Ich komme nicht ans Meer...

Hier können sich Besucher untereinander Träume posten und helfen, diese zu deuten.

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Ich komme nicht ans Meer...

Beitragvon redfraggle » 01.12.2017, 18:50

Hallo in die Runde,

ich habe mich jetzt extra hier angemeldet, weil es ein immer wiederkehrendes Element in meinen Träumen gibt, das mich beschäftigt und wahrscheinlich eine große Bedeutung für mich hat.
Ich träume immer wieder davon, ans Meer zu fahren oder am Meer zu sein, meistens soll es die Ostsee sein oder auch der Atlantik. Aber entweder ist das Meer nur ein dünnes Rinnsal oder so breit wie ein Fluß oder entpuppt sich beim Näherkommen als optische Täuschung. Dann bin ich extrem enttäuscht und kann es nicht glauben. Es ist meistens so, als ob ich einem ganz innigen Wunsch oder einer Sehnsucht nachjage und doch enttäuscht bin. Oder wenn ich dann doch mal am Meer bin (wahrscheinlich Reminiszenzen an frühere Spanien-Urlaube), so stellt sich in der Regel kein befriedigendes Gefühl ein. Ähnliches träume ich übrigens auch gelegentlich von Schwimmbädern. Irgendwie scheint Wasser ein Schlüsselelement in meinen Träumen zu sein, aber ich komme nicht an den Punkt der Erfüllung und des Gefühls: ja, jetzt ist es richtig und ich bin glücklich.

Hat jemand eine Idee, was das bedeuten könnte? Ich habe erst ein einziges Mal geträumt, mit jemandem in gelöster und angenehmer Stimmung am Meer entlang zu spazieren. Die 99% der TRäume sind jedoch geprägt von der Jagd nach dem Meer und dem Gefühl, es nie erreichen zu können...

Danke :)
redfraggle
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Re: Ich komme nicht ans Meer...

Beitragvon plush » 02.12.2017, 17:34

Hallo red!

Träume stellen Botschaften des Unbewussten dar, die über Deine innere Situation berichten, die ihrer symbolischen Sprache wegen ausgelegt werden müssen. Dafür versetze Dich bitte nochmal in die Handlung Deines Traumes und suche eine Überschrift, die zu seiner Dramaturgie gefühlsmäßig passt. Am besten wäre eine poetische, so wie die Dichter mit ihren Werken machen. Kannst Du Unterkapitel entdecken? Gegebenen Falls setze ihnen eigene Überschriften auf...

Im nächsten Schritt geht es um die einzelnen Symbole Deines Traumes:

Von Personen, die Du kennst, erstelle bitte Charakterportraits, die ihre Vorzüge und negativen Seiten beleuchten, so dass man sich eine Vorstellung von ihnen machen kann. Unbekannte Personen skizziere ihrem Alter und Aussehen nach, Größe, Haarfarbe, Gesichtsausdruck, Haltung usw. Überlege auch, an wen, oder an was für ein Ereignis sie Dich erinnern könnten.

Für die nicht-personalen Symbole gilt, dass Du bei jedem für sich beschreiben sollst, wie es funktioniert, was es tut, woher es stammt (entsteht oder hergestellt wird) und wozu es sich selbst oder seinem Nutzer dient. Ob Deine Einfälle wissenschaftlich richtig sind oder nicht, ist unwichtig. Auf keinen Fall schaue in einem Lexikon nach.

Ein Beispiel, um Dir das „Freie Assoziieren“ besser nachvollziehbar zu machen:

Ein Junge träumte, er wurde von einem Arzt untersucht; der stellt fest: ein Organ liegt schief und soll operiert werden. Darnach schickt er ihn ein Stockwerk höher, um von drei anderen Ärzten seine Nase untersuchen zu lassen; sie entdecken Polypen, die sollen vorher operiert werden.

Dieser Traum hat 5 Symbole, die der Junge beschrieb wie folgt:

Ärzte: Sie haben Gesundheitsmodelle, die erlauben, Krankheiten zu erkennen.
.......................Gesundheit: Naturzustand

Organ: Körperbestandteil, das man braucht zum leben.
..........Körper: Ein Teil der Seele, die auch einen Geist hat.
......... Geist: Der Seelenteil, der gesundes und krankes unterscheidet.

operieren: Eingriffe machen, die die Heilung fördern.

Nase: zum Luft holen und Riechen
.............Luft: ein lebensnotwendiger Stoff.
.............Riechen: Qualität der Nahrung prüfen.

Polypen: Verstopfen die Nase.

Wie Du siehst, beim Beschreiben der ursprünglichen 5 Symbole tauchen neue auf, die auch definiert und beschrieben werden sollen. Je mehr "Freie Assoziationen", um so besser.. Seinem Traum gab der Junge die Überschrift "Unangenehme Überraschung".

Ich freue mich auf Deine Vorbereitungen!
Herzlichst, Dein Plus
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Re: Ich komme nicht ans Meer...

