Nervenzusammenbruch an Weihnachten

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Nervenzusammenbruch an Weihnachten

Beitragvon Kuruno » 15.07.2017, 11:02

Grundlegende Infos zu mir: 22 Jahre alt, männlich, Student, Mutter war eine Helikopter-Mutter und Vater eher neutral (manchmal aber auch laut und aktiv da). Momentan bin ich dabei, das Leben selbstständig anzugehen und mich nicht vor allem (Arbeit, Meinung sagen, Fahrschule, Verantwortung übernehmen, Studium, ...) zu drücken. Außerdem hab ich neulich den Entschluss gefasst, keine Drogen mehr zu konsumieren, außer Koffein und mal ein bisschen Alkohol oder Gras mit Freunden in sehr angenehmen Runden, da es mir psychisch absolut nicht mehr gut tut.

Hier mein Traum: es ist Weihnachten, allerdings ist nichts weihnachtlich geschmückt oder symbolisiert ansonsten, dass es Weihnachten wäre... es war aber trotzdem so und ich bin mit Sven (eigentlich jemand, der mich früher sehr gemobbt hat. Heimlich war ich aber in ihn verliebt, weil er eher ein Mitläufer war und sehr lieb und süß, wenn wir alleine waren) in meinem alten Zuhause oben in meinem Zimmer. Wir haben zusammen irgendwas schönes gemacht, was genau weiß ich aber nicht mehr. Irgendwas gespielt oder so. Immer wenn ich runter ging um auf Toilette zu gehen haben meine Mutter und meine Schwester, die auf der Couch saßen und TV schauten, Vorwürfe gemacht, weil ich lieber bei Felix war statt bei ihnen. Irgendwann kam auch Sven runter und ging auf Toilette, dann aber wieder hoch, weil er was auch immer wir gemacht hatten weitermachen wollte. Er war dabei ganz aufgeregt und hat sich gefreut, weil es so spannend war. Ich diskutierte stattdessen weiter mit der Familie. Meine Mutter will mit mir zum Psychologen, damit dieser mir sagt, was mit mir nicht stimmt. Ich fange irgendwann an zu weinen, zu schreien und hab einen Nervenzusammenbruch bekommen. Ich fühlte mich missverstanden, nicht gesehen und hatte großen Schmerz in mir, der dann raus kam. Ich schrie sie an und sagte, dass der Psychologe ihr erklären wird, was mit ihr nicht stimmt. Ich lag oder saß dann in Embryonalstellung am Boden und hatte eine Art Display vor mir oder in mir, auf dem Medikamente mit ihren mg-Angaben erschienen sind. Ein Beruhigungsmittel erscheint mir sympathisch, allerdings steht dabei, dass es erst ab 14 Jahren ist und "sollten Sie noch nicht so alt sein, sollten Sie es dringend werden" oder dort stand "...sollten Sie dringend erwachsen werden". Ich bin mir nicht sicher, tendiere aber zu ersterem. Meine Schwester bleibt neutral und sagt nichts, außer dass sie zwischen den Fronten steht. Dabei lachte sie sogar (was mir sehr merkwürdig vorkam und vorkommt, so hätte meine Schwester nicht reagiert, auch hat sie normalerweise eine Meinung, die sie vertritt) und vor meinem geistigen Auge verschob sich eine Art leuchtender Balken in die Mitte von 2 anderen Balken. Mir ging es noch schlechter, weil ich dachte, ich wäre für den plötzlichen Hoffnungsschimmer "Beruhigungsmittel" nicht alt genug. Dann rüttelten Leute an mir rum (vielleicht meine Mutter? Oder Felix?) und ich wachte auf, mit genau derselben Panik. Wieder erwacht atmete ich also langsam ein und aus in den Bauch und beruhigte mich und dann ging es mir wieder gut.

Eigene Interpretation: früher hab ich oft einfach getan, was andere von mir wollten. Das mache ich nicht mehr, dafür versuche ich zu sehr zu kämpfen und vergesse dabei, dass ich mich nicht ständig rechtfertigen muss? In der Realität versuche ich momentan mehr für mich zu kämpfen. Vielleicht brauche ich hier eine Balance, weil ich sonst irgendwann zusammenbreche und das, was ich eigentlich tun will, während dem Kampf auch nicht tue? Die Sache mit dem Medikament ist verwirrend für mich. Eventuell will ich mir zeigen, dass ich meinen eigenen Kräften nicht vertraue und auf die Wirkung einer Substanz hoffe, um mit mir umgehen zu können? So war es lange echt, ich hatte immer ein bisschen Valium im Nachtschrank, für den Notfall, hab ich mir gesagt. Zum Notfall kam es allerdings nie, ich hab es dann einfach so immer mal genommen. :roll:
Sehr intensiv hat sich das mit dem "sollten Sie dringend erwachsen/so alt werden" angefühlt. Vielleicht dass ich endlich meinen eigenen Kräften trauen soll und alles versuchen soll, bevor ich überhaupt an ein Medikament denke? Das Alter 14 war auch ein bemerkenswertes Alter für mich. Es war zwischen der Mobbingzeit und der Zeit, wo ich Anfing bei Psychotherapeuten und Kliniken ein uns aus zu gehen. Mittlerweile lange her, zum Glück!
Eine weitere Deutung, die mir gerade eingefallen ist, wäre dass ich in der Vergangenheit halt oft einfach aufgegeben habe, wenn es schwer wurde. Statt zu kämpfen, habe ich mich verkrochen und gesagt, mir geht es zu schlecht, ich kann das nicht. Habe ich im Traum aufgegeben, gegen die Vorwürfe meiner Eltern zu kämpfen? Aber ich wollte ja weiterkämpfen, es ging nur nicht mehr. Vielleicht ging es damals auch nicht.

