischlichen Begierden" (Verlangen nach körperlichem Lustaustausch), als auch soziale Gemeinschaftlichkeit (mit Freunden gemeinsame Abende verbringen).

Die 6 Plätze kann ich erneut- wie beim vorherigen Deutungsversuch - mit dem 6. Lebensjahr (- nach Freud mitten in der "Genitalen Phase" der psychischen Entwicklung) erklären. Allerdings bleiben 4 der Stühle(?) und Teller (?) leer, so scheint der Traum eine Art Fixierung an das 2. Lebensjahr symbolisch wiederzugeben, wo die Beziehung zur Mutter als Nahrungs- und Geborgenheitsquelle alleinbestimmend war. Diese Entwicklungsphase nennt man die "orale"; sie dauert ab der geburt bis ca. zum 3. Lebensjahr...

Mir kommt das Gefühl, als würde noch ein Schlüsselelement fehlen, Hinweise, die wir bräuchten, um die Ursache der Frustration (die damit verbundene schweren Enttäuschung) und das Rätsel zu erklären, warum Du Dich - scheinbar - dieser Frau gegenüber in ein Abhängigkeitsverhältnis begabst... Real ist Dir diese Neue Deines Ex nicht persönlich bekannt, oder? So dass Du von ihr nicht mehr wüsstest, dass sie Dir den Freund weggenommen, bzw. er Dich wegen ihr (ihren angeblichen Vorzügen Dir gegenüber) verlassen hat.

Irgendetwas verbirgt sich da noch der Erkenntnis (fühle mich verhüllt/ was ist meine wahre Identität? / ich habe sie verloren/wurde mir weggenommen), daher versuchst Du, die Begründung bei dieser Frau zu finden (sie hat was, was mir fehlt). Als hätte sie das Essen (mich) vergiftet...

Kennst Du andere Erzählungen, in denen es darum geht, wie eine Frau (eventuell Tochter) von einer anderen Frau (Mutter?) vergiftet wird? Verbunden mit irgendeiner Art von Konkurrenz?

Mehr sehe ich im Moment noch nicht.


Nun, jedes Symbol eines Traumes hat seinen Sinn, die Seele denkt sich immer etwas dabei, diese oder jene Gegenstände, solche oder andere Personen usw. für ihre Träume zu verwenden. Zugleich fordert sie von ihrem Ich-Bewusstsein (von 'Dir'), sich mit jedem einzelnen zu befassen, denn der Sinn aller Träume ist einer: "Selbsterkenntnis" zu gewinnen. Antworten auf Problematiken, die einem im Wege stehen beim Glücklichsein und -werden.

Es ist regelmäßig so, dass das ICH jenen Symbolen gegenüber, die die wichtigsten Hinweise in sich tragen, eine Art Widerstand empfindet, genau hinzusehen. Vielleicht wird solch Widerstand bzw. Abwehr, dort nach der wahren Identität zu suchen - zugleich nach den Ursachen ihres Verlustes (= Verdrängung ins eigene "Unbewusste") -, nicht einmal bewusst, derart, dass das Ich nur denkt: da "kann ich im Moment nicht deuten".

Das war also der Fall bei den Weißen Schalen.
Zweck und Funktion der Schalen scheinen so weit klar: Das sind Behalter (gewölbte Unterlagen) für Essen. Nun bedeutet das Wort Psycho-Analyse, dass man Symbole, die, wie die Träume insgesamt, aus mehreren zusammengesetz sind, die man noch nicht versteht, in ihre Einzelteile zerlegen soll, um jedes für sich gesondert zu untersuchen.

Hole Dir bitte Freie Assoziationen zu "Weiß". Dafür überlege, warum man für Geschirr wie auch andere Gegenstände (Kleidung z.B., Wände, auch Tische) ausgerechnet diese Farbe wählt - was die Vorteile sein könnten, und was die Nachteile. Achte beim Freien Assoziieren auf die während dessen neu auftauchenden Symbole: die sollen auch beschrieben und definiert werden...

Bestimmt liegt ebenfalls im Geschirr und dem Tisch selbst eine tiefere Bedeutung verborgen, daher wäre auch hier die Frage: Warum hat man diese Einrichtungen erfunden/ aus was sind sie hergestellt? Kann man nicht auf andere Weise essen, ohne sie? Welche Vorteile und welche Nachteile hätte es?

Du hast jetzt die Gelegenheit, eine psychoanalytische Therapie zu beginnen. Überlege Dir, ob für Dich in Frage käme, Deine Träume und jeweils aktuelle Situation am Skypetelefon zu bereden. Schreiben und Sprechen haben beide ihre eigenen Vor- und Nachteile.
Zuletzt geändert von plush am 29.04.2018, 09:48, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Festmahl zum verhungern

Beitragvon Liricas » 29.04.2018, 11:47

plush hat geschrieben:
Kennst Du andere Erzählungen, in denen es darum geht, wie eine Frau (eventuell Tochter) von einer anderen Frau (Mutter?) vergiftet wird? Verbunden mit irgendeiner Art von Konkurrenz?



Besten Dank für eure Bemühungen.
Ich werde mich in den nächsten Tagen noch melden zu den anderen Zeilen aber mir ist zu deiner Frage gerade die Geschichte meiner Oma eingefallen, die ich leider nie kennenlernen durfte und ich kenne das Familiendrama leider nur aus Erzählungen.

Mein Opa hat meine Oma als mein Papa 18 jähig war für eine andere Frau verlassen. Meine Oma beging daraufhin Suizid. Die neue Frau also meine spätere Stiefoma ist ein paar Tage später in das gemeinsame Haus eingezogen und hat es sich nicht nehmen lassen, ihren Schmuck zu tragen und teilweise sogar die Kleidung der vor paar Wochen verstorbenen Ehefrau und Mutter meines Papas. Die traurigste Geschichte meiner Familie, man muss sie ganz tief versteckt unter dem Teppich aufdecken und ich habe die ganze Geschichte stückweise im Verlauf meiner Kindheit durch nachbohren in Erfahrung gebracht.

Ob das mit meiner Situation zu tun hat, ich weiss es nicht. Aber klar, im weitesten Sinne ist es nun das dritte Mal, dass ich damit konfrontiert werde, wie Männer in meiner Familie oder mein eigener Partner kurzerhand die Partnerin austauscht.
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Re: Festmahl zum verhungern

Beitragvon plush » 29.04.2018, 12:25

diese unterm Teppich gekehrt gewesene Geschichte ist vergleichbar insofern, als auch hier die erste Frau (Mutter des Vaters) gegen eine neue (Stiefmutter) ausgetauscht wurde. Dein Vater agierte gleichso, als Du 3 warst, Dein Ex jetzt, mit 26. Goßvater -> Vater -> Ex...

Kennst Du Märchen, wo das Vergiftungs-Thema behandelt wird? Mit Töchtern und neidischen Stiefmüttern?
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