von plush » 08.11.2017, 15:15
Jedes Primärbedürfnis hat ein spezifisches Grundverhaltensmuster (Instinkt), das seiner spontanen Befriedigung dient:
Die 6 Grundbedürfnisse
1- Kennzeichnend des geistigen ‚Verhaltens‘ ist der Drang des Ich, die jeweilige Lebenslage analytisch zu durchleuchten (Zerlegung; Thanatos), um über die Auslegung (Synthese; Eros) zur Realitätserkenntnis zu gelangen. Solch Stillung der Wissbegierde ist die Voraussetzung der Befriedigung aller restlichen Grundbedürfnisse, was entweder durch Selbstanpassung an die Realität erfolgt (daraus bestehen die „kulturellen“ Leistungen) oder – wenn möglich – dadurch, dass das Ich die Umwelt im Sinne der Bedürfnisse verändert („zivilisatorische“ Leistungen). So steht der „Geist“ vor allem im Dienste aller restlichen Grundbedürfnisse, zwecks optimaler Befriedigung...
Das ‚Ich‘ hat aber auch eigene Fähigkeiten, deren Entfaltung zu 5 geistigen Leistungen führt, ohne die die Erfüllung der restlichen zwischen¬menschlichen und körperlichen Bedürfnisse undenkbar bleibt. Diese 5 Leistungen sind: der Glaube oder die philosophische Spekulation (Aufstellen von Hypothesen) über das Wesen der Existenz; der mystische Zugang zur Quelle aller Weisheit im Urgrund der Seele (Inspiration/Traum/Offenbarung); die Kunst , anhand der die intuitiven Eingebungen konkretisiert werden; die technische Handfertigkeit, die sowohl für die Realitätsveränderung („Zivili¬sation‘) als auch die Umsetzung der Inspiration zu Kunstwerken notwendig ist, und die experimentelle Erforschung der „Belebten“ und „Unbelebte Natur“, die den Übergang (Wechselbeziehung) vom Glauben zum Wissen (Voraussetzung der „kulturellen“ Anpassung) ermöglicht...
2- Kennzeichnend der Sozialität ist das Anknüpfen und die Pflege zwischen¬mensch¬lich¬er Beziehungen; dem liegt ein dreifacher Drang zugrunde: a) Wettbewerb zwecks Gewinn von Menschenkenntnis und Selbsteinschätzung, b) Nachahmung jener Artgenossen, die aufgrund ihrer Vorzüge als verehrungswürdige Vorbilder erscheinen und c) Einsatz für jene Artgenossen, die auf irgendeine Weise hilflos erscheinen oder in Bedrängnis geraten... Letztere Grundhaltung ist ein Ausdruck der psychischen Reife und des Arterhaltungs-Prinzips (Sinn des Lebens) und ohne die anderen zwei (a, b) nicht denkbar…
3- Das Instinkt¬verhalten der Sexu¬ali¬tät ist geschlechts¬spezi¬f¬isch, also doppelt angelegt. Eigentlicher Auslöser ist die Reife und Einnistung eines Eies in die Gebärmutter der Frau, was bei ihr das Brunstverhalten aus¬löst; dieses löst wiederum die Sexual¬i¬tät des Mannes aus: den Kampfdrang der Mannschaften um den ‚Schutz‘ der brünstigen Frau. Diesem Verhalten liegt das Natürliche Zuchtwahl Gesetz zugrunde, dessen unbewusster Zweck aus evolutionärer Anpassung der Arten an die Faktoren ihrer Umwelt besteht (Darwin). Beim Homo sapi¬ens ge-währleistet sich dies dadurch, dass nur die kampftüchtigste Mannschaft (beste Genträger) das Primat der Begattung der fruchtbar gewordenen Frau erobert. Dieser serielle Vorgang schließt mit der Eibefruchtung, so zählen sowohl Begattung als auch Verschmelzung der Genome zur Vermehrung (Sexualität der Frau) ...
4- Für das Grundbedürfnisses nach Energie ist die Einverleibung von Luft, Wasser, Nahrung und die Aufnahme/Abfuhr von Wärme — Anhand Kleidung und Schwitzen – kennzeichnend und intuitiv orientiert an den klimatischen Lebensverhältnissen der afrikanischen Steppe (Urheimat der Menschheit). Jede Abweichung führt zur Erkrankung und zum Tode, sonst zur Schwächung, was wiederum (über das Natürliche Zuchtwahl Gesetz = männliche Sexualität) die Herausbildung genetischer Sonderanpassungen begünstigt…
5- Kennzeichnend des Grundbedürfnis‘ nach aktiv- und passiv lustvoller Körperberührung (Erotik) ist, dass es – anders als die Sexualität – nicht geschlechtsspezifisch ist; es dient auch nicht der Vermehrung, sondern der Körperhygiene durch Säuberung der Haut und Körpe¬r¬öff-nungen (erogene Zonen; Lustzentren). Diesem Instinkt liegt „Sympathie“ zugrunde; er spricht also nicht nur die Hautwahrnehmung, sondern auch das Herz an, so wirkt er unter den Gruppen¬mitglie¬dern als gefühlsmäßiges und körperliches Bindemittel zugleich; außerdem macht er keinen Unterschied zwischen Alter und Geschlecht, * sondern nur zwischen Vertrauen und Misstrauen, Zuneigung und Abneigung...
