Wahrheitsgespräch & Arztbesuch

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Moderator: Mirakulix

Re: Wahrheitsgespräch & Arztbesuch

Beitragvon plush » 20.04.2018, 15:08

Deine Ausführung geht so wie ich das verstehe in eine Richtung, wobei ich selbst narzisstische Züge habe und lebe. Die Demütigungen in der Kindheit ist auch eine klassische Herkunftsanalyse, wie sie im Buche über narzisstische Persönlichkeitsstörungen steht.

Ist hier der Schock? Werde ich damit konfrontiert, selbst welche in mir zu haben? Länger darüber nachzudenken überfordert mich derzeit. Ist hier das Aufwachen und die Flucht vom Tierarzt? Ich habe mich gemäss Literatur, die ich in den letzten Wochen verschlungen habe auch selbst überprüft oder denke es getan zu haben, ob ich dabei ebenfalls narzisstische Persönlichkeitsstörungen aufweise und konnte eigentlich die meisten Hinweise verneinen.

Ich denke, es kann ziemliche Verwirrung stiften, wenn man sich mit der Bedeutung des Begriffs Narzißmus gerade zu befassen beginnt und darüber bei verschiedenen Autoren ließt. Sie weichen in ihren Ansichten mehr oder weniger voneinander ab, oder widersprechen einander sogar.
Auf das Wort kam ich, weil Du Deinem Ex - im Zusammenhang der Umstände, unter denen und "wie" er seine neue Beziehung auf den sog. "sozial" Media zelebriert (nahezu exibitionistisch nämlich nach Deiner Schilderung) - eine narzißtische Störung attestierst, und dann Dein Traum dies Element in Gestalt dessen, was Du als eine Art Theaterauführung erkennst, übernimmt. Es ist Dein Traum, Du selbst in gewisser Weise seine Autorin; so bedient sich Deine Seele des Symbols "mein Ex" als Mittel zum Zweck, Dich darauf aufmerksam zu machen, dass es primär um Deinen eigenen Narzißmus gehen soll. Andere kann man nicht ändern, sich selber schon so man fähig blieb, genau hinzusehen...

Mit der Analyse dieser Szenze:
(4) All eyes on us; vor den Zeugen musst du die Wahrheit sagen
Wir stehen im Rampenlicht, wieder hat sie im Rampenlicht nichts zu suchen. Rampenlicht erinnert mich an ein Theaterstück; es geht also nicht um wirklichen Seelenfrieden, es geht um ein Schauspiel. Genau wie ich innerlich weiss, dass diese Frage mich nicht wirklich befreien wird, spiele ich das Schauspiel mit ...

bringst Du es meiner Meinung nach auf den Punkt, vorzüglich! Narzißmus rotiert ständig nur um sich selbst - "Schuld sind immer und nur die anderen"; trotzdem will mannicht von ihnen lassen, des Narzißmus wegen...

Mit dieser bestimmt nicht leicht zu verkraftenden Selbsterkenntnis hast Du Dir also die Voraussetzung erschaffen, um die Ecke zu denken, über den eigenen Schatten (das narz. Syndrom) zu springen, so eröffnest Du Dir daraus das zweite Kapitel Deines Traumes. Erst dort geht es um Deine "Innere" Situation, die Option der Heilung, die freilich nur verwirklicht werden kann, wenn und in dem Maße Dir gelingt, Deiner ärztlichen Gabe (triebhafte Wissbegierde) bewusst zu werden, ihre gezielte Anwendung zu erlernen. Konktret: Dein ES fordert, dass Du die Elemente auch der körperlichen, ihrerseits einwandtfrei gesunden Triebbedürfnisse (Katze) realisierst, dazu Dich mit der gegen die diagnostische Untersuchung aufkommenden Abwehr (Angst vor Deinen Arzt) konfrontierst... Ebenfalls mit dem Widerstand gegen die Begierden Deines Kätzchens, etwas, das w.g. darin durchschimmert, dass Du sie eine kleine Bitch (wiewohl zärtlich) schimpfst...


Ich besitze leider derzeit zu wenig psychologische Wissen und die Infos mit dem ÜBER-Ich überfordern mich etwas.

Ok, dazu gibt es auch wieder tausend verschiedene Bücher von x Autoren, die mal dies mal das zu diesem Begriff sagen. Ich orientiere mich vor allem an Freud: Das ÜBER-Ich ist ein Organ (u.a. eines der Gehirzentren), dessen Funktion darin besteht, Erfahrungen zu verinnerlichen. Aus diesem Grunde nennt man es umgangssprachlich auch "Gedächtnis". Ein anderes ebenfalls treffendes Wort ist das "Gewissen", nämlich jene Funktion, die die Gedanken und Taten des Ich-Bewusstseins ständig beobachtet und beurteilt, mit dem Zweck, es zu hindern, einmal begangene Fehler (schlechte Erfahrungen) zu wiederholen. Bei gesunden, artgerecht sozialisierten Lebewesen ist das kein Problem, es dient im Gegenteil ausschließlich ihrem Überleben und den Prinzipien der Arterhaltung (über das eigene individuelle Dasein hinaus).