Beitragvon redfraggle » 03.12.2017, 17:37

Zunächst vielen Dank an alle, die geantwortet haben! :P

@Almuth:

Mit dieser Deutung kann ich mich am ehesten identifizieren, obwohl ich viel und oft über ganzheitliche Dinge nachdenke. Insofern stimmt es nicht, dass ich tagsüber daran nicht denke. Im Gegenteil, ich sinniere eigentlich die meiste Zeit. Aber du magst in dem Sinne Recht haben, dass das Gefühl fehlt:

"Heißt für dich, dass du wahrscheinlich eine taffe Frau (?) bist, aber in puncto Gefühl sieht es eher lau aus. Natürlich hast du Gefühle, aber du hast wenig Gelegenheit, sie auszudrücken."

Ja, das stimmt. Es zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben. Meine Familie ist nicht sehr liebevoll und auch im Umgang mit mir selbst bin ich nicht so freundlich, wie ich vielleicht sein sollte. Und aus verschiedenen Gründen bin ich schon mehrere Jahre Single, sehne mich aber durchaus nach menschlicher Zuneigung und Nähe. Aber diese Dinge sind in meiner Familie nicht ohne Bedingungen zu haben, deswegen ist die Sehnsucht nach Nähe auch immer mit Angst und Vorsicht verbunden. Mir fehlt das Gefühl, mich sicher fallen lassen zu können und grundsätzlich "annehmbar" zu sein. Insofern mag das Meer für mich irgendwo auch Freiheit im Sinne von komplett loslassen und "Eins werden" oder getragen werden symbolisieren.
Ja, vielleicht suche ich das authentische emotionale Erlebnis. Sich wieder echt und selbst zu spüren, jenseits von den Erwartungen der anderen. Ja, vielleicht sehe ich mich viel zu oft durch die Augen von andere als durch meine eigenen. Ich habe auch ein bißchen gelesen zu dem Thema. Wasser als Symbol des Weiblichen... Tja, das ist auch noch so ein Schlachtfeld. Ich habe große Probleme, mich selbst in meiner Weiblichkeit wahr- und anzunehmen, was auch immer das heißen mag oder wie auch immer das definiert wird. Die Frauen in meiner Familie sind alle eher burschikos und verstecken ihre weiblichen Elemente hinter einer Schale aus "Toughheit" und vermeintlicher Anspruchslosigkeit. Ich denke, das hat stark auf mich abgefärbt. Ich könnte viel mehr aus mir machen, möchte aber meine Familienmitglieder nicht düpieren, weil ich sehr sensibel bin für Stimmungen und Gefühle anderer. Auch wenn es niemand direkt sagen würde, kann ich doch spüren, dass mir Neid und eine gewisse Bissigkeit entgegenweht, wenn ich mir etwas gönne, mich hübsch mache oder offen über meine Wünsche und Träume rede. Viele Bedürfnisse habe ich mir glaube ich deshalb aus "Solidarität" versagt oder verleugnet... Gerade auch in romantischer Hinsicht. Der letzte Traum mit dem Meer, das nur eine optische Täuschung war fällt zusammen mit einer etwas unglücklichen Verliebtheit, die wie immer von dem Gefühl begleitet wird, nicht attraktiv oder "annehmbar" zu sein, nicht zu reichen und nicht als Frau das zu haben, was einen Mann interessieren könnte. Vielleicht ist es auch das: das innige Streben nach emotionaler Weite und Freiheit.

Das Meer scheint ein Schlüsselsymbol für Erlösung zu sein. Das ultimative Ziel, der Ort, an dem alle Wunden geheilt und alle Sorgen nichtig werden. Vielleicht kann das aber auch immer nur ein fernes Sehnsuchtsziel bleiben, ähnlich wie in der Romantik.
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Re: Ich komme nicht ans Meer...

Beitragvon plush » 04.12.2017, 12:43

Zu einem Jungen, der noch schnell seinen toten Vater begraben gehen wollte, erst darnach ins Himmelreich auf Erden: "Lass doch die Toten ihre Toten begraben!"

Der Junge war Lazarus. Der gab noch viele Lebenszeichen. Gemessen an jenen, die nur ihr Ozeanisches Gefühl im Kopf haben...
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Re: Ich komme nicht ans Meer...

Beitragvon plush » 04.12.2017, 14:21

Das ultimative Ziel, der Ort, an dem alle Wunden geheilt und alle Sorgen nichtig werden.

Also nicht nach dem Tod. Nur nach dem Mutterleib, denn dies ist der Ort (als "Gefühl" im Über-ich [Gedächtnis] aufbewahrt), wo dem Ich noch alle Sorgen unbekannt waren. Alle Bedürfnisse des Embryos wurden befreidigt, bevor sie bewusst wurden.
Solch Sehnsucht als Erwachsener - nach Regression im ozeanischen Uterus - setzt voraus, sich von der Realität überfordert zu fühlen. Anerzogene Strafangst vor den Bedürfnisregungen des eigenen Es zu empfinden.
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Re: Ich komme nicht ans Meer...

Beitragvon plush » 04.12.2017, 16:23

Das Fruchtwasser is definitiv suess ~ koste immer wieder mal davon ;)

Das Meerwasser hat nix mit dem Fruchtwasser im Mutterleib gemein ~ im Meerwasser heilen keine Wunden

Egal. Auch wenns im Traum ausdrücklich ein Süßwasser-Ozan gewesen wäre - es wäre immer noch nur eine illusorische Sehnsucht.
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Re: Ich komme nicht ans Meer...

Beitragvon plush » 04.12.2017, 18:50

Na siehst Du; das ist doch die Hauptsache.
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