/* Die Reduzierung der ‚Libido‘ auf die Genitalien und ihre Herab¬setzung als ‚schlüpfrig‘ sind das Produkt eines Missverständnisses der Libido-Lehre Freuds durch die verklemmten, halb-ge¬bil¬de¬ten Akademiker des 19. / 20.-Jahrhunderts, das bis heute nachklingt. Es führte zu ihrem Verruf und zu ihrer Pseudo¬er¬klärung als „Pansexualismus“ hin. Inhalt des lateinischen Begriffes Libido ist aber der griechische Eros (s. Freuds Hinweis auf Platos „Symposion“), nämlich das Begehren – eine universale Antriebskraft, die weil unspezifisch jedem der 6 Grundbedürfnisse zugrunde liegt. So auch beim Bios Heraklits – ein Bogen (Jagd- oder Musikinstrument/ u.a. Vers 48), der sich durch „Hunger“ spannt und zur Entspannung gelang, indem er aus seiner tödlich getroffenen Beute „Sättigung“ gewinnt... Demnach sind Libido, Eros und Bios identisch – eine lebendige Energie, die Objekte gezielt zerlegt (Analyse/ eigentlicher Todestrieb), um an die brauchbaren Teile zu gelangen, sie in sich integrierend (Synthese/ Lebenstrieb)…
6- Das Grundbedürfnis nach Sicherheit ist kollektiv und geschlechtsspezifisch. Der Einzelne fühlt sich nur in der Gruppe aus gefühlsmäßig verbündeten Geschlechts¬genossen geborgen. So darf ein „Territoriums-Anspruch“, dessen Befriedigung aus dem Gefühl der Sicherheit (Innere Ruhe) besteht, nicht als individuelles Recht auf immobiles Eigentum verstanden werden…
Der Homo sapiens ist – als Jäger und Sammler – von Natur aus ‚nomad‘. Er kennt also keinen angeborenen Anspruch auf Grundeigentum. Die Mannschaften wetteiferten um die Eroberung der Lebensquellen. Die überlegene Mannschaft erhob Anspruch auf sie – nicht auf den ‚Boden‘. Ebenso die Frauen (bei denen sich der Wettbewerb anders gestaltet). Die Mannschaften rangen miteinander nicht der Orte wegen, sondern einer sich darin aufhaltenden Frauen-/Kindergruppe, und die siegreiche hütete sie, wohin immer sie sich begab… Die starke Vermehrung des Homo sapiens führte aber zu einer Verknappung der Lebensquellen und Auswanderungsmöglichkeiten, das stetige Nomadentum hindernd. So mussten die Mannschaften lernen, sich politisch zu vertragen und ihren Lebensraum zu teilen – auch wurden viele dieser Organisationen sesshaft, des Ackerbaus wegen. Der Anspruch auf ein ‚eigenes Territorium‘ kam also erst als kulturelle Notwendigkeit zur Welt, nicht als instinktives Verhalten...
Am besten lässt sich das Territorium so begreifen: als eine frei bewegliche ideale Sphäre, in deren Mitte sich die Horde befindet und die von all ihren Mitgliedern gehütet und gegen Eindringlinge verteidigt wird. Dieser Instinkt setzt also unbedingt „Sozialität“ (s.o.) voraus... Genauer betrachtet bestand die Urhorde aus drei konzentrisch gelagerten Sphären: Außen die mannschaftseigene, die anhand Wettbewerb mit rivalisierenden Männergruppen die weibliche Sphäre erobert ohne dass dadurch beide ineinander zerfließen würden (die Geschlechter sind einander wesensfremd), und ganz Innen die Sphäre der Kinder, die von der Frauensphäre gehütet auch die Knaben birgt, die die siegreiche Mannschaft zu Pubertätsbeginn in sich eingliedert.
Wie oben gesagt: die hier beschriebenen 6 Grundbedürfnisse sind untrennbar mit den ihrer Befriedigung dienenden Verhaltensmustern verbunden. Diese Instinkte sind zwar genetisch veranlagt und beginnen während der kindlichen Entwicklung in „Phasen“ bewusst zu werden, ihre Entfaltung ist aber von der evolutionseigenen Lebensform des Homo sapiens bedingt. So vollzieht sich die Entwicklung der Instinkte erst ab Geburt und hängt ausschließlich von jenen äußeren Bedingungen und Faktoren ab, die der Säugling, das Kind und der Heranwachsende in den zwischenmenschlichen Beziehungen findet. In dem Maße, wie die vorgefundenen Beziehungen nicht „artgerecht“ strukturiert sind, bleibt der Mensch in seiner Entfaltung zurück und wird es in seinem Vermögen, sich sein Leben glücklich und sinnvoll zu gestalten, gehemmt.
Fehlen sie ganz oder sind sie völlig naturwidrig strukturiert (traumatische Bekämpfung der natürlichen Anlagen und Impulse), wendet sich dann die Lebenskraft (Libido) vernichtend gegen den Träger zurück: er leidet an einer ‚psychosomatischen‘ Krankheit oder zerstört sich selbst...
https://www.academia.edu/42269167/MINDERHEITEN