Problematisch bis hin zu fatal wird es also erst dort, wo eine menschliche Kultur 'Werte und Glücksvorstellungen' ersinnt, die sich gegen die verschiedenen angeborenen Bedürfnisse des "ES" richten. Das ist der Fall mit dem Aufkommen der moralischen Ver- und Gebote - wovon auch Du, dem Traum nach zu urteilen, betroffen bist. Anders könnte ich mir im Moment weder Deine Furcht vor der Begegnung mit dem Arzt erklären, noch die Herkunft Deines Einfalls "kleine Bitch".
Der Arzt - als ein Teil Deines Ichs - scheint aber seit immer schon in engem Kontakt mit dem ES und dessen Intuition geblieben: die "Weisheit der Natur" -; nur hat Dein gut erzogenes Über-Ich etwas dagegen, Dir gut gemeint einsuggerierend (wie einst die bald ins Über-Ich eingenisteten Erzieher), da gäbe es etwas zum Fürchten...


Haben sich vielleicht über die Jahre Muster und Symptome bei mir abgefärbt?

Du überlegst, ob Dich Dein Ex mit seinem Narzissmus sozusagen infiziert haben könnte? Nein, Narzißmus (als der Hang, von den frühen Bezugspersonen und von da ab der ganzen Welt und gar dem "Lieben Gott" beachtet und gemocht zu werden, selbst um den Preis, sich bis zur Unkenntlichkeit zu verbiegen, artig und fromm und sauber zu werden) ist etwas, das in der Frühkindheit verursacht wird. Schuld sind fehlende Voraussetzungen, sich in artgerechter Weise seelisch/emotionell zu entwickeln, erzieherische Maßnahmen, die es gut mit dem Kind meinen, in Wahrheit aber ihm sein Glück methodisch verbauen.

Es ist auch nicht so, wie viele der modischen Autoren schreiben: die "narzißtische Störung" ist nichts, von dem nur vergleichsweise wenige betroffen wären, sondern stellt etwas dar, an dem unsere komplette Gesellschaft leidet. Tatsächlich ist diese Störung der "narzisstische Motor", der den ganzen Betrieb in Gang hält. So lässt sich z.B. der globale Erfolg von Massen'sozial'medien wie FACEbook erklären.. Allerdings: es gibt Personen, die in besonders hohem Maße betroffen sind. Sie fallen auf und bieten Gelegenheit, sich in der Illusion zu wiegen, jedenfalls das Problem nicht zu haben...

........
Mittlerweile habe ich auch deinen Beitrag Torrot gelesen und ich bin schockiert :?
Meine Eltern haben sich mit 3 Jahren scheiden lassen, mein Vater hat meine Mam, meine Schwester und mich für eine neue Frau im Stich gelassen. Er hat nochmals eine neue Familie gegründet mit drei neuen Kindern. Meine Schwester und ich sind längst nur noch Beigemüse und seit man nicht mehr bezahlen muss, dürfen wir sogar Patentanten-Rollen übernehmen und mithelfen, die neuen Kinder durch ihr Leben zu begleiten. Mit 18 Jahren konnte man sich diesem Druck kaum entziehen und die Patentanten-Rolle wurde natürlich übernommen für die neuen Kinder.

Mit 21 hat mich mein damaliger Freund mit meiner besten Freundin betrogen. Nun mit 26 lässt mich mein Ex-Freund ebenfalls für eine neue Frau fallen. Ich will aus dieser Opferrolle raus aber muss mir selbst eingestehen, dass diese Verletzungen für meine doch noch jungen Lebensjahren mir manchmal etwas zu viel erscheinen. Ich traue mir manchmal selbst nicht mehr zu, mich davon irgendwann erholen zu können. Die Angst vor diesen wiederholenden Mustern ist riesig.

Das kann jede/r Mitlesende verstehen, aber Du hast den Mut und die Kraft, Dich dennoch mit dieser Demütigung zu befassen... Ich überlege, ob meine These bezüglich des 6. Lebensjahres (mitten in der "Genitalen Phase") eine Berechtigung haben kann, wenn Du seit dem 3. Lebensjahr ohne Vater und ohne Mann im Haus aufgewachsen bist. Der Kontakt zum Vater war erstmal ganz abgebrochen? Warst Du Dir mit 6 bewusst, dass er Dich (nicht so sehr vielleicht Deine Mutter, die ja Deine erste Konkurrentin um ihn hätte sein können) einer anderen Frau wegen verlassen hat?
Achte auf Dein Gefühl; beim Auftauchen traumatischer Erlebnisse soll man mit Vorsicht vorgehen...


Bei mir werfen all diese Infos rund um meinen Traum mehr Fragen auf als Antworten. Ich denke auf jeden Fall war die Beleuchtung dieses Traumes wertvoll, denn seither haben sich bei mir ganz neue Blickwinkel eröffnet und auch wenn ich die Antworten nicht gleich habe, sitzen sie nun im Hinterkopf. Manches braucht Zeit und an diesem Punkt bin ich auf jeden Fall; mit Kampf alleine komme ich nicht mehr weiter, ich muss dem neu gelernten auch seine Zeit und seinen Raum für Entwicklung und Erkenntnis geben.

Du hast eine schöne Herangehensweise, realistisch, nicht überfordernd.
Ich freue mich sehr, Dich hier ein bisschen kennenzulernen.
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plush
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