Vielleicht hat ja jemand noch ein paar Ideen.
Kuruno
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Re: Nervenzusammenbruch an Weihnachten

Beitragvon Crank » 17.07.2017, 07:50

Hallo Kuruno,

das Erwachsenwerden ist kein abschließender Punkt, das ganze Leben besteht aus Lernen und im günstigen Falle spirituellem Wachstum. Der Traum deutet stark darauf hin, dass es bei Dir noch an Gelassenheit und emotionaler Gesundheit fehlt. Auch letztere Zustände erreicht man nicht durch die Entlassung aus der ärztlichen Behandlung, sondern es bleibt ein Prozess.

Die Toilette ist ein Symbol der Reinigung. Im Traum hindert Dich Deine Mutter - klar ist sie an vielem oder allem schuld, was in Deinem Leben nicht gut lief. Aber die Mutter ist auch ein Symbol des Gefühles. Ein Teil von Dir (die Schwester) lacht schon fröhlich, der andere (die Mutter) ist immer noch am Hadern mit Dir und Deinem Leben. Gelassenheit, Selbstakzeptanz oder gar Selbstwertgefühl - das kann ein langer Weg sein. Die Medikamente auf dem Display deute ich einfach mal so, dass Du etwas TUN solltest in der Richtung. Das kann z.B. auch eine Selbsthilfegruppe mit Menschen ähnlicher Erfahrungen oder ähnlicher Vergangenheit sein oder eine Gruppe, die sich spirituellem Wachstum widmet. Nicht zu verwechseln mit Esoterikern.

Es können aber auch einfache Dinge sein. Mache Deinen Füherschein, bringe Dein Leben auf Kurs (entweder Studium mal forcieren oder doch eine Ausbildung oder was auch immer) und dann wirst Du irgendwann weniger Grund haben, an Dir zu zweifeln, weil Du auch Dinge erreichst, die Du Dir wünscht. Eine schöne Wohnung? Eine glückliche Beziehung? Finanzielle Unabhängigkeit? Das sind nicht notwendige Voraussetzungen für spirituelles Wachstum und emotionale Gesundheit. Aber es sind doch Ziele, für die man arbeiten kann -jeden Tag ein bißchen. Und wenn Du dann z.B. die Führerscheinprüfung (das Leben besteht auch aus Prüfungen!) nicht bestehen solltest - hast Du die Wahl, daran zu wachsen, weil Du es erstens versucht hast und zweitens ohne Beruhigungsmittel oder daran zu zerbrechen. Halt, wegen einer Führerscheinprüfung? Die kann man doch wiederholen. Es gibt auch Menschen, die leben ohne Auto und das nicht schlecht. Und so ist es mit allem anderen auch im Leben.

Du benennst anfangs viele Ziele in Deinem Leben, ich kann mir vorstellen, dass hier auch eine gewisse Versagensangst besteht (wie konnte sich dieser Berg sonst anhäufen?) und Du Dir Vorwürfe machst, hier bislang versagt zu haben. Das ist aber weder nötig noch hilfreich. Tue einfach Schritt für Schritt - und: Einatmen, Ausatmen und alles wird gut bzw. schaffbar. Das Traumbild ist auch, nicht voranzukommen auf dem Wege zur spirituellen Reinigung, noch gefangen zu sein in der Vergangenheit. Ein Zusammenbruch entsteht oft durch zu hohe Ansprüche. Nimm Dir also vor, was Du gut schaffen kannst. Die Vorwürfe Deiner Eltern kannst Du dann überhören. Und mit Deinen eigenen Vorwürfen besser umgehen lernen.

Das sind alles Aspekte des Erwachsenwerdens. Die man weder mit der Strafmündigkeit (14), noch mit der Volljährigkeit oder einer bestimmten Altersgrenze erreicht und auch nicht mit mg bestimmter Medikamente (die phasenweise aber nützlich sein können). Das musst Du alles selber machen, selbstständig und in Eigenverantwortung. Der Traum reflektiert auch eine gewisse Angst davor. Es wird Rückschläge geben. Die Du zu verantworten hast dann. Und auch Erfolge beim Erreichen Deiner Ziele. Kurz gefasst ist Hinfallen (Zusammenbrechen) im Leben keine Schande. Nur nicht wieder Aufzustehen - das ist eine Schande, die man sich dann auch vorwerfen darf.

Schlussendlich wirst Du aber im Traume wachgerüttelt und wirst das alles erkennen. Und vor allem begreifen, dass Du vieles schaffen kannst. Und vieles auch nicht. Das ist das Leben eines Erwachsenen.

Herzliche Grüße
Crank
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